Die Landwirtschaft wird digital

Mittlerweile vergeht kaum ein Tag an dem das Thema „Landwirtschaft 4.0“ nicht unseren Alltag prägt. Alle reden davon – doch was bedeutet Landwirtschaft 4.0 denn wirklich?

Schlauer als ihr Anwender
Mit Landwirtschaft 4.0 sind spezifische Funktionen und Anwendungen gemeint. Im Wesentlichen geht es dabei um sogenannte cyber-physische Systeme (CPS). Darunter versteht man einen Verbund informatischer, softwaretechnischer Komponenten mit mechanischen und elektronischen Teilen, die über eine Dateninfrastruktur wie zum Beispiel dem Internet oder Bus-Systemen miteinander kommunizieren. Funktionen wie autonome Lenksysteme, präzise und teilflächenspezifische Bewirtschaftung und geometrisch exakte Saatgutablage, die Pflegemaßnahmen in Längs- und Querrichtung erlauben, sind aktuell die prominentesten Vertreter der Außenwirtschaft.
Im tierischen Bereich geht es neben der Automatisierung von Prozessen wie dem Melken oder Füttern, um die Tierbeobachtung. Indem das Verhalten von Kühen rund um die Uhr (24/7) mit Sensoren individuell erfasst und analysiert wird, können herannahende Erkrankungen, eine bevorstehende Abkalbung oder eine Brunst frühzeitig und verlässlich erkannt werden. Viele dieser Systeme besitzen eine sogenannte kontextsensitive Parameterinterpretation. Im übertragenen Sinn entspricht dies den kognitiven Fähigkeiten von uns Menschen. Im Vergleich zur konventionellen Methode, der visuellen Beobachtung, erkennen sie physio- und pathologische Ereignisse wesentlich früher und besser. Die Systeme erscheinen damit schlauer als ihr Anwender selbst. Landwirtschaft 4.0 steht in diesem Moment für Ressourceneffizienz, mehr Tierwohl, verbesserte Tiergesundheit und Transparenz.

Leistungsfähige Funktionen erobern den Markt
Neben den vielen Chancen müssen aber auch die mit der Digitalisierung einhergehenden Herausforderungen gelöst werden. Das sind beispielsweise Fragen zur Datenhoheit, zum Datenschutz und zur Transparenz. Die Vernetzung von Systemen ist ebenfalls eine aktuelle Herausforderung, an der zahlreiche Hersteller und Einrichtungen arbeiten. Es kann und muss davon ausgegangen werden, dass mit der herstellerunabhängigen Vernetzung und den daraus resultierenden Möglichkeiten neue und deutlich leistungsfähigere Funktionen den Markt erobern.

Digitale Kompetenz ist entscheidend
Automation und Robotik eröffnen in Kombination mit leistungsfähigen Systemen zur Tierbeobachtung zahlreiche Möglichkeiten. So kann ein Lebensmittel wie Milch in sehr großen Einheiten industriell produziert werden. Gleichzeitig ergeben sich für die alpenländische Landwirtschaft Chancen. Denn, die in bäuerlichen Strukturen veredelten Lebensmittel sind auf Familienbetrieben natürlich und nachhaltig gewachsene, qualitativ höchstwertige Produkte. Inwieweit wir es schaffen, diesen Mehrwert zu realisieren und ihn als Chance zu nutzen, wird mitunter wesentlich von unserer digitalen Kompetenz abhängen.

Wir sind Innovation Farm
Auch an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein beschäftigen sich Forscher und wissenschaftliche Mitarbeiter mit dem Thema „Digitale Landwirtschaft“.
Zukunftsweisende Testreihen fanden dazu bereits statt, mittlerweile liegen zahlreiche Ergebnisse darüber vor. Großer Andrang herrschte auch bei der Tagung „Landwirtschaft 4.0“. 
Raumberg-Gumpenstein ist zudem einer von drei Standorten der „Innovation Farm“. Hier beschäftigt man sich mit neuen Technologien, Trends und Entwicklungen und macht diese für die Landwirtschaft sichtbar, greifbar und vor allem anwendbar. Die Innovationen werden in Form von “Usecases” von den Firmen beantragt. In umfangreichen Praxisstudien kommt es am Versuchsbetrieb Raumberg-Gumpenstein zur Testung der relevanten “Usecases”. Die Evaluierung der Innovationen durch zahlreiche Praktiker runden die Ergebnisse ab.
Das Ziel der „Innovation Farm“ ist die anschaulich und fundierte Präsentation und Darstellung von Innovationen und Technologien. Das Angebot richtet sich an Landwirte, Schüler, Lehrer und Berater sowie an alle die an diesen Technologien interessiert sind.

DI Christian Fasching, Abteilung Artgemäße Tierhaltung, Tierschutz und Herdenmanagement, HBLFA Raumberg-Gumpenstein

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  • Fuetterung Kuehe 24 @MartinaSiebenhandl: BMLRT/ Martina Siebenhandl
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