“Die Hoffnung ist der Tod des Kaufmanns”

Abentung forderte die Bäuerinnen und Bauern zu stärkerem Marktbewusstsein auf. ©BZ/Pichler
Abentung forderte die Bäuerinnen und Bauern zu stärkerem Marktbewusstsein auf. ©BZ/Pichler
“Haben wir ein Produkt, das die Konsumenten wollen?”, fragte der Direktor des österreichischen Bauernbundes Johannes Abentung die anwesenden Bäuerinnen und Bauern und forderte damit zu einer Diskussion über (zu ändernde) Denkweisen in der Landwirtschaft heraus. “Wir dürfen nicht mehr in der Planwirtschaft leben, sondern müssen endlich am Markt ankommen”, so Abentung. Er war vergangene Woche als Gast beim “Sommergespräch am Bauernhof” in St. Marienkirchen im Bezirk Schärding geladen.

“Wissen, was der Konsument will”

Er wolle bewusst keine “politische Schönrederei” betreiben, so Abentung, sondern zu einer Diskussion anregen, in welche Richtung sich die Landwirtschaft entwickeln soll. Zu hoffen, dass sich “die Märkte erholen” oder dass es in der nächsten Förderperiode ab 2020 “das gleiche Ausmaß an Förderungen gibt”, sei zuwenig. Denn: “Die Hoffnung ist der Tod des Kaufmanns.” Es brauche vielmehr das Bewusstsein, dass “jeder Bauer ein Unternehmer ist”.

Natürlich sei gerade heuer ein schwieriges Jahr und die Nöte und Sorgen der bäuerlichen Familien nur allzu verständlich. Entlastungsmaßnahmen alleine würden aber nicht reichen. “Die Agrarpolitik kann nicht das Geld bieten, was im Verkauf nicht erwirtschaftet werden kann”, so Abentung, “sonst werden uns am Ende unsere Äcker und Felder nicht mehr gehören.” Die Lösungen seien vielmehr in der Marktwirtschaft zu suchen, obgleich ein System, in dem nur der Markt zählt, freilich in der heimischen Landwirtschaft nicht funktioneren werde. “Wir müssen uns aber viel stärker in Richtung Konsumentenbedürfnisse orientieren”, so der Bauernbund-Direktor. Der Wirtschaftskreislauf werde derzeit oft nicht bis zum Konsumenten gedacht. Abentung: “Jeden Tag, an dem wir uns darüber keine Gedanken machen, gewinnt die Industrie.”

“Die Lösung liegt in der Vielfalt”

“Der größte Teil der österreichischen Landwirtschaft hat das Potential, am Markt etwas zu verdienen”, ist sich Abentung sicher. Hier gelte es die Konsumentengruppen zu kennen – “was sie haben wollen und was sie kaufen würden”. Dafür müssten dann die richtigen Produkte geschaffen werden. Auch das Modell der Genossenschaften könne neu belebt werden. Parallel sei kontinuierliche Bewusstseinsbildung notwendig, was das Thema Regionalität betrifft. “Es muss im Kopf der Konsumenten sein.” Dann werde es auch entsprechend nachgefragt und schließlich angeboten. Der Schlüssel für den Erfolg der österreichischen Landwirtschaft insgesamt liege in der Vielfalt seiner Betriebe, die “alle ihren Platz haben”, so Abentung. Jeder müsse dann seinen, für sich richtigen Weg finden, denn so Abentung: “Immer dann, wenn alle das gleiche machen, verdient man nichts mehr”.

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