Die „Heurigen“ sind da, aber künftig könnte dauernde Versorgung spießen

Trotz ungünstiger Witterung im Frühjahr hat sich der Start der neuen Erdäpfel-Saison mit den „Heurigen“ letztlich nur um eine Woche verzögert. Allerdings lassen die Wetterextreme heuer auch um etwa 20 bis 30 Prozent geringere Erträge befürchten.

Alois Silmbroth, Franz Stöbich, Erdäpfelprinzessin Klara Kraxberger, Manfred Schauer, Franz Waldenberger, Regina und Bernhard Mayer vom Spargelhof Mayer und Martin Paminger (von links)

Gepflanzt wurde mit Ende März etwa zwei Wochen später als sonst, dazu kamen auch noch ein kühler April und teilweise Mai sowie überdurchschnittliche Regenmengen. Die zuletzt wärmeren Tage konnten die Verzögerung etwas reduzieren.

„Der Erdapfel ist eine Langtagespflanze, das heißt, die Pflanzen brauchen für das Wachstum von unterirdi­schen Sprossen die Zeit vor der Sonnen­wende“, sagt LKOÖ-Präsident Franz Waldenberger, der selbst auf seinem Hof in Pennewang Erdäpfel anbaut und direkt vermarktet. An diesen Sprossen entstehen die jungen Knollen: Pro ge­pflanztem Erdapfel in der Regel etwa zehn bis 15 Stück. Wird zu spät gepflanzt, entwickeln sich deutlich weniger Knollen. „Daher ist zu befürchten, dass es heuer zu geringeren Erträ­gen kommen wird“, so  Waldenberger.

Die Anbauflächen von Erdäpfeln san­ken in Österreich in den vergangenen zwei Jahren deutlich. Zurzeit wachsen auf Österreichs Feldern inklusive Stärkeindustriekartoffeln noch 18.687 Hektar, 18 Prozent davon sind Bioflächen. Somit wurden die Flächen allein in den vergangenen Jahren um etwa zehn Prozent reduziert. Bei Bioflächen war der Rückgang der Flächen geringer. Die Ursachen sind im Klimawandel und bei der deutlichen Reduktion von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen zu finden. Das zusammen führt zu enormen Ertragsschwankungen. Je nach Anbaugebiet und saisonalen Bedingungen liegen die Erträge zwischen 25.000 und 50.000 Kilogramm pro Hektar. Unter circa 38.000 bis 40.000 Kilogramm Ertrag pro Hektar ist der Anbau bei durchschnittlichen Erzeugerpreisen nicht mehr wirtschaftlich.

Steter Rückgang gefährdet die ganzjährige Versorgung

Erdäpfel benötigen wesentlich mehr Wasser als etwa Körnermais. Durch den Klimawandel gibt es in Ostösterreich, vor allem im Weinviertel, deutlich weniger Niederschlag und damit auch Erdäpfelanbau. Bei den Schädlingen macht der Drahtwurm immer wieder Probleme – das kann durchaus die Hälfte der Ernte kosten. Durch das Verbot von wichtigen Pflanzenschutzmittelwirkstoffen in den letzten Jahren ist den Bauern kein wirksamer Pflanzenschutz mehr möglich. „Auch die oberösterreichischen Erdäpfelbauern haben die Flächen reduziert. Im Vergleich zu 2022 um fünf Prozent, im Vergleich zu 2021 blieben die Flächen stabil“, sagt Waldenberger. Derzeit werden hierzulande Erdäpfel auf
1030 Hektar angebaut, mehr als 20 Pro­zent davon auf biologische Weise. Regional starke Erzeugergemeinschaften bewirken zudem einen höheren Anteil an direkter Vermarktung. Jedoch sei die Konsequenz des ständigen Flächenrückganges in Österreich alarmierend und es sei zu befürchten, dass es künftig keine ganzjährige Versorgung mit heimischen Erdäpfeln mehr geben wird. Der Eigenversorgungsgrad lag in Österreich im vergangenen Jahr bei 86 Prozent und damit um vier Prozent niedriger als 2021.

Eine rein österreichische Spezialität ist der „Heurige“.

Der frühreife Erdapfel ist zart und mit schuppiger, loser Schale, wofür er geschätzt wird. In anderen europäischen Ländern werden nur ausgereifte Erdäpfel angeboten.

In OÖ: Vier Viertel und vier Erzeugergemeinschaften

  • Eferdinger Landl-Erdäpfel: Gegründet wurde die Gemeinschaft mit derzeit 36 bäuerlichen Betrieben und circa 400 Hektar Anbaufläche vor mehr als 20 Jahren, Obmann ist Manfred Schauer. Die Eferdinger Landl-Erdäpfel-Bauern vermarkten in OÖ 4000 Tonnen Erdäpfel und halten damit einen Marktanteil von 15 Prozent aller verkauften Erdäpfel.
  • Sauwald Erdäpfel: Die Erzeugergemeinschaft besteht aus zehn bäuerlichen Betrieben mit etwa 50 Hektar Anbaufläche, es gibt sie seit mehr als 30 Jahren. Obmann ist Manfred Paminger.
  • Salzkammergut Erdäpfel: „Aus der Region für die Region“ produzieren sieben Betriebe auf 30 Hektar die Erdäpfel. Treibende Kraft dahinter ist die Familie des Obmannes Alois Silmbroth.
  • Granitland Erdäpfel: 2010 haben zwölf Bio-Betriebe aus dem oberen Mühlviertel die Erzeugergemeinschaft gegründet. „Ziel war, unsere auf etwa 20 Hektar wachsenden Mühlviertler Qualitäts-Knollen bestmöglich zu vermarkten“, so Obmann Franz Stöbich.

Neuer Name

Als „GEO_OÖ“ bezeichnen sich Oberösterreichs Gemüse-, Erdäpfel- und Obstbauern. Der Beschluss, dass auch die OÖ Erdäpfelbauern im Verband einen eigenen Spartensprecher erhalten und der Verbandsname geändert wird, war bei der Generalversammlung im November 2022 gefallen. Als erster Erdäpfelsprecher wurde Martin Paminger von den Sauwald-Erdäpfeln aus St. Ägidi einstimmig gewählt.

- Bildquellen -

  • Erdäpfel Saisonauftakt: LK OÖ
- Werbung -
AUTORGabi Cacha
Vorheriger ArtikelFarmfluencerin Anja Reifner – Zurück ins echte Leben
Nächster ArtikelMaßgeschneiderte Traktoren