Kommentar von Thomas Weber,
Herausgeber von Biorama und Buchautor.
Ich habe volles Verständnis für Tierhalter, die sich um ihre Schützlinge sorgen, weil Wolf und Bär wieder in unsere Kulturlandschaft vordringen. Risse von Rind, Schaf und Ziege mit dem Hinweis darauf abzutun, dass nachweisbare Schäden ohnehin ersetzt würden, sind weltfremd. Niemand, der sich heutzutage noch Tierhaltung antut, macht das allein des Geldes wegen. Leidenschaft, ein Bezug und eine Beziehung zu den Tieren sind Voraussetzung.
Mein Verständnis endet allerdings, wenn es sich nicht wirklich um „Schützlinge“ handelt; also wenn nichts Ernstzunehmendes für ihren Schutz getan wird. Mitunter begegnen mir immer noch Landwirte, die aus kategorischem Trotz behaupten, ihre Tiere wären nun einmal nicht schützbar. Der Wolf müsse weg! Der Bär sowieso. Und aus. Ihr Urteil haben sie gefällt, ohne es selbst versucht zu haben. Manchmal werden Betriebe, die Herdenschutz betreiben, auch immer noch als Verräter geächtet. Nun bleibt fraglich, ob es wirklich bereits für jedes Gelände überzeugende Lösungen für den Herdenschutz gibt. Wir müssen uns aber vom Gedanken verabschieden, dass ein paar Abschüsse die Probleme mit dem Wolf aus der Welt schaffen. Selbst in wolfsfreie Zonen würden immer wieder Raubtiere einwandern. Ohne Schutzmaßnahmen geht es also nicht.
Die Politik muss sich vorwerfen lassen, zu spät reagiert zu haben, um praktikable Lösungen zu erproben. Einen Teil der bedingungslosen Wolfsbefürworter wiederum zeichnet Naivität aus. Denn auch wenn es natürlich sein mag, dass neugierige Jungwölfe wenig Scheu zeigen. Es muss erlaubt sein, diese Tiere negativ zu konditionieren – ihnen muss klargemacht werden, dass sie im Siedlungsgebiet absolut unerwünscht sind.
- Bildquellen -
- Weber Thomas: Michael Mickl