Kommentar von Martin Kugler,
Martin Kugler, Wissenschaftskommunikator am Austrian Institute of Technology
Nun darf also wieder etwas Normalität in unser Leben einkehren: Nach dem Aufsperren von Gasthäusern, Kultureinrichtungen und Tourismusbetrieben kann endlich wieder soziales Leben in der Öffentlichkeit sprießen. Gut so! Eine Welt ohne Wirtshaus- und Konzertbesuch, ohne Urlaub und Reisen ist doch wie das sprichwörtliche Gulasch ohne Saft.
Man sollte sich freilich bewusst sein, welchen Umständen wir die Öffnung verdanken: zum einen uns allen, die wir die Anti-Corona-Maßnahmen umgesetzt haben; zum anderen aber auch der Wissenschaft, der es in unglaublich kurzer Zeit gelungen ist, wirksame Mittel zur Verhinderung von Infektionen zu finden.
Die rasche Entwicklung der Impfstoffe war nur durch jahrzehntelange Grundlagenforschung möglich, auf die nun aufgebaut werden konnte. Deutlicher denn je wurde dadurch klar, wie wichtig Wissenschaft für unser Wohl ist! Impfungen und Antibiotika sind schließlich unsere schärfsten Waffen gegen jene Erkrankungen, die noch vor einigen Generationen Massensterben bewirkten: Die fünf schlimmsten Krankheiten des 19. Jahrhunderts – Pocken, Kinderlähmung, Tetanus, Diphtherie und Masern – konnten hierzulande praktisch ausgerottet werden.
Gegner dieser segensreichen Erfindungen gab es übrigens auch damals von Anfang an. Und sie hatten auch schon früher keine guten Argumente, wie etwa die Medizinhistoriker der Österreischischen Akademie der Wissenschaften dieser Tage berichteten: Bereits im Jahr 1800 befürchteten Impfgegner, dass Kinder, die den damals erfundenen Kuhpockenimpfstoff erhielten, Kuh-ähnliche Züge entwickeln würden…