Welches Potenzial in moderner Technik liegt, haben heuer erneut die Agritechnica in Hannover, aber auch Messen hierzulande wie in Ried oder Wieselburg gezeigt. Dennoch sind vielerorts die Aussichten der Landmaschinenhändler trotz Rekordergebnissen der Hersteller getrübt.
Von der „Land & Forst“-Messe in Wieselburg über die „Rieder Landwirtschaftsmesse“ bis hin zur „Agro Alpin“ in Innsbruck – für Interessenten an neuer Agrartechnik gab es heuer in Österreich genug Möglichkeiten, brandneue Maschinen und Geräte zu bestaunen. Solche bringen nicht nur mehr Leistung, sondern auch mehr Komfort, Effizienz und Präzision auf die Betriebe. Intelligente Lösungen und Software spielen vielfach eine immer wichtigere Rolle, ebenso wie Umweltschutz. Mindestens genauso wichtig wie die Technik und Systeme selbst ist allerdings der Händler, der sie vertreibt. Beim „Treffpunkt BauernZeitung“ in Ried wurden daher auch die besten Landmaschinenhändler vor den Vorhang geholt und mit dem „dextra“ ausgezeichnet (siehe Artikel ganz unten).
Am Stuhleck wurde gezeigt, was moderne Forsttechnik leistet
Der Höhepunkt aus forsttechnischer Sicht war sicherlich die Austrofoma. Mehr als 20.000 Besucher kamen auf das Stuhleck bei Spital am Semmering zu der von der LK Steiermark in Zusammenarbeit mit den Bundesforsten organisierten Schau mit 168 Ausstellern. Jede Menge Forstmaschinen waren dort im praktischen Einsatz zu sehen. Natürlich wurden auch Preise für Innovationen vergeben, um zu zeigen, dass smarte Lösungen auch im Forst immer wichtiger werden. Gewonnen hat in der Kategorie „Holzernte-Maschinen“ der Gebirgsharvester Syncro 45 K von MM-Forsttechnik aus Frohnleiten, bei „Geräten und Zubehör“ der Drohnenlasthaken Ludwig Hook Light mit nur geringem Eigengewicht von gerade einmal 700 Gramm, in der Kategorie „Ergonomie und Sicherheit“ das Smart Stabilizer Control System von Kronos für die Stützbeine des Rückewagens und in der Kategorie „Smart Solutions“ das Überwachungssystem Nokian-Tyres-Intuitu für Reifen, eingereicht von ForesTree.
Roboter, Sensoren und KI übernehmen auf dem Feld
Einen Blick in die nahe Zukunft „zukunftsweisender Produktideen“ für die Landwirtschaft ermöglichte die „Robotics & Smart Implements Challenge“ der Raiffeisen Ware Austria und ihrer Tochterunternehmen Agro Innovation Lab und Lagerhaus TechnikCenter speziell für Start-ups und Innovatoren in zwei Kategorien. Besonders für Aufsehen sorgte dabei der „Compact S9000“ von AvL Motion (1. Preis in der Kategorie „Perfect Use Case”). Der autonome Roboter für die Spargelernte zeigt, wie monotone, manuelle Arbeit, für die es immer schwieriger wird Personal zu finden, durch weitgehend autonom arbeitende Technik ersetzt werden könnte. Zum Bedienen der rund 4,5 Tonnen schweren Erntemaschine braucht es nur eine Person, die den „Compact S9000“ mittels einer Fernbedienung zum abzuerntenden Spargeldamm dirigiert und während der maschinellen Ernte die weißen Stangen sammelt. Mit der Maschine können laut deren Hersteller bis zu 9.000 Spargelstangen pro Stunde geerntet werden. Die Detektion des Spargels erfolgt dabei mit einem optischen RGB-Sensor in Kombination mit künstlicher Intelligenz und Laser.
Ein Landtechnik-Event der Superlative: die Agritechnica
Einen regelrechten Regen an Auszeichnungen für die Hersteller gab es wieder auf der größten Landtechnikschau der Welt, der Agritechnica. Mehr als 2.600 Aussteller aus 53 Ländern präsentierten in Hannover wieder ihre Innovationen auf dem lange vor Messebeginn ausgebuchten Ausstellungsgelände. Bereits im Vorfeld der Messe veröffentlicht wurden die Sieger des Wettbewerbs “Innovation Awards”. Die Goldmedaille ging heuer an New Holland für das Gesamtkonzept von dessen neuem Doppel-Axialrotor- Mähdreschermodell CR. Die Mega-Erntemaschine steht auch exemplarisch für die Richtung, in welche sich die Landtechnik Schritt für Schritt entwickelt: maximale Leistungsdichte bei Einhaltung verschiedener Restriktionen. Letztere ergeben sich etwa durch Abmessungen im Hinblick auf Straßenfahrten und die Massen (etwa Achslasten).
Am Eröffnungstag der Agritechnica wurden die vier Sieger des “Tractor of the Year“-Award (TotY), des wichtigsten Preises für Traktoren, bekannt gegeben. Die BauernZeitung ist in dieser Award-Jury durch Chefredakteur Bernhard Weber vertreten.
In der „Farm Machine“-Jury wird die BauernZeitung durch den Leiter der OÖ Redaktion, Thomas Mursch- Edlmayr, repräsentiert. Auch diese Preise wurden in Hannover vergeben. (Mehr zu diesen beiden Awards im aktuellen Magazin “ProHektar” der BauernZeitung).
Eintrübende Absatz-Aussichten nach Rekordergebnissen
„Europas Landtechnikhersteller kommen mit Rekordergebnis nach Hannover“, titelte der Verband deutscher Maschinen- und Anlagenbauer im September seine Pressemeldung im Vorfeld der Agritechnica. „Kontinuierlich hohe Zuwachsraten im Auftragseingang haben dafür gesorgt, die Landtechnikindustrie über mehr als drei Jahre in der Spitzengruppe der Wachstumsbranchen des Maschinen- und Anlagenbaus zu positionieren“, teilte Tobias Ehrhard, Geschäftsführer der VDMA-Landtechnikbranche, mit. Allerdings räumte Ehrhard schon damals ein, „dass gut gefüllte Händlerlager eine bremsende Wirkung auf das Bestellverhalten haben“. Der vom Europäischen Verband der Landmaschinenindustrie (CEMA) erhobene allgemeine Geschäftsklimaindex lag zuletzt im Dezember 2023 deutlich im roten Bereich (- 48 Punkte auf einer Skala von – 100 bis + 100). „Geschäftsklima tief in der Rezession“, schrieb dazu die CEMA auf ihrer Webseite. Zwei Drittel der Mitgliedsbetriebe würden mit einem Umsatzrückgang in den kommenden sechs Monaten rechnen. Für das kommende Jahr 2024 wird allerdings prognostiziert, dass der Umsatz der Landmaschinenbranche „nur leicht zurückgehen wird“, im Schnitt um zwei Prozent.
Einige internationale Landtechnikkonzerne haben noch im heurigen dritten Quartal gute Geschäftszahlen vorgelegt. AGCO etwa (Massey Ferguson, Fendt, Valtra) hat mit plus 10,7 Prozent einen Rekord-Nettoumsatz eingefahren, bei CNH (Case IH, New Holland, Steyr) stiegen Umsatz und Reingewinn zuletzt im Vergleich zum Vorjahresquartal jeweils um zwei Prozent. Claas konnte im vergangenen Geschäftsjahr, das mit 30. September endete, das Ergebnis vor Steuern sogar mehr als verdreifachen.
In Österreich dagegen ist die Regent Pflugfabrik indes heuer in wirtschaftliche Schieflage geraten, sodass ein Sanierungsverfahren (ohne Eigenverwaltung und auf Eigenantrag) eröffnet wurde.
Quelle: ROMOLO TAVANI – STOCK.ADOBE.COM; REPRO: BZ/FLEISCHANDERL“dextra” für die besten Händler:
Fachkompetenz, gute Beratung und bester Service sollten Händler auszeichnen. Und natürlich Handschlagqualität. Genau darauf spielt der Name des Preises für die besten Landmaschinenhändler Österreichs, das lateinische Wort „dextra“ an. Ermittelt werden sie von den Leserinnen und Lesern der BauernZeitung. Heuer waren dies LT-Profi aus Hartberg in der Kategorie „Große Betriebe/mehr als 30 Mitarbeiter”, Scherndl-Figl aus St. Margarethen a. d. Sierning bei „Mittlere Betriebe/16 bis 30 Mitarbeiter” und Landtechnik Katzler für „Kleine Betriebe bis 15 Mitarbeiter”.
- Bildquellen -
- AVL Spargel: BZ/Stockinger
- Montage Pokal Scaled: ROMOLO TAVANI – STOCK.ADOBE.COM; REPRO: BZ/FLEISCHANDERL
- Austrofoma: FOTO FISCHER