Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.
Rund um die Rue de la Loi 130, Sitz der Generaldirektion Agri im Europaviertel von Brüssel, hat das große Feilschen um die weitere Zulassung von Glyphosat begonnen. Zur Erinnerung: Noch ist der Herbizidwirkstoff bis zum 15. Dezember erlaubt. 2017 war die Zulassung wegen umstrittener Risikobewertungen nur mehr um fünf Jahre erneuert und 2022 um ein Jahr verlängert worden. Wie aus Kommissionskreisen verlautet, will man nun mit einer Verkürzung der Verlängerungsfrist die Zustimmung noch kritischer Mitgliedstaaten gewinnen, um eine möglichst satte Mehrheit für die weitere Zulassung zu erhalten. Wobei: Die maximal mögliche Zeitspanne (15 Jahre) gilt für Glyphosat als illusorisch.
Die EFSA, Europas Behörde für Lebensmittelsicherheit in Parma, hat nach jahrelanger Überprüfung des Wirkstoffes im Sommer das Mittel gegen Unkraut bei richtiger Anwendung als grundsätzlich sicher eingestuft, verweist aber auf Datenlücken betreffend der Folgen für die Biodiversität.
Selbst der bisher als Gegner der Glyphosat-Verlängerung auftretende Agrarminister Frankreichs (immerhin dem größten Agrarland der EU) ist mittlerweile in die Gruppe der Befürworter einer Neuzulassung gewechselt. Er vertraue der Einschätzung der Wissenschaft, dass eine weitere Verwendung zu rechtfertigen sei.
Das Feilschen mit anderen dauert wohl noch mehrere Wochen. Sollte es im EU-Agrarministerrat keine Mehrheit für (oder gegen) Glyphosat geben, tagt der Berufungsausschuss. Kommt auch dieser zu keiner Lösung, kann die Kommission ihren Vorschlag annehmen – und Glyphosat weiterhin befristet erlauben.