COVID-19-Infektionen in französischen Schlachtbetrieben

Mindestens drei französische Schlachthöfe sind mit COVID-19-Infektionen in die Schlagzeilen geraten. Im Schweineschlachtbetrieb Tradival in der Nähe von Orleans wurden zu Wochenbeginn 34 Arbeiter von 400 positiv auf den Virus getestet. Das Werk, das zur französischen Genossenschaft Sicarev gehört und jährlich rund 55.000 t Schweinefleisch liefert, musste anschließend zusperren. Im Ort Fleury les Aubrais wurden dazu Schulen und Kindergärten geschlossen. Ebenfalls erwischt hat es einen Schlachthof in der Bretagne, in Saint Brieuc. Dort wurde bei 69 Arbeitern eine Infektion mit COVID-19 festgestellt. In der Vendée wurden elf der 700 Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet.

Jetzt käme es darauf an, die Kontakte der Identifizierten zu prüfen, insbesondere in den Zerlegebetrieben, erklärte Laurent Habet von der örtlichen Gesundheitsbehörde (ARS). In Frankreich werden die gehäuften Fälle in den Schlachthöfen vor allem auf die fehlende räumliche Distanz an den Zerlegebändern zurückgeführt. Eine Debatte über schlechte Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen löst die Corona-Krise in Frankreich nicht aus. Werksverträge und die engen Unterkünfte von zugereisten Arbeiten aus anderen EU-Mitgliedstaaten spielen dort kaum eine Rolle.

Seit Jahren leidet Frankreich darunter, dass seine Fleischwirtschaft den deutschen Wettbewerbern unterlegen ist. Von französischer Seite kam lange vor der Corona-Krise der Vorwurf an deutsche Schlachtbetriebe, sie unterlaufen mit Subunternehmen und unfairen Arbeitsbedingungen den Wettbewerb. Doch ist jetzt im Zusammenhang mit COVID-19 kaum etwas von den Vorwürfen gegen deutsche Schlachtbetriebe zu lesen.

Weltweites Problem

Die Häufung der Infektionen ist derweil ein weltweites Problem. In den USA wurden nach Auskunft des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) 5.000 Schlachthofmitarbeiter positiv getestet. Das sind immerhin 4% von den 130.000, die in den USA in dieser Branche arbeiten. In den USA wird zudem von vier Menschen berichtet, die sich als Fleischbeschauer angesteckt haben und an COVID-19 gestorben sind. Aus den USA wurde bekannt, dass Schlachthöfe nicht unbedingt geschlossen werden, selbst wenn sich Arbeiter mit der Krankheit angesteckt haben. Schließlich gelten sie als “systemrelevante” Betriebe, noch dazu unter einem Präsidenten, der die Versorgung seines Volkes mit Proteinen zu seiner eigenen Angelegenheit gemacht hat.

In Australien wird das Problem sachlich angegangen. Die Arbeiter in Zerlegebetrieben müssten eng beieinander arbeiten, hält Professor Benjamin Cowie zu der Häufung von COVID-19-Fällen in der Fleischbranche fest. Eine räumliche Trennung bleibe deshalb eine große Herausforderung. Cowie ist Virologe am australischen Doherty Institute. In Australien ist vor allem von Cedar Meats bei Melbourne die Rede – mit 98 positiv getesteten Arbeitern und einer zwischenzeitlichen Schließung.

AIZ

- Bildquellen -

  • Schlachthof für Schweine: agrarfoto.com
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