Bodenverbrauch: Erstmals einheitliche Daten

In der bei der Raumordnungskonferenz beschlossenen „Österreichischen Bodenstrategie“ wurde ein neues Monitoringsystem zur Berechnung der Flächeninanspruchnahme und Versiegelung festgelegt. Damit gibt es erstmals eine bundesweit einheitliche Datengrundlage. Demnach schneidet das für den hohen Flächenverbrauch vielfach kritisierte Oberösterreich besser ab als erwartet. Selbst Landesrat Achleitner zeigte sich „überrascht“.

Beim Thema Bodenverbrauch ist es oft nicht einfach einen Interessensausgleich zu finden.

Raumordnung und Bodenverbrauch sind seit jeher heiß diskutierte Themen und zuletzt auch wieder einmal zu einem großem Politikum geworden. Wie in der BauernZeitung berichtet, hat Ende Februar im Linzer Landhaus die „erste gesamtösterreichische Raumordnungs-Tagung“ stattgefunden, bei der die Raumordnungslandesräte aller Bundesländer gemeinsam mit dem Städte- und Gemeindebund die „Österreichische Bodenstrategie“ einstimmig beschlossen haben. „Quer durch alle Parteien und ohne quantitative Begrenzung“, betonte Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner.
Letzteres wollten die Grünen mit dem Ziel den Bodenverbrauch bis 2030 auf 2,5 Hektar pro Tag zu beschränken. Grund dafür waren die alarmierenden Zahlen des Umweltbundesamtes, die für Österreich und insbesondere das Land ob der Enns einen besonders hohen Verbrauch auswiesen. Demnach sei Oberösterreich mit 4,25 Hektar pro Tag negativer Spitzenreiter. Laut Achleitner seien die Zahlen „falsch“, da die Erhebung nach nach einer „alten Methode“ mit Daten des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen ausgewertet wurden. „Bis dato gab es keine aussagekräftige Datengrundlage. Es sind viele verschiedene Zahlen herumkursiert, da diese vielfach auf Schätzungen und Hochrechnungen beruht haben“, so Achleitner. Nun werden die Daten basierend auf dem digitalen Flächenwidmungsplan (in OÖ: doris.at) berechnet: „Damit gibt es erstmals bundesweit einheitliche und damit vergleichbare Daten“, so Achleitner.

Flächeninanspruchnahme bedeutet nicht automatisch Versiegelung

Vergangene Woche wurden die Ergebnisse für Oberösterreich auf Basis des nun bundesweit einheitlichen Flächenmonitorings präsentiert. Demnach beträgt die gesamte Flächeninanspruchnahme – das sind Flächen, die durch menschliche Eingriffe verändert bzw. bebaut wurden und damit nicht mehr für die land- und forstwirtschaftliche Produktion bzw. als natürlicher Lebensraum zur Verfügung stehen – im Land ob der Enns 106.000 Hektar (ha). Das entspricht 8,8 Prozent (%) der Landesfläche Oberösterreichs und setzt sich wie folgt zusammen: 49,9 % Siedlungsflächen innerhalb der Baulandwidmung, 29,1 % Verkehrsflächen, 14,2 % Siedlungsflächen außerhalb der Baulandwidmung (z. B. landwirtschaftliche Gebäude), 4,9 % Freizeit- und Erholungsflächen und 1,9 % Ver- und Entsorgungsflächen.
„Flächeninanspruchnahme bedeutet aber nicht automatisch, dass die Flächen auch versiegelt sind“, betonte Michael Resch von der Abteilung Raumordnung. Von der gesamten in Anspruch genommenen Fläche ist in Oberösterreich nur etwas mehr als die Hälfte (ca. 55 %) versiegelt, sprich betoniert oder asphaltiert.
Insgesamt stehen im Land ob der Enns gewidmete Baulandflächen (exkl. Verkehrsflächen im Bauland) im Ausmaß von knapp 60.000 ha zur Verfügung, wovon circa 11.000 ha bzw. 18,8 % nicht bebaut und somit Baulandreserve sind. „Als Bauland gewidmete Grundstücke können zum Teil auch weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden. Im Durchschnitt beträgt der Anteil der als Bauland gewidmeten, aber derzeit landwirtschaftlich genutzten bzw. bewaldeten Flächen an der gesamten Baulandwidmung
11,3 Prozent“, so Resch.

„Es hat mich selbst überrascht, dass wir als Wirtschafts- und Industriebundesland so gut
abschneiden.“
Markus Achleitner

Auch im Bundesländervergleich schneide Oberösterreich jetzt besser ab als erwartet. Laut diesen vom Umweltbundesamt neu erhobenen Daten ist Oberösterreich sowohl beim Anteil der Flächeninanspruchnahme als auch der Versiegelung am Dauersiedlungsraum (umfasst den potenziell für Landwirtschaft, Siedlungen, Betriebsflächen und Verkehr verfügbaren Raum) am drittsparsamsten von allen Bundesländern. „Das hat mich selbst überrascht, da wir als Industrie- und Wirtschaftsbundesland, nach Wien die meisten Arbeitsplätze haben und das braucht eben auch Platz“, so Achleitner, der auch darauf verwies, dass sich in Oberösterreich die Flächeninanspruchnahme für Bauland von 2021 (0,89 ha pro Tag) bis 2023 (0,46 ha pro Tag) fast halbiert hat.
Das zeige, dass die OÖ. Raumordnungsnovelle, die mit dem 1. Jänner 2021 in Kraft getreten ist, bereits wirke. „Wir gehen mit der Ressource Boden verantwortungsbewusst um und werden so sparsam wie möglich sein. Wir wollen aber auch Zukunftsentwicklung ermöglichen und ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort bleiben, damit sich neue innovative Unternehmen in Oberösterreich ansiedeln. Daher wird es auch künftig entlang von Hauptverkehrsadern Umwidmungen geben“, so Achleitner mit Blick in die Zukunft.
Die nächste Aktualisierung des Flächenmonitorings der ÖROK durch das Umweltbundesamt erfolgt voraussichtlich 2025 – hier werde dann auch erstmals eine fachlich fundierte Entwicklung der Werte ablesbar sein.

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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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