“Angebot und Nachfrage bewegen sich meist gegengleich”, so lautet die langjährige Erfahrung Hubert Starks, der gemeinsam mit Johann Ollmann die Geschäfte des Produzentenverbands Bioschwein Austria führt. Diese Organisation ist hierzulande mit etwa 75 Prozent Marktanteil der führende Bioschweine-Vermarkter, der neben allen großen Lebensmittelketten auch gewerbliche und andere Anbieter mit Bioschweinen und Teilstücken versorgt. Die zweite größere Produzenten- und Vermarktungsorganisation ist “Pannonia Bios”, deren Betriebe überwiegend in Ostösterreich angesiedelt sind.
Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage
Die Verbände verstehen sich als Dienstleister ihrer Mitgliedsbetriebe in den Bereichen Produktion und vor allem Vermarktung. Dies ist wichtig, um Produktion und Absatzmöglichkeiten in Einklang zu halten und einen stetigen Warenfluss mit kalkulierbaren Konditionen zu gewährleisten. Stark: “Die Absatzmengen schwanken über das Jahr gesehen um plus-minus zehn Prozent. Wir bezeichnen das als ‚Stimmungsschwankungen‘, denn wir können nicht genau erklären, aus welchen Gründen die Konsumenten einmal mehr und dann wieder weniger zu Bioschwein greifen.” Das Problem für die Produzenten dabei ist, dass die Absatzschwankungen häufig gegengleich zur Angebotsentwicklung verlaufen. Hier greift dann Bioschwein Austria ein und nimmt mit eigener Zerlegung und Lagerung den Mengendruck aus dem Markt. Generell sieht Stark den Markt für Bioschweine derzeit “in Richtung ausgeglichen” unterwegs. Dies sei daran ablesbar, dass einzelne Ferkelerzeuger seit Kurzem wieder Partien beim Verband zur Vermarktung anmelden. Sonst sei es üblich, die Ferkel im Direktbezug an Mastbetriebe zu verkaufen. Bei den Biomastschweinen habe es bis vor etwa zwei Jahren ein Überangebot gegeben, das die Preise gedrückt hat. Seit Ende 2014 war dann eher zu wenig Bioschweinefleisch am Markt.
Stabilität ist wichtiger als Gewinnmaximierung
Vor dem Hintergrund solcher Wechselbäder – Stark: “Wir haben bereits die siebente Krise hinter uns” – strebt Bioschwein Austria mit seinen Abnehmern langfristig geordnete Geschäftsbeziehungen an. Das heißt, dass Preisspitzen, wie beispielsweise derzeit in Deutschland, nicht mitgemacht werden, dass aber andererseits auch Preistäler nicht voll auf die Bioschweinehalter durchschlagen. Richtwert für eine mittelfristige Kalkulation kann ein Bioschweinepreis im Preisband von 2,70 bis 3,20 Euro pro Kilogramm sein (netto, 55 % MFA). Der Ferkelpreis bis 25 kg ist mit dem 1,5-fachen des Mastschweine-Basispreises empfohlen. Der Grundsatz “Wir stehen zu unseren Kunden” hat sich über einen längeren Zeitraum gesehen besser gelohnt als die kurzfristige Gewinnmaximierung, auf die sehr bald auch wieder ein Tal der Tränen folgen kann. Als wichtig für einen stabilen Markt erachtet Bioschwein Austria eine “breite Aufstellung” – das bedeutet, dass im täglichen Geschäft auch auf die Bedürfnisse von Kleinproduzenten und Kleinvermarktern Rücksicht genommen wird. Die Bioschweinehaltung in Österreich ist kleinstrukturiert. Laut Grünem Bericht für das Jahr 2014 hielten rund 3400 Betriebe in Summe 68.000 Tiere. Abzüglich der Kleinst- und Hobbyhalter verbleiben mit marktrelevanter Bedeutung etwa 2500 Betriebe mit einem Bestand etwa 50.000 Tieren. Das jährliche Volumen an Schlachtschweinen dürfte sich nach eigenen Schätzungen auf etwa 90.000 Tiere belaufen. Der Marktanteil von Biofleisch und Biogeflügel wächst langsam aber stetig – laut RollAMA von wertmäßig 3,3 % im Jahr 2013 auf 4,1 % im Jahr 2015. Eckpunkte der Bioschweinehaltung ist Österreich sind der Auslauf für alle Produktionsstufen, erhöhte Mindestmaße bei der Stallfläche, planbefestigte Liegeflächen mit Einstreu, freie Abferkelung, mindestens 40 Tage Säugezeit, die Fütterung mit 100 % Biofuttermitteln und die ausschließliche Aufstallung von Bioferkeln für die Mast. Nähere Infos im Internet unter www.biola.atH.M.