Die Rewe-Spitze zog Bilanz, von Franz Fischler (2. v. li.) gab es viel Lob.

Es war im Jahr 1994, jenes der Volksabstimmung Österreichs über den Beitritt zur Europäischen Union, als sich die Konzernführung der Rewe Österreich entschloss, eine eigene Biomarke in ihre Supermarktregale zu bringen. „Wir wollten Bio aus der ‚Jesusschlapfen-Fraktion‘ herausführen“, erklärte der Geschäftsführer der Eigenmarke, Andreas Steidl salopp. Gestartet habe man damals mit 30 Produkten. „Heute haben wir 1.100“, so Steidl. Mehr als 80 Prozent des Ja!Natürlich-Sortiments stammen aus Österreich, 4.200 Biobauern liefern die Rohstoffe dafür.

Fischler: „Für diese Pioniertat sollte die österreichische Landwirtschaft heute noch dankbar sein.“

Was einst mit der Vision begann, allen unseren Kunden leistbare Bioprodukte anzubieten, hat dazu geführt, dass Österreich heute Bio- Weltmeister ist“, ist Marcel Haraszti, Vorstand der Rewe International, überzeugt. Dem pflichtete auch Franz Fischler, damals Landwirtschaftsminister und kurze Zeit später EU-Agrarkommissar, bei: „Wir mussten weg davon, dass Bio nur in Reformhäusern und auf Märkten vertrieben wird.“ Während unter den Bioverbänden jedoch Zwist über die jeweiligen Standards vorherrschte, sei dem Rewe- Konzern durch ehrgeizige Richtlinien über den gesetzlichen Mindeststandards der Durchbruch gelungen. Dazu Fischler: „Für diese Pioniertat sollte die österreichische Landwirtschaft heute noch dankbar sein.“

„30 Jahre permanentes Umsatzwachstum“

1995 brachte dies dem Handelskonzern einen Markenumsatz von umgerechnet 32 Millionen Euro ein. Dem folgten „30 Jahre permanentes Umsatzwachstum“. 2023 gingen Ja!Natürlich-Produkte im Wert von 585 Millionen Euro über die Ladentheken. Der Bioanteil bei Billa und Billa Plus betrage über alle Warengruppen hinweg mittlerweile 12 Prozent. „Das untermauert das große Potenzial, das Ja!Natürlich noch hat“, so Klaudia Atzmüller, ebenfalls Geschäftsführerin der Eigenmarke. Ihr Kollege Steidl wagte indes eine Prognose für die Zukunft: „In zehn Jahren schaffen wir mit unserer Schwestermarke ‚Billa Bio‘ die Umsatzmilliarde, in 15 Jahren knacken wir sie allein.“

Danach gefragt, wie ständig steigende Standards und leistbare Bioprodukte mit der derzeit angespannten Stimmung unter den heimischen Biobauern zusammenpasst, hieß es, dies gehe nur mit „engen Partnerschaften“. Was dauerhafte Aktionen betrifft, wie sie etwa Billa Bio bietet, versicherte Steidl: „Der Preis am Supermarktregal wird nicht nur über den Erzeugerpreis gesteuert, sondern auch über Hebel bei den Verarbeitungs- und Stückkosten.“ Für die Zukunft gab Franz Fischler den Rewe-Managern den Rat, „die Dynamik beizubehalten“. Und mit Blick auf die Biolandwirte stellte er klar: „Wir müssen es schaffen, die Kontrollen so zu gestalten, dass der Bauer nicht in Bürokratie erstickt.“

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  • Ja!Natürlich Jubiläum: REWE
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AUTORClemens Wieltsch
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