Oberösterreichs Almen sind ein  wahres Naturjuwel und ein wich­tiger Teil der traditionsbewussten Landwirtschaft. Aktuell werden im Land ob der Enns 422 Almen mit insgesamt 36.500 Hektar Fläche bewirtschaftet. Für den Erhalt dieser atemberaubenden Landschaften gelte der Grundsatz „schützen durch nützen“. Denn erst die Almbäuerinnen und Almbauern würden mit der Beweidung durch Nutztiere und dem Instandhalten der Almhütten, Wanderwege und Zäune diese wunderbare Kulturlandschaft erhalten. „Außerdem werden durch die Almbewirtschaftung Weideflächen offengehal­ten, das Grünland einer Verwertung zugeführt und Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten geschaffen“, betonte Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger im Zuge einer Almbegehung mit Journalisten in der Region Phyrn-Priel im Herzen des Nationalparks Kalkalpen. So werde durch die wertvolle Arbeit der Landwirte minderwertiges Eiweiß, welches in Gräsern enthalten ist, zu hochwertigem Eiweiß, nämlich zu Milch- und Fleischprodukten, umgewandelt. Darüber hinaus sichere die Bewirtschaftung von Almwiesen und auch die Bewirtung von Almbesuchern die Existenz bergbäuerlicher Betriebe.

Es müssen Regeln gelten 

Doch Almen seien nicht nur Lebensraum und Arbeitsplatz, sondern auch Erholungsgebiet, weswegen Achtsamkeit und Respekt im Umgang mit Natur und Weidevieh wichtige Schlagwörter sind. „Auf der Alm gibt‘s zwar koa Sünd, aber ein paar Verhaltensregeln, die je­der kennen sollte. Diese Regeln sorgen für ein gutes Miteinander und einen für alle Seiten erfreulichen Alm­be­such“, so Langer-Weninger mit verweist auf den Folder „Miteinander auf Österreichs Almen“, welcher auch online unter www.sichere-almen.at zu finden ist. Denn auch wenn die Kommunika­tionsoffensive zum richti­gen Verhalten auf den Almen bereits fruchte, müsse diese weiterhin forciert werden: „Erst wenn die Alm-Regeln so publik sind, wie etwa die Schwimmregeln, dann sind wir am Ziel“, ergänzt der Obmann des oberösterreichischen Almvereins Johann Feßl. Immerhin liege die primä­re Funktion der Almen darin als Produktionsgrundlage zum Einkommen und damit der Existenzgrundlage der heimischen bergbäuerlichen Betriebe beizutragen.

Förderung der Almwirtschaft

Almen übernehmen also vielfältige Funktionen und sorgen gleichzeitig für Wertschöpfung in der Region. Dies al­leine rechtfertige die Förderung des Multitalents Alm. So leistet das Land Oberösterreich durch die Arbeit der Abteilung „Ländliche Neuordnung (LNO) im Almbereich“ einen wesentli­chen Beitrag zur Erhaltung und Entwicklung einer zeitgemäßen Alm­bewirt­schaftung. „Die kapital- und arbeitsintensiven Leistungen der Almbewirtschafter ermöglichen den hohen Erho­lungswert der Almen für die Gesellschaft und vor allem auch für den Tourismus. Dieses öffentliche Gut zur Frei­zeitnutzung wird von der Abteilung Länd­liche Neuordnung mit Fördermitteln und fachlicher Betreuung entsprechend unterstützt“, erklärt LNO-Abtei­lungsleiter Robert Türkis.

„Ein Miteinander zwischen Wolf und Almen wird nicht funktionieren.“ Michaela Langer-Weninger

In Summe führe man pro Jahr 30 bis 60 Almförderungsprojekte mit anrechenbaren Gesamtkosten von circa  600.000 Euro und einem Fördervolumen von etwa 300.000 Euro von oberösterreichischen Almbauern durch. Diese betreffen den Neubau oder die Reno­vie­rung von Almwirtschaftsgebäuden in regionaltypischer Bauweise, die Wasser- und Energieversorgung auf Almen und die Neuschaffung von Almweideflächen durch Rodung und Wegebau. Seit dem Jahr 2000 konnten dadurch mehr als 300 Hektar Almweideflächen neu geschaffen werden. Für die nachhaltige Almbewirtschaftung seien diese Projekte maßgebend. Denn obwohl die Wertigkeit für Almen zugenommen habe, werde die Anzahl an Alm­bau­ern- und bäuerinnen immer weniger.

Almbauern werden weniger

Vor 25 Jahren gab es im Land ob der Enns noch um ein Drittel mehr Almbewirtschafter als heute. So exisitieren von etwa 900 nur noch 600. „Es gibt immer weniger, die diese Mühe auf sich nehmen. Man hat mit massiven Besucherandrängen zu kämpfen. Darüber hinaus bereitet den Almbauern der Wolf massives Kopfzerbrechen“, erläutert Feßl. Im Nationalpark Kalkalpen nehme man den Wolf derzeit noch nicht wahr und auch in ganz Oberösterreich gab es heuer noch keinen einzigen Wolfsriss. Dennoch müsse der Erhaltungszustand des Wolfes für ganz Europa geprüft werden, denn dieser bleibe vor der Grenze ja nicht stehen. „Ein Miteinander zwischen Wolf und Almen wird nicht funktionieren“, ist Langer-Weninger überzeugt. Für eine Veränderung des Schutzstatus des Raubtieres müsse jedoch die „Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie“ ange­passt werden. „Das Einzäunen des Viehs ist schon möglich, doch dies kann nicht in der Verantwortung der Bauern liegen“, betonte Feßl abschließend.

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  • 9 30 Sitzend Auf Der Alm Web: Land OÖ / Ernst Grilnberger
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AUTORAnna Sophie Luegmair
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