Bäuerliches Eigentum schützen

Seit Beginn der Corona-Pandemie habe sich die Anzahl an Tourenskigeher stark erhöht – eine Tatsache, die für heimische Bäuerinnen und Bauern immer mehr zur Herausforderung werde. Denn vielerorts seien Sportler im freien Gelände unterwegs und hinterlassen Schäden und Müll.

Woman skier freeride skitur uphill in snow in winter forest.

Immer mehr Skifahrer kehren den präparierten Pisten den Rücken
zu und steigen auf Tourenskier um. Diese Entwicklung habe auch damit zu tun, dass Corona-Abstandsregeln im freien Gelände leichter einhaltbar seien. Des Weiteren ziehe sich der Schnee in höhere Lagen zurück, sodass Wintersportarten nur mehr in höhergelegenen Gebieten Oberösterreichs möglich seien. In Stoßzeiten, wie etwa in den Ferien, komme es vermehrt zu überfüllten Parkplätzen. Doch auch Schäden sowie Müll im Wald und Flur werden häufig hinterlassen.

Aus Sicht zweier Bäuerinnen: Betroffene Regionen im Lande

Hierzulande besonders betroffen sei die Pyhrn-Priel-Region, die von Freizeitnutzern regelrecht gestürmt werde. Anlässlich einer Pressekonferenz der Landwirtschaftskammer Oberösterreich schilderten zwei Bäuerinnen aus der Region – Silke Antensteiner und Regina Reiter – ihre Sicht dieser Problematik. „Die krasse Zunahme an Tourenskigehern geht mit dem Reinfahren in Jungwälder einher, denn jeder möchte seine eigene Spur runterziehen. Weiters finden wir im Frühjahr viel Müll. Muss es sein, dass man alles ausnützt?“, so Antensteiner, die mit ihrem Betrieb auch Mitglied bei Urlaub am Bauernhof ist.

„Wir müssen mit den Flächen wirtschaften und diese sind unsere Erwerbsgrundlagen. Es hat Jahrhunderte gebraucht, um die Flächen so zu schaffen und zu pflegen wie sie jetzt sind. Regina Reiter

Für ein winterliches Fair Play: Jungwald und Tiere schützen

„Scharfe Dosen sind für Wild- und Nutztiere extrem gefährlich. Und wenn ich zum Beispiel ein Rind mit einer verschmutzten Windel im Maul sehe, bin ich überzeugt, dass das nicht gut ist“, ergänzt Milchbäuerin Reiter. Darüber hinaus hätte man bereits versucht bestimmte Flächen einzuzäunen, die in Folge von Wintersportlern aufgeschnitten wurden. Auch das Wild brauche Ruhe. Die permanente Störung des Wildes, wie z. B. in der Wildfütterungszone, führe zu einem erhöhten Energieaufwand. Dadurch komme es wiederum zu Verbissschäden im Wald.
Auch Gamseinstände in felsigen Gebieten werden häufig in Unruhe gebracht: „Gämse erschrecken dabei und stürzen infolge bei der Flucht oftmals ab“, schildert Antensteiner ihre Erfahung.

Respekt vor Eigentum: Für ein gutes Miteinander in Natur

„Im Interesse der bäuerlichen Grundbesitzer weise ich darauf hin, dass die Benutzung von Wald- und Wiesenflächen zur Sportausübung nur in eingeschränktem Maß zulässig ist“, betont Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich. An alle, die gerne in der Natur Sport betreiben, appelliere er, sich dabei so zu verhalten, dass es zu keinen Schäden kommt und Rücksicht auf Pflanzen und Tiere genommen wird. Außerdem plädiert die Landwirtschaftskammer für die Schaffung vertraglicher Regelungen, in denen Haftungsfragen geklärt werden.
Die Landwirtschaft akzeptiere, dass Menschen Naturräume als Erholungsraum nutzen. Besucher sollten aber das bäuerliche Eigentum respektieren. „Wir müssen mit den Flächen wirtschaften und diese sind unsere Erwerbsgrundlagen. Es hat Jahrhunderte gebraucht, um die Flächen so zu schaffen und zu pflegen wie sie jetzt sind. Beide Seiten können voneinander profitieren, wenn wir Grenzen und Regeln einhalten und offen in Gespräche gehen“, so Reiter abschließend.

- Bildquellen -

  • Bestimmte Regeln müssten eingehalten werden, um den Naturraum noch lange in der Form zu bewahren.: Foto: adobestock.com – Baikal360
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AUTORAnna Sophie Luegmair
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