Ausfallraps eliminieren, Begrünung fördern

Zwischenfruchtbau

Diese Zwischenfruchtmischung wurde Ende Juli 2015 gesät. Das Foto stammt vom 16. Oktober. Aufgrund eines Säfehlers kam es zu Rapsdurchwuchs (siehe Bildmitte). ©
Diese Zwischenfruchtmischung wurde Ende Juli 2015 gesät. Das Foto stammt vom 16. Oktober. Aufgrund eines Säfehlers kam es zu Rapsdurchwuchs (siehe Bildmitte). ©
Die im Öpul angebotenen Varianten der Sommer-Herbst-Begrünungen können als die “Hohe Schule” des Zwischenfruchtanbaus gelten. Die Herausforderung dabei ist, in einem knappen Zeitfenster den Nachwuchs der Hauptkultur zu eliminieren, eine massenwüchsige Zwischenfrucht zu etablieren und in der Folge auch ein für den Herbstanbau entsprechendes Saatbett darzustellen.
Folgende Varianten sind im Öpul für den Zwischenfruchtanbau im Sommer-Herbst vorgesehen:
• Variante 1 (200 Euro/ha)
spätester Anbau31. Juli
frühester Umbruch15. Okt.
Aussaat von mindestens fünf insektenblütigen Mischungspartnern
• Variante 2 (160 Euro/ha)
spätester Anbau31. Juli
frühester Umbruch15. Okt.
Aussaat von mindestens drei Mischungspartnern.
• Variante 3 (160 Euro/ha)
spätester Anbau20. Aug.
frühester Umbruch15. Nov.
Aussaat von mindestens drei Mischungspartnern.
Die Varianten 1 und 2 mussten bereits im Mehrfachantrag beantragt werden; zudem ist bei diesen beiden Varianten der nachfolgende Anbau von Wintergetreide im Herbst verpflichtend.

Nährstoffe binden, Bodengare fördern

Wie sich eine handelsübliche Mischung insektenblütiger Sämereien in der Praxis bewährt, dazu führt die LK Burgenland bereits seit mehreren Jahren Anbauversuche durch. Dabei wurde nach der Ernte von Raps vor der Folgekultur Weizen eine Zwischenfrucht angebaut.
Im Jahr 2015 wurde der Versuch auf einem Standort in Andau mit überwiegend mittel- bis hochwertigem Ackerland durchgeführt.
Zum Einsatz kam eine handelsübliche Zwischenfruchtmischung der Saatbau Linz, bestehend aus Mungo/Ramtillkraut, Alexandrinerklee, Ölrettich, Senf, Buchweizen und Phacelia. Die empfohlene Aussaatmenge betrug 20 kg/ha. Diese Mischung besteht aus sechs verschiedenen Arten. Sie entspricht den Vorgaben der Öpul-Variante 1, kann aber auch für die Varianten 2 bis 5 verwendet werden.
Ebenso kann sie für Begrünungen im Rahmen des Systems Immergrün herangezogen werden. Im Normaljahr mit einer Rapsernte Anfang bis Mitte Juli und einen Weizenanbau Mitte Oktober wird es im System Immergrün immer notwendig sein, zwischen Raps und Weizen eine Zwischenfrucht zu säen.
Es gibt aber auch viele pflanzenbauliche Gründe, die für die Anlage einer Sommer-Herbst-Begrünung sprechen:
• Nährstoffe binden – nach der Rapsernte ist damit zu rechnen, dass bis zum Anbau der Folgekultur Weizen viel Stickstoff mineralisiert wird. Zwischenfrüchte tragen dazu bei, Nährstoffverluste zu vermeiden.
• Erosionsschutz – Schutz der Bodenoberfläche vor Verschlämmung, Wasser- und Winderosion.
• Bodengare – Erhaltung der Bodengare und Förderung des Bodenlebens.

Strategien gegen den Ausfallraps

Um die genannten Aufgaben bestmöglich zu erfüllen, ist grundsätzlich ein früher Sätermin günstig. Dabei besteht aber die Gefahr, dass der Ausfallraps die Zwischenfrucht überwuchert. Um den Rapsnachwuchs in Schach zu halten, wurde daher folgende Strategie gewählt:
• Kein Stoppelsturz unmittelbar nach dem Rapsdrusch – Ausfallraps keimt besser, wenn er an der Bodenoberfläche liegt, als wenn er z. B. durch einen mitteltiefen Grubberstrich teilweise vergraben wird. Natürlich sind dafür Niederschläge notwendig. Im Jahr 2015 war auf der Versuchsfläche für das Auflaufen des Ausfallrapses bis Ende Juli genügend Wasser vorhanden.
• Flacher Stoppelsturz nach dem ersten Aufgang – sobald erste Rapskeimlinge zu sehen sind, wird der Boden ganzflächig und flach umgebrochen. Dies schafft das Keimbeet für die zweite Aufgangswelle.
• Mit der Saatbeetbereitung wird im Optimalfall die zweite Welle an Ausfallraps zerstört.
Ende Juli ist der späteste Anbautermin für die Öpul-Zwischenfrucht-Varianten 1 und 2. Sollte bis dahin der Ausfallraps aufgrund ausbleibender Niederschläge nicht aufgelaufen sein, dann ist es wahrscheinlich empfehlenswert, diese Begrünungsvarianten bei der AMA wieder abzumelden. Der Mindestbegrünungsanteil im System Zwischenfrucht von zehn Prozent ist dann mit anderen Varianten zu erfüllen. Aufgrund unserer Erfahrungen auf dem Standort Andau ist dieses Risiko zu relativieren. Im Zeitraum von 2011 bis 2015 ist der Ausfallraps mit nur einer Ausnahme problemlos bis Ende Juli aufgegangen. Im System Immergrün, bei dem der Zwischenfruchtanbau spätestens 30 Tage nach der Ernte des Rapses erfolgen muss, ist der Ausfallraps in jedem Jahr in diesem Zeitraum aufgegangen.
Wie wichtig ein sorgfältiges Management des Ausfallrapses ist, zeigt das Aufmacherbild. In der Bildmitte ist ein Bereich zu sehen, in dem bei der Saat der Anschluss an die letzte Arbeitsbreite nicht optimal war. Auf dieser Fläche hat sich überwiegend Ausfallraps etabliert.

Mischungsanteile nach Erfahrung gewichten

Der Versuch hat weiters gezeigt, dass die Zwischenfrucht auf dem Standort Andau leider zu stark vom Senf dominiert war. Wertvollere Mischungspartner mit z. B. besser ausgeprägtem Wurzelsystem wie Mungo/Ramtillkraut oder Phacelia wurden unterdrückt. Eine Verringerung des Senfanteils in der Mischung wäre wünschenswert.
Beachtenswert ist auch die Kälteempfindlichkeit bzw. die bei früher Aussaat erreichbare physiologische Reife der Begrünungskomponenten. An Mungo/Ramtillkraut zeigten sich bereits nach einer Nacht mit +0,5 °C bereits erste Kälteschäden; am ebenfalls kälteempfindlichen Buchweizen hingegen noch nicht. Bei Begrünungen der Varianten 1 und 2 ist dies kein Problem, da sie Mitte Oktober ohnehin eingearbeitet werden. Überwinternde Begrünungen sollten dagegen nicht so kälteempfindlich sein, damit deren aktive Zeitspanne länger aufrecht bleibt. Buchweizen bildet sehr schnell keimfähige Samen. Wenn Winterweizen folgt, ist dies kein Problem, bei Sommerungen sollte dies beachtet werden.
Welche Begrünungsmischungen zum jeweiligen Standort passen, ist am besten durch eigene Versuche herauszufinden. Wer die Versuchsflächen der LK Burgenland in Andau besichtigen möchte, der hat dazu Mitte September Gelegenheit und sollte sich den Termin vormerken. Kontakt zum Autor per E-Mail: willi.peszt@lk-bgld.at

Willi Peszt, LK Burgendland

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