Die Tage der offenen Tür an den Schulen sind großteils abgeschlossen, vereinzelt gibt es noch Schnupper- und Infotage, bei denen sich die Schülerinnen und Schüler über ihre „Wunschschule“ informieren können. „Wir nehmen ein hohes Interesse an unserer Ausbildung wahr“, sagt Michaela Hartl, Direktorin der HBLA Elmberg. An ihrer Schule wird eine fünfjährige Ausbildung mit Schwerpunkt Lebensmitteltechnologie und Unternehmensführung sowie ein dreijähriger Aufbaulehrgang für Absolventen landwirtschaftlicher Fachschulen angeboten. Beide Ausbildungen schließen mit der Matura ab. Aufgrund der bisherigen Rückmeldungen ist Hartl zuversichtlich, auch für das kommende Schuljahr die Klassen gut zu füllen.
Lehre als Konkurrenz
Selbstverständlich ist das nicht. Denn die Anzahl der 15-Jährigen ist rückläufig (siehe Grafik). „Geburtenschwache Jahrgänge kommen jetzt in die höheren Schulen“, sagt der amtsführende Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer. „Die Schulen buhlen um ihre Schüler“, bringt er die Situation zum Ausdruck. Ein weiterer Grund ist auch die wieder zunehmende Attraktivität der Lehre. Aus der Wirtschaft gebe es eine große Nachfrage, zudem werde das Modell „Lehre mit Matura“ von vielen jungen Menschen sehr gut angenommen. Große Änderungen versprechen die nächsten Jahre nicht, die Talsohle in punkto der geburtenschwachen Jahrgänge müsste allerdings erreicht sein, schätzt Enzenhofer.
„Wenn‘s schön ist, wird g‘heigt“
Zu den genannten Faktoren kommt im Bereich der Landwirtschaft auch noch der Rückgang an landwirtschaftlichen Betrieben dazu, sprich: „Es gibt immer weniger Kinder aus Bauern-familien“, sagt Hubert Fachberger, Direktor der HLBLA St. Florian. Beim Tag der offenen Tür habe es aber großes Interesse gegeben. An seiner Schule wird eine fünfjährige Ausbildung mit abschließender Matura angeboten, der Schwerpunkt liegt auf der Landwirtschaft.
Die zunehmende Nachfrage aus der Wirtschaft spürt auch er. Deshalb seien HTLs eine gewisse Konkurrenz zum Florianer Schultyp. An der HTL Ried wurde beispielsweise vor zwei Jahren ein eigener Zweig „Agrartechnik“ gestartet, der sich großer Beliebtheit erfreut. Kinder aus bäuerlichen Familien seien in der Wirtschaft besonders gefragt. „Um die Bauernkinder reißen sich alle“, sagt Fachberger. Warum? Weil sie Hausverstand haben und anpacken können: „Wenn‘s schön ist, wird g‘heigt. Das wissen die Bauernkinder“, bringt Fachberger deren Einstellung zum Ausdruck.
In den landwirtschaftlichen Fachschulen sieht Fachberger keine unmittelbare Konkurrenz, wenngleich er findet, dass auch dort viele Schüler das Potenzial für eine höhere Ausbildung hätten. Das Bestreben nach höherer Bildung sei in der Landwirtschaft noch zuwenig angekommen, findet er. Um Kindern und Jugendlichen generell die Möglichkeit einer guten Ausbildung zu geben, sieht Fachberger auch die Eltern in der Verantwortung: „Leider herrscht am Land noch vielfach die Überzeugung ,Wer etwas lernt, bleibt nicht zum Arbeiten‘. Dabei heißt Bildung nichts anderes als handlungsfähig zu werden, um zu entscheiden, was richtig und was falsch ist.“
„Wirtschaft wünscht sich mehr Absolventen“
Von erfreulichen Anmeldezahlen spricht Johann Plakolm, Landesschulinspektor der landwirtschaftlichen Fach- und Berufsschulen in Oberösterreich. Etwa 3000 Schülerinnen und Schüler werden im Herbst eine der 15 landwirtschaftlichen Fachschulen in Oberösterreich beginnen, schätzt er. Damit befände man sich auf dem Niveau der Vorjahre. „Die Wirtschaft wünscht sich noch mehr Absolventen unserer Schulen“, sagt er: Weil die Ausbildung viel Praxis beinhalte, weil Persönlichkeits- ebenso wie Allgemeinbildung stattfinde und – so sagt auch er – „weil die Schüler Hausverstand haben“. Mit dem Modell „Land und Wirtschaft“, bei dem während der dreijährigen Fachschulausbildung bereits das erste Jahr einer Berufsschulausbildung mitgemacht wird, kommt man der Nachfrage aus der Wirtschaft entgegen.
Mit der Zusammenlegung der drei Fachschulen Katsdorf, Freistadt und Kirchschlag zum ABZ Hagenberg hat man „beste Erfahrungen gemacht“, sagt Plakolm. „Die Rechnung ist aufgegangen“, formuliert es Franz Scheuwimmer, Direktor des ABZ Hagenberg. Am Standort Hagenberg findet nun nicht mehr nur Schule statt, auch viele agrarische Veranstaltungen werden abgehalten, und ab 2019 sind dort auch die zusammengelegten Bezirksbauernkammern Freistadt und Perg zu finden.
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- 15-Jährige in Oberösterreich: Fotolia - beysim; Grafik: Bauernzeitung; Quelle: Statistik Austria
- Gummistiefel: Fotolia - Budimir Jevtic