Antworten auf Brüssels Biopläne

Elisabeth Köstinger will „über den Sommer“ eine Bio-Strategie ausarbeiten, damit Österreichs Biobauern angesichts des EU-Aktionsplanes für mehr Ökolandbau nicht unter die Räder kommen.

Ambitioniertes Ziel der EU-Kommission: 25 % Bioflächen bis 2030 Foto: Patrick P. Palej - stock.adobe.com

Geht es nach der EU-Kommission, soll der Bioanteil bei den Agrarflächen bis 2030 auf 25 Prozent zulegen. In Österreich beträgt der Bioflächenanteil schon jetzt 26 Prozent, 24.500 oder 23 % aller Bauern wirtschaften bereits biologisch. Das Brüsseler Ziel sei „ambitioniert“, meint die Landwirtschaftsministerin etwa mit Blick auf Polen, das gerade einmal 0,5 % Bioflächen aufweist. Die EU-Biooffensive berge aber auch Gefahren für Österreichs Biobauern. Das Angebot wachse stärker als die Nachfrage. Die Einkommen der Biobetriebe seien etwa 2019 um 10 % zurückgegangen, so Köstinger. Wenig abgewinnen kann die Ministerin auch den Forderungen von Bio Austria-Obfrau Gertraud Grabmann, die „Mehrleistungen von Bio stärker anzuerkennen“. Köstinger: „Allein mehr Förderungen und mehr Produktion kann nicht der Weg in die Zukunft sein.“ Und bekommt dafür Rückendeckung von LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger, der angesichts des gestiegenen Marktdrucks ebenfalls einem „Gleichklang von Produktion und Absatz“ das Wort redet: „Biologisch zu wirtschaften, aber konventionelle Preise zu bekommen, bringt unsere Bauern um. Daher muss hier mit einer gemeinsamen, klugen Strategie dagegengehalten werden.“
Eine solche soll nun mit dem Studienautor und neuen Obmann des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) Österreich, Urs Niggli, erarbeitet werden. Es gilt, die Wertschöpfungskette zu stärken, meint Niggli, konkret die Verarbeitung sowie durch mehr Bio-Absatz in Großküchen. Auch bestehe die Chance für Österreich, in der EU die Nummer 1 in der Bioforschung zu werden.

Differenzierte Betrachtungsweise
Indes warten Hunderte Rinderhalter weiterhin auf endgültige Regeln betreffend Bioweidehaltung. Bekanntlich droht Österreich hier ein „Anlastungsverfahren“ mit Strafzahlungen aufgrund der EU-Vorgaben, weil einige Biobetriebe etwa mit Anbindehaltung oder keiner täglichen Weidemöglichkeit nicht mehr den künftigen EU-Vorgaben entsprechen. Für 2020 und heuer habe man bereits „Verbesserungen erzielt“, sagt Köstinger. Man sei nach wie vor „dabei, mit dem Gesundheitsministerium eine abgestimmte Antwort an die EU-Kommission zu formulieren“. Die Ausgangslage in Österreich verlange eine „differenzierte Betrachtungsweise“. Eine Antwort der Kommission werde man kommunizieren. Josef Moosbruggers Linie ist klar: Auch der Biolandbau brauche „in der Praxis umsetzbare Rahmenbedingungen“.

Bernhard Weber

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