Es soll laut Köstinger eine starke Zukunftskooperation werden. „Wir schreiben damit eine Erfolgsgeschichte fort. Was unter Minister Sepp Pröll 2005 begonnen hat, war ein Marketingtool zur professionellen Vermarktung bäuerlicher Spezialitäten für den vielfältigen Geschmack der Regionen. Das haben wir nun neu belebt und um die Gastronomie und Veredelungsbetriebe erweitert. Bauern, Gastwirte und Manufakturen wie Bäcker oder Fleischer brauchen einander.”
Was haben die Bauern davon? „Im Idealfall,“ so die Ministerin, „haben alle drei eine höhere Wertschöpfung, wenn ihnen die Konsumenten die Türen einrennen. Damit heben wir uns von der Masse ab. Produkte, die dieses neue Siegel tragen sind sicher aus regionaler, bäuerlicher Produktion. Mit Ähnlichem werben tun ja viele.“
Gastwirt Richard Taudes sagt: „Wir Gastronomen können so besser auf die bäuerlichen Produkte zugreifen, die der Großhandel schon allein wegen der geringeren Mengen nicht führt.” Köstinger: „Gleichzeitig bündeln wir über unsere Datenbank so das Angebot auch etwa für Hotels oder Gastwirte, die bewusst regional einkaufen wollen und vernetzen die einzelnen Betriebe. Das hat bisher gefehlt und erleichtert Abnehmern die Suche. Gleichzeitig fördern wir Handwerksbetriebe, etwa Bäcker oder Fleischer, die sich nicht schon längst der Industrieware verschrieben haben.”
Salatbauer Markus Hillebrand: „Für uns war die Gründung der ‚Genuss Region Grazer Kräuthäuptel’ eine Initialzündung. Wir haben seither in der Steiermark alle Gemüsebauern formiert und jedes Jahr gemeinsame Aktionen gemacht. Die Leute suchen nach solchen Betrieben. Das Siegel AMA-Genuss Region gibt den Konsumenten Sicherheit und Garantie. Für mich ist es eine Super-Weiterentwicklung, die Krönung unserer Marke.“
Was aber meint der politische Gründer, Ex-Landwirtschaftsminister Josef Pröll? „Es ist die logische, Weiterentwicklung unserer Ur-Idee, all jene zu vernetzen, die in einer Region Genuss erzeugen und verkaufen wollen, egal ob Bauer, Manufaktur oder Gastwirte. Dass gerade diese Marke Bestand bewiesen hat, freut mich persönlich sehr. Auch die Jäger können künftig ihre Reviere zertifizieren lassen und so das Wildbret gezielt anbieten. Natürlich muss all das erst erneut wachsen.“
Hillebrand: „Als Direktvermarkter bin ich froh, dass wir damit auch die Flut an Marken, der nur mehr Insider folgen konnten, unter ein Dach bringen. Zusammenschlüsse unter Bauern wie dieser machen uns alle stärker.“
Ist damit auch mehr Bürokratie verbunden? Hillebrand: „Genau das Gegenteil ist der Fall. Meine Überprüfungen für ‚Gutes vom Bauernhof’, die Genuss Region, die AMA oder den Herkunftsschutz g.g.A. können künftig unter einer Kontrolle zusammengefasst ablaufen. Das kommt mich finanziell günstiger, und die Aufzeichnungen muss ich ohnehin führen.“
Der frühere Landwirtschaftsminister: „Es geht um Verlässlichkeit und Vertrauen. Wenn ich künftig in einem Wirtshaus bin und darauf vertrauen kann, dass dahinter dem AMA GR-Siegel eine Kontrollkette steht, fühle ich mich sehr wohl, dass nicht nur die Bauern, sondern auch Manufakturen und Wirte eine solche akzeptieren müssen, wenn sie mit dem AMA GR-Siegel werben.“
Wildwuchs wurde auch den Genuss Regionen vorgeworfen. Wird es künftig weniger geben? Köstinger: „Nicht wirklich. Wir wollen doch Vielfalt.“ Roman Taudes: „Für uns sind Produkte aus den Genuss Regionen ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zum nächsten Gasthaus auf der anderen Straßenseite. Wir verwenden diese, wo es geht und was saisonal gerade verfügbar ist.“
Warum ein weiteres AMA-Siegel? Elisabeth Köstinger: „Weil auch das AMA-Gütesiegel nicht nur eines der bekanntesten Siegel mit enorm hohen Vertrauenswerten bei den Konsumenten ist.“ Josef Pröll: „Dass man nach 15 Jahren eine Veränderung herbeiführen muss und Veränderung ein ständiger Begleiter ist, ist in der Wirtschaft unbestritten. Richtiger Zeitpunkt, richtige Ansage.“
Bernhard Weber
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- Koestinger Proell: BMLRT/Paul Gruber