Am Ende waren es nur noch acht …

Auf der Stablalm von Elmen geben alte Blockhütten Zeugnis über die Almvergangenheit.

Balkon des Lechtals: Die Stablalm mit herrlicher Aussicht

Die Stablalm, die der Gemeindegutsagrargemeinschaft Elmen gehört, liegt auf 1412 Meter oberhalb von Elmen im Naturpark Tiroler Lech. Die urige Hütte mit Stall und Gastwirtschaft thront auf einer Aussichtsterrasse, die einen der schönsten Ausblicke auf das Obere Lechtal offeriert, weshalb die Stablalm auch „Balkon des Lechtales“ genannt wird. Kein Wunder, dass dieser idyllische Hochsitz bei Einheimischen und Gästen als Ausflugsziel besonders geschätzt wird.

Blockhütten aus dem 17. Jahrhundert

Vor allem ausländische Gäste werfen aber auch begehrliche Blicke auf die ringsum liegenden Almwiesen – weniger wegen der hier weidenden Milchkühe, sondern weil sie es auf die schmucken, über das Weidegebiet verteilten Hütten abgesehen haben. „Wir bekommen sehr viele Anfragen, ob man dort übernachten kann“, erzählt Simone Winkler (geb. 1972), die mit ihrem Lebensgefährten Thomas Feineler (geb. 1965) in der Wintersaison 2017/2018 die Almpacht samt Gastwirtschaft übernahm. Die Antwort fällt abschlägig aus, denn es gibt ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Hütten, deren Grundbaukörper aus dem 17. Jahrhundert stammen, nur von den Eigentümern genützt werden dürfen.

Kleinbauern und kleine Almställe

Bis zu Anfang des 20. Jahrhunderts besaß fast jeder Bauer im Dorf auch eine Hütte auf der Stablalm. Jede Bauersfamilie kümmerte sich dort oben um die eigenen Kühe, molk sie, stellte Butter her und trug die restliche Milch eigenhändig hinunter ins Tal zu einer zentralen Molkerei. Es waren hauptsächlich Kleinbauern mit wenig Vieh, dementsprechend ausgerichtet waren die Hüttengrößen: Sie boten Raum für vier Kühe und beherbergten eine winzige Sennküche, eine Schlafstelle, einen Milchkeller (Steingaden) und meist einen Schweinskober. Die Ställe prägten vermutlich auch den Almnamen, denn „Stabl“ geht auf das romanische Wort stavel und auf das Lateinische stabulum zurück, das heißt Stall.

Quelle: Thomas Bischof
Die Stablalm vor dem Abriss der Hütten, ohne neuer, großer Hütte

Widerständigkeit lohnte sich

Von den ursprünglich 23 Almhütten sind acht übriggeblieben. Dass sie noch existieren, ist vor allem der Säumigkeit (bzw. Hartnäckigkeit) ihrer früheren Eigentümer zu verdanken. Denn als man sich Anfang des 20. Jahrhunderts aus wirtschaftlichen Gründen in der Gemeinde entschloss, einen gemeinsamen Almstall und eine Materialseilbahn zum leichteren Transport der Milch zu bauen, wurden die Bauern aufgefordert, die Hütten abzureißen, um mehr Weidefläche zu gewinnen. Volksschuldirektor Thomas Bischof, dessen Familie noch eine solche Hütte besitzt, erzählte mir, dass auch die sogenannte „Holzgerechtigkeit“ ein Grund für den Beschluss war, denn die Gemeinde war bis dahin verpflichtet, die Hüttendächer mit neuen Lärchenholzschindeln instand zu halten und das nötige Holz zur Bewirtschaftung der Hütten zur Verfügung zu stellen. Die meisten Bauern kamen der Aufforderung der Gemeinde zum Abriss nach, die Nachkommen der wenigen Säumigen freuen sich noch heute über die ihnen verbliebenen Hütten.

Bestens geführte Gastwirtschaft

Die anderen sind mit der großen Stablalmhütte zufrieden (die auf einem eigenen Platz etwas abseits der alten Hütten errichtet wurde), noch dazu, weil die Gastwirtschaft von Simone und Thomas bestens geführt wird. Simone arbeitete viele Jahre im Gastgewerbe und genießt es trotz der vielen Mehrarbeit selbständig zu sein, Thomas hat als Bauernsohn Erfahrung mit dem Milchvieh, ist aber auch in der Küche talentiert im Einsatz und sorgt mit Simone u. a. dafür, dass immer genug Speckknödel für die Gäste gerollt sind und der Duft von frischem Apfelstrudel die Hütte durchzieht. Auch Humor ist hier zuhause. Wenn Simone schmunzelnd darüber sinniert, dass manche ausländische Gäste das Vorurteil haben, Menschen auf der Alm seien der Zeit hinten nach und von einfachem Gemüt, „merken sie bald, dass wir hier nicht nur am Balkon des Lechtals, sondern auch sonst ganz auf der Höhe sind!“

Quelle: Stablalm, Fotostudio Rene
Stolze Almpächter: Simone Winkler und
Thomas Feineler

Irene Prugger freut sich über Rückmeldungen. Bitte per Mail an:irene.prugger@inode.at oder auf dem Postweg an die Redaktion der Tiroler Bauernzeitung, Brixner Straße 1, 6020 Innsbruck

- Bildquellen -

  • SKM C224e22061008440: Thomas Bischof
  • 020 Fotostudiorene: Stablalm, Fotostudio Rene
  • Stablalm IMG 20171121 WA0001: Stablalm
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AUTORIrene Prugger
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