Österreichs bäuerliche Vertreter in Wien und Brüssel wünschen sich für den im Herbst erwarteten Vorschlag der Kommission für ein nachhaltiges EU-Lebensmittelsystem mehr Mitspracherecht und eine Stärkung der Landwirtschaft in der Lebensmittelkette und am Markt. Konkret fordern die vier Agrarier:
- Ein EU-Lebensmittelsystem im Einklang mit den drei Säulen der Nachhaltigkeit
- Lebensmittelproduktion als Teil des “European Way of life”
- Einbeziehung aller Lebensmittel im EU-Binnenmarkt
- Klein- und mittelstrukturierte Betriebe für die Zukunft
- Primärerzeuger stärken
- Vorleistungen der Landwirtschaft anerkennen
- Investitionen in Bildung
- Partnerschaftliche Gesetzgebung auf Augenhöhe
- Herkunftskennzeichnung
- Nachhaltigkeitskennzeichnung
Landwirtinnen und Landwirte würden das Herz und das Fundament der Produktionskette für Lebensmittel bilden und ihre Interessen müssten in dem für Herbst erwarteten Vorschlag der EU-Kommission für ein nachhaltiges EU-Lebensmittelsystem berücksichtigt werden. „Einen nachhaltigeren Weg in unserem Lebensmittelsystem können wir nur mit den bäuerlichen Familienbetrieben einschlagen, nicht gegen sie. Wir erwarten uns daher einen Vorschlag, der alle drei Säulen der Nachhaltigkeit, Ökologie, Ökonomie und Soziales, gleichermaßen abdeckt“, so die Agrarvertreter in einem gemeinsamen Pressegespräch.
Zu oft würden die EU-Initiativen in der Landwirtschaft nur auf Verbote, Einschränkungen und Hürden für die Bodenbewirtschafterinnen und Bodenbewirtschafter abzielen. „Ich erwarte mir von der EU-Kommission bei diesem Rahmengesetz ein klares Bekenntnis zur landwirtschaftlichen Produktion in Europa“, sagt Schmiedtbauer. Wolle man künftig eine Importfalle verhindern, müssten heimische Familienbetriebe jetzt unterstütz werden.
Moosbrugger: „klarer Zukunftsweg, statt dornigem Irrgarten“
„Momentan schießen die Verordnungen wie Pilze aus dem Boden und vergiften die Stimmung. Es darf nicht sein, dass bäuerliche Familienunternehmen immer strengere Standards einhalten müssen, während diese für Importe nicht gelten. Gleiche Spielregeln für alle und mehr Wettbewerbsfairness. EU-Initiativen dürfen nicht der umweltschädlichen Agrarindustrie in Übersee dienen, sondern müssen unsere nachhaltigen Höfe stärken”, betont Moosbrugger und gibt ein Beispiel mit, wie eine Politik der Hindernisse, aussieht: „Dünger sowie Pflanzenschutzmittel reduzieren und Fläche aus der Produktion nehmen und dann die bäuerliche Landwirtschaft erhalten wollen.“ Geht es nach ihm, seien die einzelnen EU-Initiativen außerdem besser zwischen den Ressorts abzustimmen. Es brauche einen „klaren Zukunftsweg und keinen dornigen Irrgarten.“
Strasser: Marktposition der Bauern stärken
„Die Position jener, die am Beginn der Wertschöpfungskette stehen, muss in einer Verordnung für ein nachhaltiges Lebensmittelsystem gut abgesichert sein. Unsere Bäuerinnen und Bauern brauchen faire Preise und eine angemessene Abgeltung für erhöhte Umweltauflagen und freiwillige Mehrleistungen. Zusammenschlüsse in Erzeugergemeinschaften und Genossenschaften ermöglichen die bessere Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und sollen auch im Lebensmittelsystem der EU abgebildet sein. Nachhaltige Versorgung bedeutet auch sichere Versorgung, deshalb fordern wir ein besonderes Augenmerk auf Ernährungssouveränität im Lebensmittelsystem der Zukunft“, sagt Strasser.
„Eine Verordnung zu einem nachhaltigen EU-Lebensmittelsystem muss eine ressourceneffiziente Landwirtschaft ermöglichen. Wir alle in der österreichischen Landwirtschaft sind seit jeher bestrebt, täglich besser zu werden. Jetzt ist die Kommission gefordert, der Landwirtschaft die nötigen Werkzeuge dafür zur Verfügung stellen“, fordert Plank. Weiters verlangt er, dass in der Verordnung Rücksicht auf die Besonderheiten und Bedürfnisse der europäischen Land- und Forstwirtschaft genommen wird. „Eine überbordende Bürokratie ist insbesondere für Klein- und Mittelbetriebe in der Landwirtschaft existenzgefährdend. Jetzt gilt es, Meilensteine für die kommenden Hofübernehmer und alle, die in der Landwirtschaft tätig sind, zu setzen“, so Plank. Er fordert zudem, mehr Transparenz und mehr Informationen über die Agrarmärkte, eine Kennzeichnung der Herkunft und Nachhaltigkeitszertifizierungen, welche nicht nur großen nützen, sondern auch für kleine Betriebe schaffbar sind. “Wir gehen davon aus, dass eine Weiterentwicklung möglich und Notwendig ist. Dazu braucht es aber auch Bildung und Forschung sowie „mehr Platz für mehr Effizienz und Ökologie“, erklärt Plank.
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