Starker Anstieg bei Pestizidverkauf“ – diese und ähnliche Meldungen österreichischer Medien sorgten vergangene Woche für Aufruhr. Ausgangspunkt und Ursprung dieser zweifelhaften Berichte war eine kürzlich veröffentlichte Statistik der europäischen Behörde „Eurostat“. Dieser zufolge ist der Pestizidverkauf in Österreich im Referenzraum 2011 bis 2018 um 53 Prozent gestiegen.

Missinterpretation mit Folgen

Der Begriff „Pestizid“ wird entsprechend dem geltenden Unionsrecht sehr weit ausgelegt. Neben den „klassischen“, chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln fallen auch Biozide, „inerte Gase“ und anorganische Wirkstoffe wie Kupfer und Schwefel darunter. Eine Tatsache, die in der Berichterstattung jedoch außen vor blieb – mit dem Resultat, dass den Konsumenten ein falsches Bild der heimischen Landwirtschaft suggeriert wurde.

Erst nach Klarstellung der bäuerlichen Interessensvertreter wurden die Aussagen zum Teil revidiert. Der Schaden war da aber schon verursacht – auf gesellschaftlicher und politischer Ebene. Was in den Köpfen der Bevölkerung bleibt ist die negative Schlagzeile. Auch SPÖ-Landwirtschaftssprecherin Cornelia Ecker nahm die Falschinformation zum Anlass, um Ministerin Elisabeth Köstinger, der Weitergabe falscher Zahlen an den Landwirtschaftsausschuss zu bezichtigen.

Reine Auslegungssache

Fakt ist: Der Verkauf von Pflanzenschutzmitteln ist gemäß Eurostat-Studie  – und Grünem Bericht – in den vergangenen Jahren gestiegen. Interessant, aber vor allem aufschlussreich in diesem Zusammenhang, sind die Entwicklungen der einzelnen Produktgruppen.

Bei eingehender Betrachtung zeigt sich etwa, dass der enorme Anstieg bei den Insektiziden auf die Gruppe der „sonstigen Insektizide“ zurückzuführen ist. Diese erst 2016 eingeführte Kategorie umfasst auch die Gruppe der „inerten Gase“. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Kohlendioxid, dass zur Lagerhaltung von Getreide, Obst, Gemü­se etc. eingesetzt wird. Zieht man dieses, letztlich nicht direkt in der Landwirtschaft eingesetzte Schutzgas ab, so bleibt eine geringfügige Erhöhung des Pflanzenschutzabsatzes von 315 Ton­nen – das ist ein Plus von 9 Prozent.

Ursächlich für diese Zunahme sind die gestiegenen Fungizid-Verkaufszahlen, insbesondere jene der anorga­nischen Wirkstoffe, die in der bio­logischen sowie konventionellen Landwirtschaft erlaubt sind. Sie haben sich in den vergangenen sieben Jahren nahezu verdoppelt.

Rückläufig um 15 Prozent ist dagegen laut Eurostat der Verkauf von Herbiziden. Eine Tendenz, die auch der Grüne Bericht bestätigt. Für das Jahr 2018 wies dieser einen fast dreiprozentigen Rückgang bei chemisch-synthetischen Mitteln aus.

Damit zeigt sich: Die Ergebnisse der Eurostat-Statistik sind reine Auslegungssache. Auch wenn die Zahlen grundsätzlich ihre Richtigkeit haben, das von der Landwirtschaft gezeichnete Bild, des „Giftsprühers“ ist fern jeder Realität.

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AUTORElisabeth Hasl
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