Rekordtemperaturen, Schneemassen und extreme Trockenperioden haben das Waldjahr 2019 bestimmt und erneut zu zahlreichen Schadereignissen geführt. Dennoch konnte die Österreichische Bundesforste AG (ÖBf AG) das Geschäftsjahr 2019 mit einem positiven Ergebnis abschließen. Rudolf Freidhager, Vorstandssprecher und Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz der ÖBf zog anlässlich der Bilanz-Präsentation am 26. Mai 2020 in Wien dieses Resüme: „2019 war für die Bundesforste ein mehr als durchwachsenes Waldjahr. Es war so stark wie nie zuvor von den massiven wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels geprägt.“
Keine Dividende für die Republik
Laut Georg Schöppl, Vorstand für Finanzen und Immobilien der ÖBf, lauten die wirtschaftlichen Eckdaten des Jahres 2019 wie folgt:
• Die Betriebsleistung ist gegenüber 2018 um 6,5 % gesunken auf 222,4 Mio. Euro.
• Das Ergebnis vor Steuern (EBT) blieb zwar positiv, mit 13,4 Mio. Euro war es aber nur etwas mehr als halb so hoch wie 2018.
• Die durch den Klimawandel verursachten Kosten haben sich auf 42,1 Mio. Euro verdreifacht.
• Der Bereich Forst-Holz, mit rd. 116 Mio. Euro Betriebsleistung der Kernbereich der ÖBf, bilanzierte 2019 erstmalig in den roten Zahlen und belastete das Ergebnis mit 15,9 Mio. Euro.
• Steigende Ergebnisbeiträge gab es demgegenüber aus den Bereichen Immobilien (rund 23 Mio. Euro) und Erneuerbare Energie (knapp 6,0 Mio. Euro).
• Als vierter Geschäftsbereich der ÖBf lieferten die Dienstleistungen ein knapp positives Ergebnis.
Laut Schöppl hat die kürzlich abgehaltene Hauptversammlung beschlossen, für 2019 keine Dividende an die Republik Österreich als Eigentümerin auszuschütten. In den Vorjahren lagen die Ausschüttungen jeweils bei etwa sieben Millionen Euro, was einer Payout-Ratio von etwa 85 Prozent entsprochen habe, so der Finanzvorstand.
Immobilienbereich hat Forstverluste aufgefangen
Pointiert kommentierte Vorstandssprecher Freidhager das Ergebnis mit der Feststellung: „Wir konnten uns 2019 die Waldbewirtschaftung noch leisten.” Das positive Ergebnis 2019 sei der vorausschauend eingeleiteten Diversifizierung zu verdanken. Vor allem der Immobilienbereich sei sei stark gewachsen und habe eine Betriebsleistung von rund 49 Mio. Euro erzielt (plus fünf Prozent). Finanzvorstand Schöppl betonte, dass die ÖBf hier auf nachhaltige Erträge durch Vergabe von Baurechten und Baupacht setzen sowie auch eigene Immobilienprojekte im Wohn- und Bürobau vorantreiben. Einmalerträge aufgrund von Liegenschaftsverkäufen seien wirtschaftlich untergeordnet.
Entsprechend den positiven Beiträgen zum Ergebnis werde man auch heuer verstärkt in die nicht-forstlichen Geschäftsfelder investieren. Wurden 2019 in die Bereiche Immobilien und Erneuerbare Energie noch rund 17,5 Mio. Euro investiert, so sind für das laufende Jahr 2020 weitere 26 Mio. Euro geplant.
Viel Schadholz, niedrige Preise
Das negative Ergebnis im Kernbereich Forst/Holz hat laut den ÖBf-Vorständen vor allem zwei Ursachen:
• den hohen Schadholzanteil und
• die zugleich stark gesunkenen Holzpreise.
Freidhager: „Seit dem Vorjahr dominiert ein beispielloser Schadholzanfall den mitteleuropäischen Markt. Besonders unsere Nachbarländer kämpfen mit großen Schadholzmengen und bringen damit den europäischen Holzmarkt gewaltig unter Druck.“ In der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) sowie in Tschechien und Italien seien in den Jahren 2018 und 2019 in Summe rund 200 Mio. Festmeter Schadholz angefallen. Das sei etwa das Doppelte der üblichen Holzerntemenge. Durch das Überangebot an Rundholz am europäischen Markt bewegten sich die Preise kontinuierlich nach unten. Der ÖBf-Durchschnittspreis ist seit 2014 um 25 Prozent von 78,99 Euro pro Erntefestmeter auf 59,31 Euro/Efm (2019) gesunken.
Zwar habe man auf die Marktsituation mit einer Rücknahme der Erntemenge reagiert, dies konnte aber die schlechte Marktlage insgesamt nicht abwenden, so Freidhager. Laut Schöppl seien sich die Bundesforste ihrer Verantwortung am Markt bewusst („Wir verkaufen nicht um jeden Preis”). Wichtig bei der Holzvermarktung seien auch Verlässlichkeit und Liefertreue.
Für 2020 erwarten die ÖBf-Manager einen fortgesetzt schwierige Situation. „Man kann auch sagen: Schadholz ist das neue Normalholz“, brachte Freidhager die Lage auf den Punkt. Zwar haben die ÖBf selbst weniger Käferholz zu verzeichnen, langfristig werde sich das Schadholzniveau im Mittel bei 60 bis 80 Prozent einpendeln.
Waldumbau wird vorangetrieben
Um der Klimaerwärmung standhalten zu können, brauche es vor allem die Einhaltung der Klimaziele von Paris, so Freidhager. Seitens der ÖBf arbeite man am Umbau der Wälder in Richtung Klimafitness. 2019 seien 12,3 Mio. Euro in Waldpflege und Waldumbau investiert worden. Um die Wälder an den Klimawandel anzupassen, wurden für alle 120 Forstreviere der ÖBf neue Waldkonzepte erstellt, der Planungshorizont dafür reiche bis in die Jahre ab 2100. In Zukunft werde man 13 bis 15 Mio. Euro pro Jahr in den Waldumbau investieren. Ziel sind artenreiche und klimafitte Mischwälder, die stabiler gegen Umwelteinflüsse, resilienter als Monokulturen und weniger anfällig für Schädlinge sind.
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