Wenn Landjugendliche anderen Jugendlichen die Landwirtschaft näherbringen, entstehen Begegnungen auf Augenhöhe dies hat die heimische Landjugend erkannt und das Projekt „Landwirtschaft goes Schule“ auf die Beine gestellt. Dabei besuchen junge Menschen aus der Landjugend Schulklassen, um Wissen über Themen wie Lebensmittelproduktion, Tierhaltung oder Umweltschutz zu vermitteln.
Auf gleicher Augenhöhe
„In meinen Augen können wir auf diese Weise einen wertvollen Beitrag leisten, um Brücken zwischen jungen Konsumenten und der Landwirtschaft zu schlagen. Dadurch, dass nahezu gleichaltrige Jugendliche den Workshop abhalten, wird auf einer ganz anderen Ebene mit den Schülern kommuniziert“, erzählt Barbara Hummer, Mitarbeiterin der oberösterreichischen Landjugend, die das Projekt im Rahmen des sogenannten „aufZAQ“-Lehrgangs einer Ausbildung für Landjugendspitzenfunktionäre umsetzte. Durch die interaktive Gestaltung der Workshops könne ihrer Meinung nach das Inte-resse bei den Schülern für das Thema Landwirtschaft geweckt werden. Für Hummer eine immer wichtiger werdende Angelegenheit: „Das Thema Landwirtschaft wird im regulären Lehrplan mittlerer und höherer Schulen wenig bis gar nicht thematisiert. Informationen werden hauptsächlich über die sozialen Medien bezogen, welche häufig eine sehr einseitige Darstellungsweise verfolgen.“
Gegen diverse Fake-News
Fake-News und vermeintliches Wissen führe daher häufig zu subjektiven Sichtweisen über die Landwirtschaft – mit dem konzipierten zweistündigen Workshopangebot möchte man hier gegensteuern. So werde in der ersten Unterrichtseinheit durch eine Art „Millionenshow“ das Interesse und Vorwissen der Schüler zum Thema Landwirtschaft erhoben. Weiters müsse man sich mit der Frage „Was hat Landwirtschaft mit mir zu tun?“ auseinandersetzen. Basierend auf den Erkenntnissen der ersten Einheit wird infolge die zweite Unterrichtstunde gestaltet. Dabei kann aus fünf thematisch unterschiedlichen Stationen gewählt werden. Zudem werde von den Workshop-Leitern ein Besuch eines „Schule am Bauernhof“-Betriebes oder ein Workshop bei den Seminarbäuerinnen empfohlen.
Umfangreiches Wissen
Um die fachliche Kompetenz zu gewährleisten, müssen die Wissensvermittler entweder den landwirtschaftlichen Facharbeiter absolviert haben, die Reife- und Diplomprüfung einer höheren landwirtschaftlichen Bundeslehranstalt abgelegt haben oder ein agrarisches Studium belegen. Darüber hinaus wurde im Pilotjahr 2024 ein Vorbereitungstraining angeboten, um die Workshop-Leiter in Bereichen wie Rhetorik oder Kommunikation zu schulen.
„Das Projekt hat mich von Beginn an überzeugt. Es macht Spaß gemeinsam mit den Schülern herauszufinden, welche Schätze unsere Landwirtschaft verbirgt und wie wichtig diese für jeden von uns ist“, erzählt Workshop-Leiterin und Stu-dentin der Universität für Bodenkultur Marlene Kalkhofer. Das Feedback von Schülern und Lehrkräften war bereits im ersten Projektjahr welches von einem starken Kooperationspartner, der „Agrana“, untersützt wurde sehr positiv. Auch 2025 soll das Projekt fortgeführt und auch auf andere Bundesländer ausgeweitet werden.
Großes Netzwerk
Viele Workshop-Leiter, die negativ behaftete Ansichten über die Landwirtschaft aus der Welt räumen, haben sich bereits für das Projekt gefunden. Auch im Jahr 2025 wird wieder ein Lehrgang für kompetente Wissensvermittler starten.
Für nähere Infos kann man sich unter barbara.hummer@ooe.landjugend.at oder unter 050/69 02-12 66 melden.
„Landwirtschaft sollte allen ein Begriff sein“
„Ich will, ich kann und ich werde“, lautet Barbara Hummers Lebensmotto, die in Gschwandt bei Gmunden auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen ist. Im Jahr 2022 maturierte die heute 21-Jährige an der höheren landwirtschaftlichen Bundeslehranstalt St.
Florian. Gleich danach startete Hummers Karriere bei der Landjugend Oberösterreich, bei der sie seither als Projektmitarbeiterin tätig ist. Als langjähriges Landjugend-Mitglied und Leiterin der Landjugend Gschwandt nahm die Traunviertlerin heuer am österreichweiten „aufZAQ“ Lehrgang für Landjugend-Spitzenfunktionäre teil. Im Zuge dessen setzte sie ein Projekt von Landjugendlichen für Jugendliche namens „Landwirtschaft goes Schule“ (siehe Seite 30/31) erfolgreich um.
Verzerrte Ansichten
Die Idee dahinter ist ein für Schüler zwischen 14 und 18 Jahren konzipierter Workshop, um sie über die heimische Landwirtschaft aufzuklären: „An den mittleren und höheren Schulen im Land ist das Thema Landwirtschaft leider nur wenig präsent und wird eher stiefmütterlich behandelt. Daher herrscht häufig ein verzerrtes Bild der Agrarwirtschaft“, so Hummer, die es als große Aufgabe sieht jungen Menschen ein realistisches Bild der heimischen Landwirtschaft zu geben. „Das Thema Landwirtschaft sollte allen ein Begriff sein. Durch das Projekt kann man mit jungen Menschen in Austausch treten und ihnen auf Augenhöhe erklären, worum es in der Landwirtschaft wirklich geht“, so Hummer. Ein vergleichbares Angebot gebe es bisher nicht, um Wissenslücken in diesem Bereich zu schließen. Dies sei laut Hummer auch bitter nötig: „Nicht alles, was man irgendwo liest oder auf Social Media über die Landwirtschaft sieht, sollte für bare Münze genommen werden das ist ein wichtiger Punkt bei jungen Menschen. Denn mancherlei Aussagen bei
abgehaltenen Workshops haben mich schon sehr schockiert.“
Zur Person
Hummers Herz brennt für die heimische Landjugend.
In ihrer Freizeit spielt die 21-Jährige außerdem gerne die Steirische Harmonika und Theater. Als junge Jägerin genießt sie außerdem gerne Zeit in der Natur und in den Bergen im Land. Die Adventzeit möchte sie heuer besinnlich begehen und Brauchtümer und Traditionen hochleben lassen.
- Bildquellen -
- Workshop Kalkhofer Marlene (2): landjugend oö.