„Unser gesamtes Wirtschaftssystem baut noch immer auf der Verwendung fossiler Rohstoffe auf. Doch darin liegt auch die Hauptursache der Klimakrise. Sowohl die Land- als auch die Forstwirtschaft ermöglichen mit der Bioökonomie den Wechsel von fossilen zu nachwachsenden Rohstoffen und somit zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Das eröffnet zahllose neue Chancen für Bäuerinnen und Bauern, für Wirtschaft und Industrie und für Arbeitsplätze. Bioökonomie ist darüber hinaus das wirksamste Mittel gegen den Klimawandel. Diese Umorientierung in Richtung Nachhaltigkeit verlangt jedoch nicht nur technische Neuerungen, sie braucht auch neue steuerliche Rahmenbedingungen. Einem ökologischen Steuersystem liegt die Kostenwahrheit zu Grunde: Denn bis heute müssen die Folgekosten von Schäden an Natur und Umwelt, die aus der Verwendung fossiler Rohstoffe resultieren, in erster Linie von den davon Betroffenen oder von der Allgemeinheit, jedoch nicht von den Verursachern getragen werden. Die geplante Steuerreform gibt nun die Möglichkeit, das zu ändern. Denn Nachhaltigkeit muss sich lohnen“, erklärte LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger im Rahmen der LK-Klartext-Veranstaltung „Bioökonomie: Neue Chancen aus Acker & Wald“.
Kooperation auf Augenhöhe
„Die Bioökonomie wird Warenströme und Zusammenarbeit zwischen Branchen grundlegend verändern. Für uns ist es unabdingbar, dass Land- und Forstwirtschaft als vollwertiger Partner auf Augenhöhe in diese neue nachhaltige Wirtschaftswelt eingebunden ist. Rohstoffproduzenten sind wichtig und liefern die Grundlage für jegliche erfolgreiche Bioökonomie. Das ist entsprechend in den Regelwerken zu verankern. Es gilt weiter, neue Verwertungspfade und somit neue Märkte für land- und forstwirtschaftliche Roh- und Reststoffe mit der dazugehörenden Lager- und Logistik-Technologie auf- und auszubauen und so die Wertschöpfungstiefe auf Seite der Rohstoffproduzenten zu erhöhen“, stellte Moosbrugger weiter klar.
Neue Chancen für Bäuerinnen und Bauern
„Bioökonomie bietet auch neue Chancen für Bäuerinnen und Bauern. So hat das Wirtschaftsforschungsinstitut in der heute präsentierten Studie festgestellt, dass die stoffliche Verwertung von Getreide mehrfachen Nutzen stiftet: So spart Ethanol aus Getreide 400.000 Tonnen CO2-Äquivalent ein. Weiter erhöhen die direkten und indirekten Auswirkungen der Getreide-Verarbeitung die Wertschöpfung um nahezu 850 Mio. Euro. Damit sind fast 7.000 Arbeitsplätze verbunden. Werden in Zukunft, so eine weitere Modellrechnung des WIFO, 190.000 Tonnen Plastik auf Grundlage pflanzlicher Rohstoffe produziert, so ersetzt das nicht nur dieselbe Menge an fossilem Rohstoff, es steigt damit auch die Wertschöpfung um annähernd eine halbe Milliarde Euro und es entstehen zusätzlich 5.000 Arbeitsplätze“, so Moosbrugger. Er ergänzt: „Deshalb wird in unserer Ackerbau- und Grünlandstrategie, die derzeit in der LK Österreich entwickelt wird, der Bioökonomie ein entsprechender Stellenwert eingeräumt werden. Denn Bioökonomie bietet neue Chancen für Bäuerinnen und Bauern.“
„Bioökonomie schafft auch im Forst- und Holzbereich Arbeitsplätze und Wertschöpfung. Das reicht von den Waldbauern und Maschinenringen, über die Sägewerke, die Zellstoff- und Papierindustrie bis hin zum Holzbau, zur Wärme- und Stromerzeugung und zur chemischen Industrie bzw. auch bis zur Textilindustrie, der Verpackungswirtschaft, der Erzeugung von Kosmetikprodukten bzw. von Nahrungsergänzungsmittel. Der dafür benötigte Rohstoff Holz wächst nachhaltig nach; in Österreich jährlich mehr, als genutzt wird“, so Moosbrugger weiter.
Der Staat als Vorbild
„Um auch in diesem Bereich den Umstieg auf eine nachhaltige Ökonomie zu beschleunigen, kann die öffentliche Hand als Vorbild dienen und ihre Gebäude in Holzbauweise errichten. Ebenfalls vorteilhaft wäre es, wenn im Förderungsregime bei Sanierungen natürliche Dämmstoffe den Vorrang genießen würden. Schließlich ist es unabdingbar, dass rasch praxistaugliche Nachfolgetarife für Holzkraftwerke beschlossen werden, denn aktive Klimapolitik und der Weg aus dem fossilen hin in ein nachhaltiges Wirtschaftssystem dürfen keine leeren Worthülsen bleiben“, so Moosbrugger.
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- Plastik: Foto: Wodicka