Breite Diskussion zum „Übernachtungseuro“

Kommentar von Thomas Weber,
Herausgeber von Biorama und Buchautor.

Die Landwirtschaft ist von allen Seiten unter Druck. Andere verdienen auf ihre Kosten. Der Vorschlag des Präsidenten der Landwirtschaftskammer Österreich, der Tourismus solle durch Abgabe eines „Übernachtungseuros“ die Almwirtschaft unterstützen, ist deshalb richtig. Denn touristische Nächtigungen sind in Österreich meist eine „Veredelung“ jener Kulturlandschaft, deren Erhalt für Bauern immer schwieriger wird.

Um zu einer guten, ganzheitlichen Lösung zu gelangen, gehört dieser Vorschlag breit diskutiert. Ein „Übernachtungseuro“ ist etwa an eine Herkunftskennzeichnung zu koppeln. Wer im Hotel nachweislich regionale Ware verarbeitet, soll günstiger aussteigen. Mehr zahlen muss, wer vor allem Importware verkocht oder ausschließlich Veganes serviert. 

Die Reaktion, Neues als Bedrohung zu empfinden, ist natürlich – aber vermutlich nicht die sinnvollste Strategie. Das gilt auch bei Ernährungstrends. „Laborfleisch“ etwa wird sich nicht einfach verbieten lassen. Die „Revolution aus dem Mikrokosmos“ (nachzulesen im gleichnamigen Buch des Biologen Martin Reich) blubbert längst in den Brautanks zahlloser Start-ups. Manches, was sie hervorbringen, wird die Landwirtschaft abermals verändern. 

Daher sollten Bauern Innovation nicht bekämpfen, Genossenschaften sollten sich – wie es die großen Fleischverarbeiter längst getan haben – an Unternehmen beteiligen, die „Novel Food“ erzeugen. Um sicherzustellen, dass verarbeitete Zutaten nachvollziehbaren Ursprungs bleiben. Und nicht austauschbar zu Billigstpreisen am Weltmarkt gekauft werden.

weber@biorama.eu

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  • Weber Thomas: Michael Mickl
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