Anton Schiffmann aus St. Sigmund im Sellrain ist für vieles bekannt: leidenschaftlicher Schafbauer, engagierter Bürgermeister, Familienvater und herzlicher Gastgeber.
2009 übernahm er gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth den Schmalzerhof und die dazugehörige Pension Rofner von seinem Onkel. Nach einigen Umbauarbeiten in den Jahren 2011 und 2012 waren die „Appartements Schmalzerhof“ sowie ein modernisierter Schafstall geschaffen. Seitdem vermietet die erfahrene Touristikerin Elisabeth Schiffmann die Appartements an Reisende aus aller Welt, während Anton die Pflege seiner 50 braunen Tiroler Bergschafe übernimmt und als Bürgermeister den Anliegen der 175-Einwohner-Gemeinde St. Sigmund nachgeht. „Bei uns hält die Familie zusammen. Meine erwachsenen Söhne Daniel und Florian unterstützen mich und meine Frau, wenn wir sie brauchen“, erklärt Anton Schiffmann stolz. Florian, der am Hof wohnt, übernehme oft die Stallarbeit, wenn die Verpflichtungen als Gemeindeoberhaupt keine Zeit dafür lassen. Auch Daniel sei bei anstehenden Heuarbeiten immer fleißig dabei.
„Die Mitarbeit am Hof hat mich schon in jungen Jahren geprägt“, erklärt der Vater. Die Leidenschaft für das Vieh wurde ihm von seinem Onkel mitgegeben. Anton führt nach ihm den Schmalzerhof in der fünften Generation.
Qualität vor Quantität auch bei Hofbewohnern
Die raue Bergwelt des Tiroler Oberlandes stellt den Bauern oft vor Schwierigkeiten. Drei Hektar Grünland gehören zum Schmalzerhof. „Davon lässt sich ein Teil nur händisch bewirtschaften“, berichtet der Landwirt. Zehn weitere Hektar des Hofes, ehemalige Bergmähder, dienen im Sommer als Weidefläche für die rund 50 braunen Tiroler Bergschafe. Diese Rasse gehört nicht nur zu den ältesten in Tirol, sie galt lange Zeit auch als vom Aussterben bedrohte Rasse. Ihre Widerstandsfähigkeit und die Anpassung an die schroffen Almweiden zeichnen die Bergschafe aus. Anton Schiffmann hat sich auf die Zucht der Schafe und deren Verkauf spezialisiert. Für den Eigenverbrauch schlachtet er die Tiere auch.
Ebenfalls heimisch am Hof sind zwölf Hybridhennen und ein Hahn namens Hansi. Der Verkauf der Eier dieser glücklichen Hühner erfolgt teilweise direkt auf dem Hof. Sie werden den Gästen der Appartements angeboten, die diesen Service gerne annehmen. Zwar bietet der Schmalzerhof seinen Gästen keine Mahlzeiten, dafür liefern ein Brötchenservice und das nebenan gelegene Restaurant „Ruetz“ den Urlaubern regionale Schmankerl.
Den Urlaub am Bauernhof bietet der Bauer seit 2012 an. „Wenn die Gäste es wollen, können sie uns gerne in den Stall begleiten“, erklärt Schiffmann.
Ideal für Allergiker und Naturfreunde
Einen angenehmen Aufenthalt garantieren auch die ansehnlich eingerichteten Appartements, deren Namen der alpinen Flora nachempfunden sind. So bieten die „Berganemone“ und die „Alpenrose“ mit rund 50 m2 und die „Arnika“ und der „Enzian“ mit ca. 40 m2 genügend Platz für eine vier- bis fünfköpfige Familie, während das „Edelweiß“ als Appartement für Einzelpersonen oder Paare geeignet ist. Als zusätzlichen Reiz für einen Aufenthalt im Schmalzerhof sehen viele Gäste die kleine Sauna und Infrarotkabine sowie den einladenden Ruheraum. „Besonders unsere Skigäste nutzen unser kleines Wellnessangebot gerne“, bestätigt Anton Schiffmann. Mit einer Entfernung von acht Kilometern zum weitläufigen Skigebiet „Kühtai“ ist der Schmalzerhof besonders im Winter eine gefragte Unterkunft. Im Sommer erfreuen sich die Besucher vor allem an der schönen Bergwelt des Sellrains oder besichtigen die 40 Minuten Fahrzeit entfernte Landeshauptstadt Innsbruck. 2000 Nächtigungen jährlich verbucht der Schmal-
zerhof. „Unsere Gäste suchen die Ruhe und Abgeschiedenheit. Sie erholen sich bei uns. Unsere Höhenlage macht uns bei Allergikern sehr beliebt. Aufgrund der ausgezeichneten Luftqualität kommen sie oft sogar ohne Medikamente aus. Auch die Pollenbelastung sinkt mit steigender Seehöhe“, zeigt sich Anton Schiffmann von der idealen Lage des Hofes überzeugt.
Das kleine St. Sigmund und seine Sorgen
Vor 35 Jahren begann Anton Schiffmann seine Tätigkeit in der Gemeinde St. Sigmund, wo er 2015 nach dem Rücktritt des Altbürgermeisters zum zum Bürgermeister gewählt wurde. Wie die meisten abgelegenen kleinen Gemeinden kämpft auch St. Sigmund mit der Abwanderung. Dagegen möchte Schiffmann vorgehen: „Wir planen den Bau neuer Wohnungen für die jungen Einwohner.“ Jedoch bietet St. Sigmund weder einen Arzt (acht bzw. 15 Kilometer entfernt) noch einen Nahversorger (fünf Kilometer entfernt). Auch Kindergarten und Volksschule befinden sich im nächsten Dorf. Ändern kann Schiffmann daran in nächster Zeit nichts: „Da wir nur wenige Gewerbebetriebe aufweisen können, fehlen der Gemeinde die nötigen Einnahmen. Wir sind auf Zuschüsse angewiesen.“
Die Landwirtschaft St. Sigmunds ist von der kleinstrukturierten Hofkultur geprägt. Es gibt nur Nebenerwerbsbauern, die meisten Einwohner müssen pendeln.
Der Schmalzerhof – Bergschafe und Gästezimmer
Der Schmalzerhof wird im Nebenerwerb von Anton Schiffmann und seiner Frau Elisabeth geführt. Auf Basis von drei Hektar Grünland, das zum Teil nur händisch zu bewirtschaften ist, und zehn Hektar ehemaligen Bergmähdern werden auf dem Hof 50 braune Tiroler Bergschafe gehalten sowie zwölf Hennen und ein Hahn. Neben der Landwirtschaft betreibt Elisabeth die Appartements Schmalzerhof, Anton übt in der Gemeinde St. Sigmund das Amt des Bürgermeisters aus.
Hannah Pixner