Das Brot hat Josef Weghaupt nicht neu erfunden, sehr wohl aber “Brot als Genussmittel” unter der Marke „Joseph Brot“. Befragt, ob sein Weg in die handwerkliche Qualitätsbäckerei mit dem Brot oder mit der Marke begonnen habe, antwortet er ohne Zögern: „Zuerst war die Marke.“ Auffallend ist in der Tat, dass sich am Joseph-Erscheinungsbild seit den ersten Tagen des Unternehmens im Jahr 2009 kaum etwas geändert hat.
Die auf den Großbuchstaben „J“ reduzierte Symbolik ist deckungsgleich mit einem auf handwerklicher, ursprünglicher Qualität beruhenden Produkt ohne Backtriebmittel. Der Leitsatz „100 % Bio, 100 % Handarbeit, 100 % Genuss“ ist in jeder Joseph-Filiale präsent.
Initialzündung in der Wiener Naglergasse
Was heute so glatt läuft, war anfangs ein harter Weg. Weghaupt, der zuvor in einer industriellen Bäckerei in Hagenbrunn im Qualitätsmanagement und in der Produktentwicklung gearbeitet hat, hatte ein Qualitätsziel für „Brot als Genussmittel“ vor Augen, das sich in der Industrie nicht umsetzen ließ. Mit drei Broten, die er nach eigenen Vorstellungen entwickelt hatte, machte er sich selbstständig, zuvorderst das Bio-Joseph-Brot, auch heute noch das umsatzstärkste Brot in der Joseph-Palette. Weghaupts Plan war, die Brote in Regie bei Bäckern fertigen zu lassen und selbst die Vermarktung zu übernehmen. Der Plan scheiterte, denn die Qualitätsunterschiede waren groß und die Abnehmer verglichen die Preise mit Angeboten aus Vertriebsbäckereien. Also begann Weghaupt mit einem ehemaligen Kollegen selbst in einem kleinen Betrieb in Vitis zu backen. Nach gut einem Jahr war der Erstflug wieder am Boden. Mit 200.000 Euro Schulden schien das Aus nahe.
Eine Fügung eröffnete Weghaupt die Möglichkeit einer Filialeröffnung in der Naglergasse in der Wiener Innenstadt. „Das ist es“, zündete bei dem zermürbten Brot-Enthusiasten der Gedanke. Nicht so bei der Hausbank. Mit einem Probebrot gelang es Weghaupt aber, ein anderes Kreditinstitut zu überzeugen und im September 2011 ging es bei den Wiener Kunden los. Schon am ersten Tag war die Joseph-Filiale um 17 Uhr ausverkauft, obwohl man bis 19 Uhr offen halten wollte. Was folgte, war ein Erfolgslauf, der seinesgleichen sucht. Das rasante Wachstum wollte organisiert sein und war letztlich nur durch den Neubau eines Backbetriebes bewältigbar. Auf die erste Filiale in der Naglergasse folgten Standorte in der Landstraßer Hauptstraße nahe Wien-Mitte und in der Obkirchergasse in Döbling. Auch die weiteren vier Filialen in Wien sowie je eine auch in Linz und Salzburg befinden sich in Lagen mit hoher Frequenz und eher einkommensstarker Wohnbevölkerung. Ohne Frage sind die Preise mit beispielsweise 8,60 Euro pro Kilo für das „Bio Altwiener Hausbrot“ als Einstiegsbrot anspruchsvoll. Dahinter steht aber ein Qualitätsanspruch und Geschmackseindruck, der den Kunden zusagt.
Understatement als Programm
Denn ohne den Kundenzuspruch wäre Joseph Brot nicht so erfolgreich. Weghaupt setzt auch bei den inneren Werten auf „Understatement“. Dass bereits etwa 40 Prozent des verbackenen Biomehls in Demeterqualität zum Einsatz kommen, wird nicht ausgelobt. „Es soll den Kunden einfach schmecken“, betont der Bäcker. Dazu passt auch sein neuestes Engagement in Sachen seltene Getreidearten. So ist das „Waldstaudenroggen-Brot“ das zweitbeliebteste Joseph Brot.
20 Millionen Euro Umsatz
Josef Weghaupt (43) ist Alleininhaber und Geschäftsführer des im Jahr 2009 gegründeten Unternehmens „Joseph Brot“. Kern des Unternehmens ist die Joseph Brotmanufaktur in Burgschleinitz-Kühnring im Bezirk Horn im Waldviertel, die 2016 für eine Investitionssumme von rund 5 Millionen Euro neu errichtet und anstelle einer zu klein gewordenen Bäckerei in Vitis bezogen wurde. Mit 80 Bäckern und etwa 20 Mitarbeitern in der Organisation arbeitet das Unternehmen heute in Vollauslastung. Vermarktet wird Joseph Brot über neun eigene Filialen und rund 200 Wiederverkäufer im Bio-Lebensmittelhandel, via Online-Vertriebsformen, auch über Regionalversorger und in der Gastronomie. Die Auslieferung erfolgt aus Gründen der Qualitätssicherung und des Kundenvertrauens mit eigenem Fuhrpark. Von den teils auch an Sonn- und Feiertagen geöffneten Filialen an umsatzstarken Innenstadt-Standorten befinden sich sechs in Wien und je eine in Linz und Salzburg. In Summe beschäftigt Weghaupt rund 300 Mitarbeiter. Für Joseph Brot werden jährlich rund 1.000 Tonnen Bio-Mehl verarbeitet, je nach Verfügbarkeit in Demeter-Qualität, davon etwa 160 Tonnen aus Getreide-Landsorten, die direkt bei Landwirten eingekauft werden. Der Jahresumsatz bewegt sich aktuell in einer Größenordenung von gut 20 Millionen Euro.
Was es mit der neuen Landsortenstrategie auf sich hat, wird Bäcker Josef Weghaupt übrigens auch bei der Wintertagung am 30. Jänner in der LK Niederösterreich in St. Pölten berichten.
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- 2404 W05 Joseph Landstrasse: BZ / Maad
- 2404 W06 Joseph Landstrasse: BZ / Maad
- 2404 W04 Josef Weghaupt: BZ / Maad