Es ist ein komplexes Regelwerk, das Böden und Gewässern hilft

Bei der Boden-Wasser-Schutz-Tagung, die kürzlich in St. Florian stattgefunden hat, wurde von verschiedenen Seiten auf das erste Jahr der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) 2023 zurückgeblickt.

Bodenbedeckung über den Winter spielt eine bedeutende Rolle in der GAP 2023.

Mit dem Start in die aktuelle GAP-Periode ist eine Vielzahl neuer Regeln und komplexer Bestimmungen auf die Bäuerinnen und Bauern zugekommen. Erste Erfahrungen damit standen kürzlich bei der Boden-Wasser-Schutz-Tagung im Fokus.

Leistungen fördern anstatt zu verpflichten

Die Sicht des Landwirtschaftsministeriums legte Thomas Neudorfer dar. Er betonte, dass die Maßnahmen dabei helfen, das Gesamtbudget aufzustellen und den ländlichen Raum in seiner Gesamtheit zu betrachten. „Die Bemühungen der Landwirtschaft werden auch von der breiten Gesellschaft und von Umweltorganisationen honoriert“, so Neudorfer. Mittelfristig müsse bei der Weiterentwicklung der GAP versucht werden, den Bio-Bereich zu stärken. Langfristig sei es besser, Leistungen zu fördern als alles verpflichtend zu regeln.

Landwirt Thomas Reisecker aus St. Georgen bei Obernberg berichtete aus der Praxis. Als „Stressfaktoren“ nannte er die Bürokratie und das Gefühl, ständig beobachtet zu werden. Und: „Mehr als 98 verschiedene Maßnahmen sind zu viel“, so Reisecker. Vieles sei zu komplex und kompliziert, etwa die Nitrat-Aktionsplan-Verordnung (NAPV). Aus eigener Erfahrung heraus empfahl er das Aufzeichnungsprogramm „ÖDüPlan Plus“ sowie den Online-Check zur Vorauswahl von Öpul-Maßnahmen. „Es wird immer schwieriger, den gesamen Umfang der GAP zu verstehen“, sagt Reisecker. Seiner Ansicht nach müsse der Beruf Landwirt neu definiert werden. Er sprach sich dafür aus, Bäuerinnen und Bauern wieder mehr Entscheidungen selbst zu überlassen. „Durch die vielen Bestimmungen wird ihnen Eigenverantwortung genommen“, so der Innviertler. 

Dass in Bayern „gar nicht mehr so viel“ auf Freiwilligkeit beruhe, berichtete Annette Freibauer von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, die die aktuellen Förderungen von Agrarumweltmaßnahmen in Bayern erläuterte.

Über die Erfahrungen aus dem Regionalbüro Linz der Agrarmarkt Austria berichtete Franz Baumgartner. Im Mittelpunkt stand das Flächenmonitoring. Die flächenbezogenen Beihilfen aller Betriebe werden seit 2023 mittels Satellitenbilder überprüft. „Das ist gekommen, um zu bleiben“, richtete Baumgartner all jenen aus, die das nicht akzeptieren wollen.

Kontrollen: Weniger und schneller erledigt

Die Kontrollen seien aber deutlich weniger und vor allem kürzer geworden. Früher wurden fünf Prozent vor Ort geprüft, nun liegt die Kontrollquote der Maßnahmen im Schnitt bei drei Prozent. „Meist werden nur mehr einzelne Maßnahmen geprüft, das sind oft nur 20 Minuten“, so Baumgartner. Da es nur mehr einen Antrag gibt, empfiehlt der Experte, bekannte Korrekturen stets umehend zu erledigen. Das Monitoring-Jahr 2023 habe in Oberösterreich etwa 300 beanstandete Betriebe eingebracht. „Das Monitoring hat sehr gut funktioniert, die Trefferquote lag bei fast 100 Prozent“, so Baumgartner, der darauf hinwies, dass auch eine Kontrolle einen Akt des Boden- und Gewässerschutzes darstelle.

Sebastian Friedl-Haubner von der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes OÖ berichtete über die Gewässeraufsicht, in der seit 2012 etwa 1100 Betriebe kontrolliert worden sind. Seit 2023 stehen die Kontrollen aufgrund der Novelle zur NAPV unter neuen Vorgaben. Die verpflichtende Kontrollquote ergibt etwa 180 Betriebe landesweit. Von den bis November 142 kontrollierten Betrieben waren 31 beanstandet worden, knapp zwei Drittel aufgrund der NAPV, wobei vor allem die Lagerung des Wirtschaftsdüngers und die Dokumentation Fehlerquellen darstellten. Friedl-Haubner lobte die Zusammenarbeit zwischen Land OÖ und der AMA, diese sei „ein Vorbild für viele Bundesländer“.

- Bildquellen -

  • Gruenduengung Im Nebel 1 ID91736: Agrarfoto.com
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