Tirol und Kärnten rücken zukünftig noch enger zusammen. „Wir wollen bundesländerübergreifend gemeinsam Lösungen erarbeiten, um das Leben unserer Bevölkerung noch besser zu machen und als Standort noch attraktiver zu werden“, so Tirols LH Anton Mattle und Kärntens LH Peter Kaiser. Das Fundament dafür wurde auf Initiative der beiden Landeshauptmänner am Dienstag, den 12. Dezember, bei der ersten gemeinsamen Regierungskonferenz Tirol-Kärnten, die im Rathaus der Stadt Lienz stattfand, gelegt.
Als Vorbild gilt die im September auf Einladung von Kärntens LH Kaiser stattgefundene erstmalige Konferenz zwischen Kärnten und der Steiermark in Wolfsberg. Auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig nahm an der Konferenz teil.
Von Kinderbetreuung bis zur Energiewende
„In einer Zeit, in der Unsicherheit und Instabilität dominieren, ist es wichtig, dass die Politik zusammenrückt, um den Menschen aber auch der Wirtschaft Rückhalt zu bieten und größtmögliche Stabilität zu gewährleisten. Und das sowohl über Bundesländer- als auch über Parteigrenzen hinweg“, betonten LH Mattle und LH Kaiser im Vorfeld der ersten Tirol-Kärnten-Konferenz. Neben einem Wissens- und Erfahrungsaustausch wollen sich die beiden Landesregierungen in Zukunft noch enger abstimmen, was politische Maßnahmen und Initiativen betrifft.
Die Themen der Konferenz, an der neben den Regierungsmitgliedern auch die jeweiligen Landtags-Klubobleute der beiden Koalitionsparteien teilnahmen, reichten unter anderem von Kinderbildung und -betreuung, Kooperationsmöglichkeiten im Bereich der medizinischen Versorgung, der Wolfs- bzw. Bär-Problematik, der gemeinsam zu bewerkstelligenden Energiewende, dem grenzüberschreitenden Verkehr, einer vertieften Zusammenarbeit im Bereich Katastrophenschutz, jeweiligen Standortmarketing-Maßnahmen über Euregio-Kooperationen bis hin zu interkommunaler Zusammenarbeit.
Schutz der Almwirtschaft im Fokus beider Länder
Sowohl Kärnten als auch Tirol sind die hauptbetroffenen Bundesländer hinsichtlich Wolfsvorkommen als auch Schadereignissen. In Tirol wurden 2022 19 verschiedene Wolfsindividuen sowie zwei verschiedene Bären genetisch nachgewiesen, im Jahr 2023 sind es bis dato 24 verschiedene Wolfsindividuen. Im Grenzgebiet von Osttirol und Kärnten wurde 2022 erstmals im österreichischen Alpenraum ein Wolfsrudel (Hochstadel-Rudel) nachgewiesen. Beide Bundesländer sind fast ausschließlich von der alpinen Wolfspopulation betroffen, aktuell sind drei Wolfsrudel in Kärnten aktiv.
Sowohl Tirol als auch Kärnten setzen im Bereich Wolfsmanagement auf Entnahmeverordnungen von Problemtieren (Risikowölfe und Schadwölfe), diesen Rechtsrahmen gelte es zukünftig gemeinsam weiterzuentwickeln. Agrarlandesrat LH-Stv. Josef Geisler bestätigt den Schulterschluss: „Kärnten und Tirol – und hier vor allem Osttirol – verzeichnen die höchste Dichte an Wolfsnachweisen. Wir ziehen an einem Strang und fordern die Senkung des Schutzstatus. Und wir werden im Monitoring noch enger zusammenarbeiten.“
Unterstützung nach Schadholzereignissen
Eine weitere große Herausforderung teilen sich Tirol und Kärnten im Forst. Laut Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren (DWF) betrugen 2022 die Borkenkäferschäden 3,75 Millionen Vorratsfestmeter (plus 90 Prozent gegenüber dem Vorjahr), der dritthöchste je in Österreich erfasste Wert. Der Schadensschwerpunkt lag südlich des Alpenhauptkammes: Das stärkste Plus, die sechsfache Menge gegenüber dem Vorjahr, gab es neuerlich in Tirol (1,28 Millionen Vorratsfestmeter), wobei der allergrößte Teil der Schäden in Osttirol anfiel. Im Bezirk Lienz betrug die Schadholzmenge sogar das Zehnfache (1,13 Millionen Vorratsfestmeter). In Kärnten verdoppelte sich die Käferholzmenge auf 763.000 Vorratsfestmeter, das Zentrum war der Bezirk Spittal an der Drau mit einer Versechsfachung der Schäden (400.000 Vorratsfestmeter). 2023 sind in Tirol aufgrund des Gewittersturms im Juli zusätzlich 700.000 Festmeter Schadholz angefallen, mit Schwerpunkt in den Bezirken Imst, Innsbruck-Land und Schwaz. „Tirol und Kärnten bekennen sich zur Unterstützung der Waldbesitzer zur raschen Aufarbeitung von Schadholz, der klimafitten Wiederbewaldung sowie zur Unterstützung der Instandsetzung überbeanspruchter Straßeninfrastruktur“, fasst Geisler zusammen.
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