Die massiven Kostensteigerungen machen sich auch beim Einsatz von Landmaschinen bemerkbar. Dementsprechend wichtig ist es, solche Einsätze richtig zu kalkulieren und alle nur möglichen Einsparungspotenziale umzusetzen. Ein ÖKL-Seminar hat dazu wichtige Anregungen gegeben.
In der Praxis werden oft nur die Einsatzzeiten am Feld gesehen. Diese werden bei schlagkräftigen Maschinen anteilig weniger, weil die Arbeitserledigung schneller durchgeführt wird“, weiß Helmut Scherzer, Geschäftsführer der Vereinigung der Lohnunternehmer Österreich (VLÖ) und Inhaber eines Beratungsunternehmens. Wichtig sei, den gesamten Aufwand zu betrachten. „Jeder Arbeitstag setzt sich aus Rüstzeit, Wegezeit, Wendezeit, Hauptzeit, Wartungszeit und Störzeit zusammen. Hier liegt Potenzial für Optimierung“, so Scherzer. Entsprechende Aufzeichnungen dafür vorausgesetzt.
Variable und fixe Kosten
Grundsätzlich können Maschinenkosten in variable und fixe Maschinenkosten unterteilt werden. Zu den variablen Größen gehören etwa Diesel, Reparaturen, Instandsetzung, Schmierstoffe, Stundenmieten etc. Sie hängen von der tatsächlichen Einsatzzeit der Maschine ab. Unabhängig davon entstehen die Fixkosten, wie etwa die Abschreibung, Zinsen, Jahresmieten, Versicherung oder Unterbringung. Dazu kommen Personalkosten, Kosten für die Nebenzeit (Vorbereitung, Nachbereitung, Anfahrt, Maschineneinstellung, Wartezeiten etc.), Geschäfts-/Unternehmerkosten (Büroinfrastruktur, Disposition etc.) und jene für Risiko und Wagnisse (Gewährleistung, Maschinenschäden etc.).
Online-Kalkulator
Zur Berechnung der Verfahrenskosten stehen verschiedene Tools zur Verfügung, etwa der Gratis-Online-Kalkulator für ländliche Dienstleistungsbetriebe. Auch für Landwirte ermöglicht er, sich einen strukturierten Überblick über die Kostensituation zu machen. Im ersten Teil werden dort die verwendeten Maschinen und Arbeitsgeräte erfasst und die fixen und variablen Maschinenkosten ermittelt. Im zweiten erfolgt die Berechnung der Gesamtkosten, wo zu den ermittelten Maschinenkosten die Personal-, Organisations-, Auftrags- und Unternehmenskosten, Nebenkosten für Anfahrten und andere Nebenzeiten und Unternehmenswagnisse eingerechnet werden. Das Ergebnis ergibt dann die Verfahrenskosten je Stunde, die in der Folge auf Leistungseinheiten (je Hektar, je Stück, je Laufmeter) umgerechnet werden können.
Die ÖKL-Richtwerte fokussieren auf die variablen und fixen Kosten. Sie dienen als unverbindliche Berechnungsgrundlage für den land- und forstwirtschaftlichen Einsatz in der Nachbarschaftshilfe.
ÖKL-Richtwerte für Nachbarschaftshilfe
„Die Abgabenbehörde verwendet den ÖKL-Richtwert als Grenzwert für die maximal annehmbaren Maschinenselbstkosten“, erläutert David Unterrainer vom ÖKL. Dazu passen auch die Annahmen für die Richtwerte, wie etwa die Listenpreise ohne Berücksichtigung von Rabatten oder ein Restwert von nur zehn Prozent für alle Maschinen. Mehr als 1.700 Maschinenkategorien umfassen die ÖKL-Berechnungsgrundlagen, die 1962 erstmals erschienen sind und die seither jedes Jahr aufs Neue überarbeitet herausgegeben werden. Die Richtwerte werden online gratis veröffentlicht, zudem gibt es diese auch als Broschüre oder per Mail (jeweils um 19 Euro). Ab 2024 soll es zudem eine App bei jedem Kauf der digitalen Richtwerte dazugeben.
Gemeinschaften über den Maschinenring
Möglichkeiten, die Maschinenkosten zu reduzieren, gibt es viele. Sie reichen von effizienterem und intelligenterem Einsatz über die bessere Auslastung in Maschinengemeinschaften bis hin zur Auslagerung der Arbeiten an Lohnunternehmer.
Maschinengemeinschaften können in verschiedenster Form organisiert werden, etwa über den Maschinenring. Mit den möglichen Teilnehmern stimmt dieser die technische Ausführung der Gemeinschaftsmaschine ab. Der Maschinenring kümmert sich zudem um organisatorische und rechtliche Belange, die Buchhaltung, klärt Fragen zu Unterbringung, Reparatur und Wartung. Österreichweit sollen rund 30.000 Mitglieder der mehr als 1.000 Maschinenring-Maschinengemeinschaften dieses Angebot nutzen. Roman Braun vom MR Oberösterreich und Josef Voraberger vom MR Grieskirchen haben zur Möglichkeit der „landwirtschaftlichen Nachbarschaftshilfe als Kostensenker“ referiert.
Letzterer hat zudem die Traktor-Gemeinschaft vorgestellt. Die Mitgliedschaft erfolge dort durch die Zeichnung von jährlichen Einsatzstunden. Für nicht gefahrene Stunden müsse der Fixkostenanteil für Abschreibung, Zinsen, Versicherung, Maschinenring und Unterstellung bezahlt werden. Es bestehe die Möglichkeit, im Folgejahr fehlende Stunden nachzuholen. Die Abrechnung der Fixkosten – im konkreten Fall 21 Euro je Stunde netto – erfolgt spätestens beim Verkauf vom Traktor. Für die Nutzungsdauer der Traktoren und der Gemeinschaftsmaschinen seien die jeweiligen Benutzer für sämtliche Kosten anteilsmäßig der gefahrenen Stunden voll verantwortlich, so Voraberger.
“Selbst gebastelte” Gemeinschaftslösungen
Der Landwirt und Agrarökonom Paul Weiß stellte eine Maschinengemeinschaft aus fünf Betrieben mit rund 370 Hektar bewirtschafteter Fläche in Lassee im Marchfeld (NÖ) vor. Sämtliche Maschinen werden dort flächenanteilig gemeinsam gekauft und gewartet. Bei Geräten, die nicht selbst ausgelastet werden können, werde mit dem Maschinenring und Lohnunternehmern zusammengearbeitet.
Vorteile der Maschinengemeinschaft nennt Weiß einige: etwa die „massive Senkung“ der Fixkosten, dass die Partner gleichzeitig auch “geniale Betriebshelfer bei Krankheiten, Arbeitsspitzen und Urlaub” sind, die verbesserte Marktposition durch gemeinsamen Ein- und Verkauf, den Wissenstransfer, die Diversifizierung (rund 40 Kulturen werden jährlich in der Gemeinschaft angebaut) und die Möglichkeit, das eingesparte Geld in andere Bereiche zu investieren, etwa in eine Aufbereitungsanlage, wo man vom Flohsamen bis zur Käferbohne alles fertig abpacke.
Was aber sind die wichtigsten Punkte einer solchen Gemeinschaft? Laut Weiß: Sympathie füreinander, räumliche Nähe, maximal fünf Betriebe, weil jede Kooperation intensive Kommunikation erfordert, exakte Verrechnung (auf Basis des AgrarCommander), Geräte auslasten, aber nicht überlasten, um Reserven etwa im Falle ungünstiger Witterung zu haben und ein gemeinsamer Blickwinkel auf alle Flächen, also zu arbeiten, wo es am wichtigsten ist. Weiß ist trotz angespannter Erlösphase optimistisch: „Wir sehen eine blühende Zukunft auch unter schwierigen Marktbedingungen, einfach deshalb, weil wir gemeinsam wirtschaften und damit Kosten und Erträge relativ gut steuern können.”
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