Vielerorts stirbt der Wald oben und unten wächst nicht genug nach. „Unser Wald steht auf Grund des Klimawandels in einer besonderen Stresssituation. Der Waldumbau ist dringend notwendig“, betonte Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner kürzlich in einem Pressegespräch. Für den obersten Jäger des Landes ist die Wald-Wild-Situation das derzeitige Kardinalthema: „Das sehen aber nicht alle so“, erklärte Sieghartsleitner und sprach in diesem Zusammenhang von „oberflächlichen Sichtweisen“ gewisser Gruppierungen und „pauschalen Vorverurteilungen“ gegenüber den Jägern, von denen jeder Dritte auch selbst Waldbesitzer ist.
Für den Landesjägermeister haben Wildtiere sehr wohl eine Nutzungsberechtigung im Wald. Der Vorwurf zu hoher Bestände sei „nur teilweise berechtigt“ und verwies in diesem Zusammenhang auf die (Über)erfüllung der Abschusspläne (Rotwild: 112,3 Prozent; Rehwild: 105,1 Prozent) im abgelaufenen Jagdjahr.
92 Prozent der knapp 1000 oberösterreichischen Jagdgebiete seien laut Weiserflächenbegutachtung bestens beurteilt – bei acht Prozent gebe es jedoch „akuten Handlungsbedarf“ in Form von Mehrabschüssen. Verstärkt davon betroffen seien Berggebiete sowie der Schutzwaldbereich: „Hier ist der Druck auf den Lebensraum der Wildtiere durch den Tourismus höher. Zudem gibt es insbesondere bei Eigenjagden auch verstärkt wirtschaftliche Interessen“, erklärte Sieghartsleitner, der die Jäger zwar als „Mitregulator“, jedoch nicht einzigen Faktor bei der Forst-Jagd-Thematik sieht.
Auch Schutzmaßnahmen und Ruhezonen erforderlich
Denn landläufig herrsche die Meinung vor, dass Mischwälder als probate Antwort auf den Klimawandel nur gelingen könnten, wenn die jagdliche Situation entsprechend angepasst werde. „Wir sind bereit die Wildbestände anzupassen wo es notwendig ist, aber sicher nicht mit einem Kahlschlag“, so Sieghartsleitner.
Die Forderung nach höheren Abschusszahlen sei laut Geschäftsführer Christopher Böck „der einfachste Weg“, jedoch müsse man hier die Gesamtsituation betrachten: „Die Gründe für die aktuell schwierige Waldsituation sind vielfältig. Einerseits müssen die Schädigungen aufgrund der Klimaveränderungen mit vermehrter Trockenheit, Stürmen und Schneebruch berücksichtigt werden.“ Bei Neuaufforstungen brauche es daher Schutzmaßnahmen in Abstimmung mit den jeweiligen Grundbesitzern.
Zudem habe auch das geänderte Freizeitverhalten der Menschen einen entsprechenden Beitrag zur Ist-Situation geleistet: „Immer mehr Menschen drängen in die Natur. Was die Folge hat, dass Hirsche, Gämsen und Rehe immer mehr in die Wälder zurückgedrängt werden“, erläutert der Wildbiologe das veränderte Verhaltensmuster der Tiere. Dadurch gestalte sich die Bejagung immer schwieriger. Sieghartsleitner fordert in diesem Zusammenhang Ruhezonen, um die Wildtiere besser lenken zu können.
- Bildquellen -
- Rehbock Wald C Ch Boeck 1 Scaled: OÖLJV