Krieg, Handel und Hungerkrisen

Kommentar von Martin Kugler,
Martin Kugler, Agrar- und Wissenschaftsjournalist

Die über „Solidaritätskorridore“ quer durch die EU transportierten Getreidelieferungen aus der Ukraine in Drittländer führen derzeit zu Verwerfungen am EU-Binnenmarkt. Daher haben etliche osteuropäische EU-Länder wie Rumänien, Polen oder die Slowakei Importsperren erlassen, andere Mitgliedsländer haben die EU-Kommission aufgefordert, für eine höhere Stabilität der Getreidemärkte zu sorgen. Und auch der Agrarausschuss des EU-Parlaments appellierte zuletzt, dass die Getreidelieferungen unbedingt bei jenen ankommen müssten, für die sie gedacht sind – nämlich in jenen Staaten etwa in Afrika oder im Nahen Osten, die auf diese Lieferungen angewiesen sind. 
Wie lebenswichtig das ist, zeigt der kürzlich veröffentlichte Bericht „Global Report on Food Crises 2023“, laut dem die Zahl der Menschen, die von akuten Nahrungsmittelkrisen betroffen sind, im Vorjahr um ein Drittel auf 258 Millionen Menschen in 58 Staaten angewachsen ist. 
Zu den bisher dominanten Ursachen für bittersten Hunger – bewaffnete Konflikte, Flucht und Naturkatastrophen – ist nun eine weitere hinzugekommen: die weltwirtschaftlichen Verwerfungen im Gefolge des Ukraine-Krieges, die rund 84 Millionen Menschen in 27 Ländern in eine Ernährungskrise gestürzt haben. Damit haben sich die schlimmsten Befürchtungen der Kriegsfolgen für die Nahrungsmittelversorgung der ärmsten Menschen bewahrheitet.
Da muss etwas geschehen: Ohne ukrainisches (und russisches) Getreide kann die Welt nicht ernährt werden. Und es muss alles dafür getan werden, dass die Lieferungen dort ankommen, wo sie benötigt werden. 

martin.kugler@chello.at

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