Auf 3,5 Mio. Hektar sind die Kulturen bereits vollends geschädigt.

Bereits im April fiel heuer auf der Iberischen Halbinsel so mancher Hitzerekord. Im südspanischen Córdoba etwa wurden 38,8 Grad Celsius gemessen. Mehr als jemals zuvor in diesem Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen (und satte 20 Grad über dem ansonsten für die Jahreszeit üblichen Temperaturniveau). Die Konsequenz: Über 27 Prozent des spanischen Staates wurde aktuell der Dürre- Notstand verhängt. Die für die Wasserversorgung essenziellen Stauseen sind im Landesschnitt nur noch knapp zur Hälfte gefüllt, im besonders hitzegeplagten Katalonien sind die Pegelstände im unteren Viertel angekommen, wie „Die Zeit“ berichtet.

Totalausfall ohne Bewässerung

Besonders für die Landwirte ist die Situation prekär. Der spanische Bauernverband geht heuer von massiven Ertragseinbußen und Totalausfällen auf insgesamt 3,5 Mio. Hektar Ackerfläche aus, wie das Nachrichtenportal Agrarheute jüngst berichtete. Die Weizen- und Gerstenernte sei auf unbewässerten Flächen bereits „verloren“, auf bewässerten sei mit einem Ertragsminus von mindestens 50 Prozent zu rechnen. Auch die Reiskulturen und die Olivenplantagen leiden. Nun hat die linke Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez beschlossen, aktiv zu werden. „Spanien hat schon seit Jahren mit Dürreperioden zu kämpfen, aber aufgrund des Klimawandels werden diese immer schlimmer“, erklärte Teresa Ribera, Ministerin für ökologischen Wandel. Man rechne künftig immer häufiger mit Wetterextremen, ebenso seien die Folgen des Krieges in der Ukraine im Agrarsektor deutlich spürbar, hieß es in Madrid.

In einer außerordentlichen Ministerratssitzung wurde daher ein Soforthilfe- und Investitionspaket in Höhe von 2,2 Mrd. Euro genehmigt. In einer ersten Fördertranche gibt die spanische Regierung Unterstützung für die Landwirtschaft, insbesondere die Viehzucht, in einer Höhe von 784 Mio. Euro frei. Inbegriffen sind temporäre steuerliche Erleichterungen für die Bauern sowie die Subventionierung von Dürreversicherungen.

Ausbau der Wasserinfrastruktur

Der Löwenanteil des Hilfspakets – immerhin 1,4 Mrd. Euro – soll jedoch in den Ausbau der maroden Wasserinfrastruktur fließen. Diese ist dringend sanierungsbedürftig, regional sind die Trinkwasserverluste durch Leckagen enorm. Zusätzlich will man mit Wasserentsalzungsanlagen und Abwasseraufbereitung wieder Herr der Lage werden. Kritik am Förderpaket hagelt es seitens der konservativen Opposition. Sie seien „ungenügend“, Ministerpräsident Sánchez agiere vor den Regional- und Kommunalwahlen Ende Mai und der Parlamentswahl am Ende des Jahres populistisch. Oppositionsführer Alberto Núñez Feijóo bezifferte die notwendigen Investitionen in Sachen Wasser auf einer Wahlkampfveranstaltung in Valencia mit mindestens 40 Mrd. Euro. 

- Bildquellen -

  • Dürre in Spanien: BRUNO BLEU - STOCK.ADOBE.COM
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AUTORClemens Wieltsch
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