Die Tiroler Abgeordneten Josef Hechenberger, Hermann Gahr und Franz Hörl stellten am 16. Februar eine schriftliche Anfrage an Bundesministerin Leonore Gewessler bezüglich des Schutzstatus des Wolfes. Zuvor hatte sich die Ministerin mit elf Amtskollegen für den weiterhin strengen Schutz des Wolfes auf europäischer Ebene starkgemacht. Nun wurde die parlamentarische Anfrage beantwortet.
„Wir sind ziemlich enttäuscht von den oberflächlichen Antworten von Ministerin Gewessler. Wenn man sich schon auf europäischer Ebene für einen strengen Schutz des Wolfes einsetzt, sollte man sein Handeln auch ordentlich inhaltlich begründen können. Als Ministerin muss man im Interesse Österreichs handeln, eine rein ideologisch geprägte Vorgangsweise ist nicht nachvollziehbar“, so kommentierten Josef Hechenberger, Hermann Gahr und Franz Hörl die Anfragebeantwortung.
Theorie und Praxis
In dem Brief von Ministerin Gewess-ler und ihren Amtskollegen steht, dass bei der Koexistenz mit Großraubtieren Schäden an Nutztieren unvermeidlich sind. Sie seien aber überzeugt, dass ein strenger Schutz zusammen mit einem wirksamen System von Präventivmaßnahmen, gerechten Entschädigungen, aber auch der Kommunikation mit Experten, den betroffenen Akteuren und der Öffentlichkeit die beste Lösung darstellt. „Leider konnte Ministerin Gewessler keine wirksamen Präventionsmaßnahmen aufzählen, der Verweis auf Studien ist mir etwas zu wenig. Denn wir alle wissen, dass zwischen Theorie und Praxis ein großer Unterschied besteht. Laut landwirtschaftlichen Experten gibt es kein Herdenschutzprojekt, das bisher erfolgreich war. Oft ist genau das Gegenteil der Fall, wie wir es jedes Jahr in Tirol sehen. Auf Almen mit Herdenschutz gab es zahlreiche Wolfsrisse. So auch in Osttirol, hier wurde ein neuartiges Wolfshalsband ausprobiert. Bei einem Wolfsangriff sollte es das Schaf schützen und den Wolf mit einem Stromschlag in die Flucht schlagen. Doch leider mit wenig Erfolg, trotz Halsband wurden einige Schafe getötet“, so Hechenberger.
Gesamtpopulation und
gelenkte Weideführung
Aus der Anfrage geht hervor, dass Wölfe bedrohten Nutztierrassen nicht übergeordnet sind bzw. liegt keine Gewichtung vor. Jedoch werden die Wölfe nicht im gesamteuropäischen Kontext gesehen, sondern einzelne Populationen wie die zentraleuropäische oder der Westalpen werden unterschieden.
„Genau darin liegt das Hauptproblem. Wir müssen endlich erreichen, dass alle Wölfe in Europa als eine Population angesehen werden. Die Aufsplittung in einzelne kleine Populationen hat keinen Sinn, da die Tiere nachweislich wandern. Wölfe kennen keine Grenzen. Erst kürzlich wurde nachgewiesen, dass ein Wolf aus der Schweiz bis nach Ungarn gewandert ist. Das ist kein Einzelfall, sondern die Regel“, betont Gahr.
Neben Tipps für eine gelenkte Weideführung für die Almbäuerinnen und Bauern wird die positive Auswirkung der Wölfe auf die Biodiversität betont. „Wie kann durch die Rückkehr der Wölfe die Biodiversität gefördert werden, wenn doch viele Bäuerinnen und Bauern bei weiterer Ausbreitung die Bewirtschaftung aufgeben werden. Außerdem bleibt offen, wie Freizeitwirtschaft und ein Tourismus mit solchen Herdenschutzprojekten (Zäune, Herdenschutzhunden) funktionieren soll“, argumentiert Franz Hörl, Tourismussprecher der ÖVP.
Auf die Frage, ob Ministerin Gewessler auf EU-Ebene der Senkung des Schutzstatus des Wolfes zustimmen würde, wenn der günstige Erhaltungszustand erreicht wäre, gab es folgende Antwort: „Dazu ist festzuhalten, dass die EU-Rechtslage keinen Mechanismus vorsieht, wonach eine Änderung des Erhaltungszustandes einer in den Anhängen der FFH-Richtlinie gelisteten Art automatisch zu einer Senkung ihres Schutzstatus führt.“
Wachsende Zustimmung
„Wir möchten uns bei Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig bedanken, der sich auf europäischer Ebene für die Senkung des Schutzstatus einsetzt und schon Erfolge erzielt hat. Im Agrarrat haben sich bereits 16 Mitgliedsstaaten Österreich angeschlossen. Die EU-Kommission wurde aufgefordert, die Schutzrichtlinien zu überarbeiten. Auch, wenn es Ministerin Gewessler anders sieht, die Rückkehr der Wölfe führt in den verschiedenen Mitgliedsstaaten der EU zu immer größeren Problemen. Somit wächst auch die Zustimmung für die Senkung des Schutzstatus. In Österreich haben schon viele Bundesländer gehandelt und Regelungen zur Entnahme von Wölfen erlassen. Jetzt ist die EU am Zug, gemeinsam werden wir weiterkämpfen, dass die FFH-Richtlinie, die bereits über 30 Jahre alt ist, überarbeitet wird“, so die Tiroler Abgeordneten abschließend.
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