Schamlos

Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.

Nur durch Verzicht auf Gewinnspannen und das Schlucken der um 150 Prozent gestiegenen Kosten etwa für Energie sei das Ergebnis erzielt worden. Der Konzernumsatz (inklusive Sportfachhandel und Einkaufszentren) ist letztlich um 7,3 Prozent auf 18,63 Milliarden Euro gestiegen, jener der Supermärkte allein immerhin um 5,5 Prozent auf knapp 16 Milliarden Euro. Und das dank billiger Eigenmarken. Das Premium-Segment stagnierte. So skizzierte und bilanzierte der Vize-Boss und Finanzchef der Spar Österreich-Gruppe, Hans Reisch, gegenüber der Tageszeitung Die Presse das Spar-Jahr 2022. Samt dem Versuch, auf die Tränendrüsen zu drücken.
Internationale Lebensmittelkonzerne würden ihre Marktmacht „schamlos“ auf Kosten von Spar ausspielen und gleichzeitig Bilanzen mit Gewinnsteigerungen präsentieren. Die Handelskette sei somit quasi gezwungen, ihr Eigenmarken-Angebot auszubauen, auf mittlerweile mehr als 7.500 Artikel (davon 850 unter der Billig-Schiene S-Budget, die Spar sogar um 24 Prozent mehr Geschäft brachten).
Dass Spar (und andere Handelsketten) mit solchen Eigenmarken ebenfalls ohne Genierer ihre Lieferanten wie Molkereien, Fleischer, Mühlen, Bäcker, Vertriebs- und Packstellen für Obst, Gemüse oder Eier und andere mehr in immer kürzeren Abständen unter (Preis-)Druck setzen, blieb unerwähnt. Der Verzicht auf Gewinnspannen ist auch für Landwirte nichts Neues, dank Unternehmen wie dem genannten, die mit ihren Eigenmarken mit auswechselbaren Zulieferern das Preisniveau für Agrarprodukte drücken, auch wenn rundherum deren Energie- und Betriebsmittelkosten in die Höhe schnalzen.

bernhard.weber@bauernzeitung.at

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