Ackerbauern blicken nach gutem letzten Jahr in eine ungewisse Zukunft

Der Anbau von Ölsaaten wird in Oberösterreich heuer zurückgehen. Im Gegenzug wird eine Flächenausweitung bei Getreide, Mais und Zuckerrübe erwartet. Die hohen Düngerkosten und gesunkenen Produktpreise werden auch die Deckungsbeiträge schmälern.

Saatbettbereitung und Anbau konnten heuer bislang unter trockenen Bedingungen erfolgen.

Das vergangene Jahr war für die Ackerbauern alles andere außer gewöhnlich: Pandemie, Ukrainekrieg, explodierende Energiekosten und Inflation haben die Agrarmärkte so massiv in Bewegung gebracht wie noch nie zuvor. Trotz hoher Treibstoff- und Düngerkosten war es „ein gutes Jahr mit weitgehend optimaler Witterung und vernünftigen Deckungsbeiträgen“, wie Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger bei einem Pressegespräch betonte: „Dort wo es in Österreich ausreichend geregnet hat und die Erträge gut waren, hat der Ackerbau seit langem wieder Freude bereitet.“ Der Ausblick für die heurige Ackerbausaison gestalte sich derzeit jedoch ungleich schwerer.

Keiner konnte ahnen, dass die Gaspreise und mit ihnen die Düngerpreise so massiv fallen würden.

Märkte haben sich komplett gedreht

Grund dafür ist, dass sich die Märkte mittlerweile komplett gedreht haben. Ackerbauern haben wegen der turbulenten Situation am Düngermarkt schon im Spätsommer vorgesorgt und teilweise bereits bis zu 80 Prozent des Düngerbedarfs für die heurige Saison vorgekauft. Und das bei damaligen Höchstpreisen von mehr als 1000 Euro pro Tonne. „Keiner konnte ahnen, dass seit dem Jahreswechsel die Gaspreise und mit ihnen die Düngerpreise für Harnstoff und NAC als Stickstoffdünger massiv fallen würden“, so Waldenberger. Zudem sind gleichzeitig die Weizen-, Mais- und Rapspreise massiv gesunken.

Ein Mitgrund dafür sei auch das Freihandelsabkommen mit der Ukraine, das große Mengen an zollfreiem Mais und Getreide in den EU-Raum schwemmte. So sind vergangenes Jahr von insgesamt 14,5 Millionen Tonnen Mais, die aus der Ukraine exportiert wurden, alleine 13,8 Millionen Tonnen und damit 95 Prozent in der EU gelandet. Zudem hat sich der ukrainische Weizenexport in die EU von 0,4 Millionen Tonnen auf 4,2 Millionen Tonnen verzehnfacht. „Die europäische Landwirtschaft leistet aktuell mit dem Abkommen zur Zollfreiheit für die Ukraine einen weitaus überproportionalen wirtschaftlichen Solidaritätsbeitrag“, betonte Waldenberger. Ebenso drücke aber auch die russische Rekordernte, durch die Nordafrika und Asien mit billigstem Weizen geschwemmt werden, auf das europäische Preisgefüge. „Aufgrund hoher Düngerbeschaffungskosten und sinkender Produktpreise werden die Deckungsbeiträge für die Ackerbauern heuer damit wieder bescheidener ausfallen“, erläuterte Waldenberger.

Heuer weniger Ölfrüchte, dafür mehr Rüben und Mais

Mit den warmen Temperaturen der vergangenen Woche hat in Oberösterreich der Frühjahrsanbau bereits begonnen. „Noch sind die Böden ausreichend mit Wasser versorgt, die warmen Wintertemperaturen und fehlender Schnee haben aber bereits für hohe Verdunstungsraten gesorgt“, erklärte Pflanzenbaudirektor Helmut Feitzlmayr.

Bei der von der Landwirtschaftskammer prognostizierten Flächenentwicklung für das heurige Erntejahr (siehe Tabelle) würden sich die Nachwirkungen der turbulenten Marktentwicklung des Vorjahres zeigen. „Ähnlich wie zum Beispiel in den USA werden die Landwirte lange mit der Entscheidung zuwarten, ob sie auf ihren Flächen für den Frühjahrsanbau Soja oder Mais aussäen, abhängig von der Preisentwicklung für die kommende Ernte und der Verfügbarkeit von Dünger und Betriebsmitteln“, so Feitzlmayr.

Ein größeres Minus werde es vor allem bei den Ölfrüchten, vorrangig bei Ölkürbis und Winterraps sowie auch bei der Sojabohne geben. Die zu verteilende Fläche werde laut Feitzlmayr auf bereits gesätes Wintergetreide und jetzt im Frühjahr verstärkt auf Zuckerrüben oder Mais entfallen. Auch Sommergetreide werde den abnehmenden Trend der letzten Jahre weiter fortsetzen. Beim Wintergetreide wird mit mehr mahlfähigem Getreide und weniger Futtergetreide gerechnet.

- Bildquellen -

  • Rübenanbau: agrarfoto.com
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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