Das Umweltbundesamt hat gemeinsam mit Fachleuten der HBLFA Raumberg-Gumpenstein und der AGES ein Konzept entwickelt, um “digitale Technologien aus Umweltsicht praxisnah zu beurteilen”. Die Bewertungen sind teils überraschend.
Die der Umweltbewertung zugrundeliegenden Indikatoren wurden laut Umweltbundesamt aus verschiedenen Konzepten zusammengeführt, wie den Agrarumweltindikatoren der GAP, den Guidelines der Welternährungsorganisation oder einem Bewertungsinstrument des Forschungsinstituts für biologischen Landbau. Darüber hinaus würden sie sich an den Prinzipien der Ökobilanzierung und an der Anleitung zur Umweltverträglichkeitserklärung sowie an der Bewertung von Ökosystemleistungen orientieren. Zusätzlich werden Praxis-Indikatoren bzw. Erhebungsfragen vorgeschlagen, die von Anwendern leicht handhabbar sind. Vier Themenfelder mit zentraler Bedeutung für nachhaltige Entwicklung – Effizienz, Suffizienz, Resilienz und Konsistenz – bilden das Grundgerüst.
Einsatz von Robotern, Sensoren & Co
Durch den Einsatz eines Futteranschieberoboters kommt es etwa zum ständigen Auflockern und Anschieben des Futters für Rinder. Damit steigt die Futteraufnahme, die Leistung der Tiere ist höher und Landwirte werden in ihrer Arbeit entlastet. Die Umweltbewertung soll allerdings zeigen, dass die erhöhte Grundfutteraufnahme primär einen höheren Futtermittelbedarf bedingt, “zu Lasten einer verstärkten Landnutzung”.
Ein weiterer Anwendungsfall ist der Sensor zur Brusterkennung: Ein an der Kuh angebrachter Sensor erfasst Bewegungsmuster und andere physiologische Daten. Deren Auswertung erlaubt Rückschlüsse auf die Brunstphase und den Gesundheitszustand des Tieres. Die Herdenleistung kann durch diese Anwendung gesteigert werden, allerdings soll es auch hier zu einem erhöhten Energie- und Futtermittelbedarf kommen. “Auch die Weiterverarbeitung der gesteigerten Produktmenge wird als umwelt-negativ eingestuft”, so das Umweltbundesamt in einer Presseaussendung.
Ein weiteres Praxisbeispiel ist die Erkennung und Verortung von Unkrautnestern im Feld mittels Drohne. Damit kann die Acker-Kratzdistel punktgenau eingedämmt werden. “Die Betriebsmitteleffizienz steigt durch die stark reduzierte Herbizidmenge, sinkt jedoch aufgrund des höheren Energieaufwandes durch den Drohneneinsatz und die Datenverarbeitung. Schadstoffausträge in den Boden und das Grundwasser werden aufgrund der Herbizidreduktion deutlich verringert”, so Bewertung der Experten.
Als viertes Praxisbeispiel wird die teilflächenspezifische, elektronisch geplante Stickstoff-Düngung beschrieben. Die Stickstoff-Menge wird exakt nach Bedarf ausgebracht, die Stickstoffeffizienz und der Ertrag dadurch gesteigert. Zwar soll damit ein höherer Ressourcenaufwand verbunden sein, allerdings seien die Stickstoff-Emissionen in das Grundwasser und in die Luft in Form von Lachgas-Emissionen geringer.
“Mit dem vorgestellten Konzept liegt ein erster Ansatz zur strukturierten Vorgehensweise für die Umweltbewertung digitaler Technologien in der Landwirtschaft vor. Für konkrete Aussagen ist in vielen Fällen eine genauere Analyse von Praxisdaten und Erfahrungen notwendig. Durch die rasanten Veränderungen und Rahmenbedingungen in diesem Sektor ist eine stetige Weiterentwicklung und Anpassung notwendig”, betonen die Experten.
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- Drohnen In Der Landwirtschaft 10 ID88924: agrarfoto.com