Kommentar von Thomas Weber,
Herausgeber von Biorama und Buchautor.
„Roh eingeworfen schmecken sie wie frische Erbsen“, schwärmt Imkermeister Dietmar Niessner auf Facebook: „Reines Eiweiß“. Hobbymäßig halte auch ich ein paar Völker und konnte der Versuchung nicht widerstehen. Ich kann bestätigen: die Larven der Drohnen – also der stachellosen männlichen Bienen – schmecken nach Erbsen. Nicht aufsehen-, aber auch nicht ekelerregend. Wobei es kulturell geformt ist, ob man beim Gedanken daran Ekel empfindet oder nicht. Anders wäre die Empörung schwer zu erklären, nachdem die Europäische Kommission nach Mehlwurm, Wanderheuschrecke und Buffalowurm auch die Hausgrille als Lebensmittel zuließ – während Insekten in vielen Weltgegenden auf dem Speiseplan stehen. Was wurde da nicht wieder einmal gegen die EU gewettert! Als ob irgendwo vorgesehen wäre, den Leuten Wurmmehl unterzujubeln. Seine Zukunft hat Insektenprotein vermutlich ohnehin als Futtermittel. Wobei die Ernährungswissenschafterin Hanni Rützler in ihrem neuen Food-Trend-Report immerhin „Real Omnivores“ ausmacht: echte Allesfresser, die wirklich alles ausprobieren.
„In Thailand werden Drohnenpuppen als Spezialität verspeist“, weiß Dietmar Niessner. „Wenn ich einer befreundeten Köchin aus Thailand a Freud machen will, dann mit einer frischen Drohnenwabe. Kochen, mit Salz und Pfeffer würzen, das war’s.“ Ein Antrag der Zulassung der Honigbiene als Nahrungsmittel wäre mir nicht bekannt. Auch ich bevorzuge weiterhin Honig. Doch in der Schweiz regt Daniel Ambühl in seinem Drohnenkochbuch „Beezza!“ an, kreativ Abfall zu vermeiden. Drohnenbrut gilt dem Großteil der Imker als Abfall und Ambühl weiß: „Jährlich werden in Europa schätzungsweise 500 Tonnen dieses hochwertigen Nahrungsmittels, das in zertifizierten Lebensmittelbetrieben hergestellt wurde, achtlos vernichtet.“ Machen wir was draus.
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- Weber Thomas: Michael Mickl