Seit drei Jahren beschäftigt die Geflügelbranche die Frage, wie Legebrütereien in Österreich mit den männlichen Geschwistern der Legeküken, den sogenannten Hahnenküken, umgehen sollen. Der Geschäftsführer der Qualitätsgeflügelvereinigung (QGV), Stefan Weber, erörterte am Geflügelfachtag der Wintertagung Hintergründe dazu und die Branchen-Strategie.
Aufgrund der genetischen Disposition der männlichen Küken, die weder mit Ei-Leistung noch beim Fleisch-Ansatz punkten, können Legehennenhalter oder Mäster die Brüder der Legehennen nicht oder nur bedingt nutzen. Während vor Jahrzehnten die männlichen Küken vielerorts mitaufgezogen wurden, haben genetischer Fortschritt und wachsende Dimensionen in der Geflügelhaltung dazu geführt, dass die Hahnenküken keine Verwendung haben. Es ist zu aufwendig geworden, männliche Küken mitaufzuziehen. Heute wachsen die Küken für die Legehennenhaltung überwiegend in den drei österreichischen Legebrütereien der Firmen Eiermacher (OÖ), Schropper (NÖ) und Schulz (Stmk) heran. Männliche und weibliche Küken werden selektiert.
„Kükenschreddern“ sorgte lange Zeit für Schlagzeilen
In ebendiesen Legebrütereien werden die männlichen Küken betäubt und in automatisierten, geschlossenen Anlagen mit Kohlenstoffdioxid (CO2) innerhalb weniger Sekunden eingeschläfert. Obwohl seit Mitte der 1990er-Jahre in Österreichs Brütereien kein Küken mehr „geschreddert“ wurde, hielt sich dieser negativ konnotierte Begriff in den Medien äußerst hartnäckig und dominierte bis 2022 viele Schlagzeilen. Zurückzuführen war dies auf den Umstand, dass das Schreddern, also Zerkleinern von lebendigen Küken, gesetzlich noch nicht geregelt und so ein gefundenes Fressen für Medien war, so Weber.
Quelle: QGV/BZVon den rund 18 Millionen geschlüpften Legeküken pro Jahr in Österreich sind 50 Prozent männlich und daher für die Eierproduktion ungeeignet. 6,8 Millionen der männlichen Küken wurden 2019 in Zoos und Falknereien an fleischfressende Tiere verfüttert, eine Million ging in die Hahnenaufzucht und 1,5 Millionen Küken gingen nutzlos in die Tierkörperverwertung (TKV). Letzteres stand im Widerspruch zum Tierschutzgesetz und wurde von der Geflügelbranche aufgegriffen. Geflügelwirtschaft und Politik haben eine gemeinsame Branchenvereinbarung auf den Weg gebracht. „Für uns war klar, dass wir Tiere nicht weiterhin ohne Grund töten und dann zur TKV bringen können. Das ist unvernünftig und außerdem gesetzlich verboten“, sagte Weber.
Quelle: QGV/BZDrei Jahre nach der Branchenvereinbarung seien die Veränderungen sichtbar und messbar. 2022 wurden mit 1,7 Millionen Hahnenküken schon deutlich mehr Hähne aufgezogen als noch 2019, die restlichen 8,2 Millionen wurden in Tierparks, Falknereien und Greifvogelstationen an Tiere verfüttert, die gefrorene Küken mitsamt ihrem zarten Flaum und Extremitäten verspeisen können. Dazu zählen etwa Uhus, Affen, Schlangen, Störche, Braunbären, Kormorane, Krokodile und weitere Fleischfresser.
Zoo-Tiere mit großem Appetit
Trotz des mittlerweile gesetzlichen Verbotes des Tötens männlicher Küken ist es in Österreich möglich, mit CO2 betäubte Küken einer sinnvollen Verwertung zuzuführen. „Die Zoos brauchen die Küken trotzdem“, erklärt Weber die Notwendigkeit, heimische Küken so zu verwerten. Und gefrorene Futterküken seien immer noch Mangelware.
Das zeigen auch die von der Geflügelbranche erhobenen Importzahlen aus 2019. Acht Millionen gefrostete Futterküken wurden aus Deutschland, Spanien oder den Niederlanden nach Österreich importiert, um hier bei Zoo-Tieren im Futternapf zu landen. Drei Jahre habe es gebraucht, um zumindest einen Teil dieser Importlücke bei Futterküken schließen zu können. Der Bedarf an Küken aus Österreich ist 2022 aber immer noch größer als das Küken-Angebot. Heute gibt es zwischen Legebrütereien und Abnehmern der gefrorenen Futterküken Verträge. Kein Küken landet mehr nutzlos in der Tierkörperverwertung.
- Bildquellen -
- Verwendung von Hahnenküken in Österreich 2019: QGV/BZ
- Verwendung Hahnenküken in Österreich 2022: QGV/BZ
- Küken: AdobeStock/Paco