Kommentar von Thomas Mursch-Edlmayr,
Redaktionsleitung Oberösterreich.
Volle Lebensmittelregale sind für die meisten Menschen in Europa eine Selbstverständlichkeit. An „schlechte Zeiten“ oder geschweige denn an Hunger kann sich ohnedies nur die ältere Bevölkerung erinnern. Auch wenn der Klimawandel real und der Green Deal ein wichtiges Instrument für eine nachhaltigere Bewirtschaftung ist, sollten dessen Ziele auf Grund der aktuellen internationalen Situation zumindest überdacht werden.
Ertragsmindernde Maßnahmen sind angesichts des weiterhin andauernden Ukraine-Krieges sowie steigender Inflationsraten und Lebensmittelpreise jedenfalls grob fahrlässig.
Doch auf EU-Ebene wird derzeit die sogenannte „Vogel-Strauß-Politik“ angewandt. Wie sonst kann man es erklären, dass die Kommission drei Monate nach Vorstellung des Verordnungs-Entwurfs über die Halbierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes gegenüber dem Parlament und der Öffentlichkeit noch immer keine wissenschaftliche Folgenabschätzung vorgelegt hat? Zudem wurde bei der Präsentation im Agrarausschuss die zentrale Frage der Ernährungssicherheit lediglich in einem Nebensatz erwähnt. Ebenso wenig thematisiert wurde die Gefahr der Verdrängung landwirtschaftlicher Produktion in Drittländer mit weitaus niedrigeren Umweltstandards. Hier wird scheinbar nicht bedacht, dass diese Lebensmittel später importiert werden, wenn sie in Europa nicht mehr in ausreichend verfügbar sind. Es wird endlich Zeit, die Augen aufzumachen und nicht einfach den Kopf in den Sand zu stecken.