Bis zum Jahr 2050 will Tirol energieautonom werden. Der dann benötigte Energiebedarf soll im Jahressaldo vollständig aus heimischen, erneuerbaren Energieträgern gedeckt werden. Sauberstes Trinkwasser ist einer der größten Schätze Tirols, doch in ihm steckt weit mehr, als auf den ersten Blick scheint. Läuft das Wasser über Turbinen, bevor es aus dem Hahn kommt, kann Strom erzeugt werden. Rund 80 Trinkwasserkraftwerke gibt es derzeit in Tirol. Dabei wird der Höhenunterschied von der Quelle ins Tal zur Energieerzeugung genutzt. Schon jetzt liefern Trinkwasserkraftwerke Strom für rund 22.000 Haushalte.
Erfolgsmodell Hippach
Die Gemeinde Hippach im Zillertal ist ein Vorreiter in der Energiegewinnung aus Trinkwasser. Neben den fünf bestehenden Kraftwerken, die in Summe Strom für rund 300 Haushalte liefern, ist ein weiteres bereits in Planung. „Damit wir unabhängig von fossiler Energie aus dem Ausland werden, müssen wir sämtliche verfügbaren Ressourcen nutzen. Ein kommunales Trinkwasserkraftwerk ist ein kleiner, aber wertvoller Baustein für die Energieunabhängigkeit Tirol 2050. Immer mehr Gemeinden erkennen das und interessieren sich für diese oft mit geringem Aufwand umzusetzende und nachhaltige Form der Energiegewinnung“, erläutert Bauernbundobmann und LHStv. Josef Geisler.
„Ein Trinkwasserkraftwerk braucht wenig Platz und nutzt die durch das Gefälle ohnehin vorhandenen Rahmenbedingungen. In der Regel kann man so 365 Tage im Jahr gleichmäßig Energie ohne saisonale Schwankungen erzeugen. Ausgangspunkt war, durch die Einspeisung von Strom den Erhalt der Anlage zu finanzieren. Insgesamt ist das ein Generationenprojekt, das ohne größere Reparaturen auskommt“, so Bürgermeister Alexander Tipotsch.
Unterstützung für Gemeinden
Das Land Tirol bietet interessierten Gemeinden eine zweistufige Beratung für die Energiegewinnung aus Trinkwasser. Die Investitionen sind überschaubar und es gibt keine großen Bauwerke oder Eingriffe in die Natur. 51 Gemeinden und Wassergenossenschaften haben sich dafür bereits angemeldet. Zusätzlich könnten damit bis zu 1.700 Haushalte mit sauberem Strom versorgt werden.
Damit wird erneut ein wichtiger Schritt in Richtung Energieautonomie und Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern gemacht. Ein weiterer Vorteil: Werden Trinkwasserkraftwerke so angelegt, dass sie auch unabhängig vom Netz im Inselbetrieb funktionieren, können etwa Gemeindegebäude oder wichtige Infrastruktureinrichtungen bei einem Blackout mit Strom versorgt werden.
- Bildquellen -
- IMG 0814: Bauernzeitung