Nachauflauf ist vorteilhafter als Vorauflauf. Zu diesem eindeutigen Fazit kam Christian Helinski, Fachmann für Herbizidanwendungen beim US-amerikanischen Agrarchemiekonzern Corteva Agriscience, hierzulande besser bekannt durch dessen Saatguttochter Pioneer. Im Rahmen eines Fachvortrages betonte Helinski die Vorteile der Unkrautbekämpfung im Nachauflauf:
Rascher Start, kräftig in den Winter
• Herbizidanwendungen im Nachauflauf verschaffen den Rapspflanzen einen zügigen Start. Durch den Verträglichkeitsvorsprung ist eine ungestörte Jugendentwicklung sichergestellt.
• Durch die rasche Jugendentwicklung sind die Pflanzen stärker und besser gegen Schädlinge gewappnet (z. B. Rapserdfloh und Rapstriebrüssler).
• Im Nachauflauf ist weiters die Kontrolle von Problemunkräutern (Doldenblütler, Storchschnabel) gezielt möglich. Vor der Behandlung kann die Bestandsetablierung abgewartet werden, die Herbizidgabe nach Schadschwellenprinzip ist möglich.
• Anders als bei den Bodenherbiziden im Vorauflauf ist die Problemlage in puncto Wirkungsminderung bei Trockenheit entschärft.
• Zu Minderwirkung der Vorauflaufbehandlung kann es auch bei Mulch- und Direktsaat kommen, auch hier ist die Herbizidanwendung im Nachauflauf vorteilhaft.
• Auch die Entzerrung von Arbeitsspitzen im Herbst spricht für die Nachauflaufbehandlung. Sie ist vom Zeitpunkt her deutlich flexibler als der Vorauflauf.
• Nicht zuletzt ist das Eintragsrisiko von Wirkstoffen in den Boden geringer, in Wasserschutzgebieten ist der Nachauflauf die Methode der Wahl.
Im Nachauflauf ist es möglich, auf die im Grundwasserschutz kritischen „Problemwirkstoffe“ Metazachlor (Butisan, Fuego u. a.) und Dimethachlor (Colzor trio) zu verzichten. Im Rahmen der Öpul-Maßnahme „Vorbeugender Grundwasserschutz auf Ackerflächen“ ist der Einsatz von Metazachlor-Produkten bereits verboten. Im neuen Öpul 2023 wird die Maßnahme mit dem Verbot von Dimethachlor verschärft. Mittel mit diesen Wirkstoffen dürfen in Zukunft in Wasserschutz- und Schongebieten nicht mehr angewendet werden.
Problemunkräuter sind beherrschbar
Was das Wirkungsspektrum betrifft, so kann die Nachauflaufbehandlung nach übereinstimmenden Aussagen aus Beratung und Praxis mit dem Vorauflauf mithalten. Problemunkräuter wie Kornblume, Klatschmohn, Hundskerbel und auch Klettenlabkraut sind beherrschbar. Die Lücke bei der Gräserwirksamkeit kann mit Gräserspezialisten geschlossen werden. Laut Corteva sind ab sofort für die Anwendung im zwei- bis vier-Blatt-Stadium auch Clethodim-Produkte (Select 240 EC, VextaDim 240 EC) als Zusatz möglich ggf. in Kombination mit einem Netzmittel bzw. Penetrationsmittel. Den Systemwechsel vom Vor- zum Nachauflauf hält man auch von der wirtschaftlichen Seite her für sinnvoll.
Züchterische Sklerotiniatoleranz
Eine Neuheit im Sortenangebot ist der Corteva-Hybridraps PT303, der seit dem Vorjahr als EU-Sorte registriert ist und auch zum Anbau in Österreich zur Verfügung steht. Das Ertragsplus aufgrund der verbesserten Gesundheit beziffert der Züchter mit „bis zu 15 %“ im Vergleich zu einer marktrelevanten Vergleichssorte in Versuchen ohne Blütenbehandlung unter Sklerotinabefall. Die Resistenz soll auf „multigener Toleranz“ beruhen und in langjähriger Zuchtbehandlung erreicht worden sein. Neben Sklerotinia ist PT303 auch verbessert resistent bzw. tolerant gegenüber TuYV, Phoma und Cylindrosporium.
Die Vermarktungsaussichten für Körnerraps stellen sich weiterhin als gut dar. Der Bedarf in 2023 wird groß sein. Auch wenn Kanada und Australien wieder bessere Ernten erzielen, bleibt aufgrund der Kriegshemmnisse in der Ukraine „jede Tonne gesucht“.
Hinweise zu praxiserprobten Herbizidstrategien in Raps finden Sie in der Printausgabe der BauernZeitung 27/2022.
- Bildquellen -
- W Raps 1 2 Blattstadium: agrarfoto.com