Am vergangenen Sonntag vor genau zwei Jahren, damals Freitag, der 13. März 2020, verordnete die Bundesregierung die ersten Corona-Maßnahmen. Große Unsicherheit in der Bevölkerung war die Folge. Ausgangssperren, geschlossene Staatsgrenzen, Versorgungsengpässe bei Masken oder Schutzausrüstung sind bis zu diesem Zeitpunkt bei uns nicht denkbar gewesen.
Dass die Landwirtschaft und die Lebensmittelerzeugung systemrelevant und auch sicherheitspolitisch von hochgradiger Bedeutung sind, erklärte der Direktor des NÖ Bauernbundes, Paul Nemecek, kürzlich auch als Studiogast im Kronehit-Radio. „Noch vor wenigen Jahren hätte niemand es für möglich gehalten, was auf uns zukommen wird: mehrere Krisen und jetzt der Krieg in der Ukraine haben aufgezeigt, wie verletzlich unsere eng vernetzte Welt geworden ist“, verwies Nemecek auf den „Tag der leeren Supermarktregale“ am Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020, gefolgt von der tagelangen Blockade des Suezkanals durch einen einzigen Mega-Frachter im Jahr 2021, den Folgen des Brexit oder jetzt auf den Kriegsschauplatz im Osten von Europa.
Um die richtigen Lehren daraus zu ziehen, betonte Nemecek vehement auch die Systemrelevanz der heimischen Landwirtschaft: „Während der gesamten Corona-Pandemie haben unsere Bauern dafür gesorgt, dass keine Österreicherin und kein Österreicher Hunger leiden musste.“ Der russische Angriff auf die Ukraine, der Kornkammer Europas, sei ein „weiterer Weckruf an alle wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger. Man stelle sich vor, wir wären bei unserem Essen so abhängig, wie etwa bei Öl und Gas. Das will niemand“, argumentierte der Bauernbunddirektor. Und: „Wir müssen alles tun, um unsere Bäuerinnen und Bauern zu unterstützen und die Versorgungssicherheit zu garantieren.“
Noch sei Österreich gut aufgestellt, was den Selbstversorgungsgrad mit Rind- und Schweinefleisch, Milch, Getreide oder Erdäpfel betrifft. Wegen des Ukrainekrieges herrsche aber nicht nur auf internationalen Märkten hohe Nervosität, angesichts von Lieferausfällen, vor allem aber wegen der explodierenden Energiepreise für Öl und Gas. Diese verteuern den Transport, Verpackungsmaterialien, die Herstellung von Handelsdünger, Pflanzenschutz- und Futtermittel und heben Produktions- und Betriebsmittelkosten in kaum absehbare Höhen.
Vor diesem Hintergrund bleibt den Landwirten weniger als zuvor. Für Nemecek ist damit klar: Ein Green Deal, der im Bereich Landwirtschaft und Ernährung auf Einschränkungen der Erzeugung, Stilllegungen und höhere Importe setze – Stichwort „Mercosur“-Freihandelsabkommen – ein solcher Green Deal passt nicht in diese neue Realität. Auch widerspreche es den EU-Verträgen, wonach die Versorgungssicherheit in der EU sichergestellt sein muss.
Angesichts der aktuellen Bedrohungslage hat der NÖ Bauernbund eine Petition an das EU-Parlament und an die Europäische Kommission verfasst. Gefordert wird eine umfassende Folgenabschätzung des Green Deal.
Podcast zum Nachhören
Die Kronehit-Studiostunde zum Thema Lebensmittelsicherheit:
www.kronehit.at/podcast/die-kronehit-studiostunde
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- 11 02 11 22 NO: NÖ Bauernbund