Bei der Aufforstung von Nadelholz wurde lange Zeit ein zwei mal zwei Meter-Verband empfohlen. Dies galt als großer Fortschritt, weil früher noch dichtere Aufforstungen die Regel waren. Ein Pflanzverband oder eine Stammzahlreduktion mit einer Stückzahl von etwa zwei mal zwei Meter bzw. 2500 Stück je Hektar führt aber dazu, dass nach den wissenschaftlichen Empfehlungen bereits bei einer Oberhöhe von zwölf bis 13 Meter die Z-Stämme auszuwählen und gleich freizustellen sind.
In der Praxis wird erst später eingegriffen
In der Praxis geschieht ein so früher Eingriff aber selten, da die Durchmesser der Bäume noch gering sind und keine Schwachbloche ergeben. Zudem ist die Holzernte bei geringen Durchmessern extrem arbeitsaufwändig. Selbst bei Einsatz eines Harvesters rechnet sich die Maßnahme kaum. So wird meistens zugewartet. Das hat aber gravierende Auswirkungen auf die Stabilität der Bestände. Die H/D-Werte steigen sehr schnell deutlich über den Grenzwert von 80 (bei zwölf Meter Höhe wäre dies ein BHD von 15 Zentimeter) an. Dies führt zu einem deutlich erhöhten Risiko unter anderem für Schneebruch und Windwurf. Spätere Durchforstungen können das versäumte nicht mehr nachholen. Zudem ist durch die versäumte Freistellung der Z-Stämme mit einem deutlichen Zuwachsverlust am Einzelbaum und dadurch mit einer Verlängerung der Umtriebszeit zu rechnen. Dies erhöht wiederum das Risiko für Borkenkäfer und Windwurf. Die vergangenen Jahre haben dies schmerzhaft zum Vorschein gebracht.
Da das Risiko sowohl gegenüber Borkenkäfern als auch gegenüber Windwurf steigt, muss durch eine geänderte Bewirtschaftung die Stabilität der Bestände deutlich erhöht werden. Hier kommt der Stammzahlhaltung die größte Bedeutung zu. Um die Umtriebszeit und damit auch die besonders riskanten Jahre für Windwurf und Borkenkäferbefall deutlich zu verringern, brauchen Bestände eine frühere Absenkung der Stammzahl.
Durch den Klimawandel verschärfen sich vor allem die Gefährdung durch Windwurf/Windbruch, Borkenkäfer und Trockenstress. Die Windwurf Gefährdung nimmt mit zunehmender Bestandeshöhe und Trockenheit zu. Für alle vier Hauptgefährdungen sind die wichtigsten Maßnahmen die frühzeitige Verringerung der Stammzahl (H/D-Wert < 80) und damit einhergehend die Senkung der Umtriebszeit. Auch Trockenstress kann durch eine Senkung der Stammzahlhaltung deutlich verringert werden.
In Teil zwei in der nächsten Ausgabe der BauernZeitung geht es um die Vorteile von geringeren Stammzahlen: https://bauernzeitung.at/nadelholz-mehr-ertrag-weniger-risiko/
- Bildquellen -
- So sieht ein undurchforsteter Fichtenwald aus.: Landesforstdienst