Michael Groier ist Wissenschafter am Bergbauerninstitut des Landwirtschaftsministeriums. In seinem Forschungsprojekt beschäftigte er sich mit der Zukunft landwirtschaftlicher Kleinbetriebe und kam zum Ergebnis: Der Strukturwandel geht auf Kosten der Kleinbetriebe vonstatten. Groier meint aber auch: „Zwar wird diese Entwicklung fortschreiten, doch es gibt Maßnahmen, welche die Zukunft der Kleinlandwirtschaft in einem gewissen Maß sichern können.“ Diese sollen im nachfolgenden behandelt werden. Ebenso wie die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von Kleinbetrieben.
Verbesserungsbedarf bei der Verteilung von Fördermitteln
Ein zentraler Ansatzpunkt für die Korrektur des Strukturwandels sind für Experte Groier die Fördermittel aus der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Seiner Meinung nach fließe sehr viel Geld in die größeren Betriebe, vor allem durch die flächenbezogenen Förderungen. Sehr gut verdeutlichen würde das die obenstehende Grafik.
„Wenn wir uns den zweiten Balken ansehen – er zeigt die Summe der GAP-Zahlungen – dann sehen wir, dass 40 Prozent der kleinsten Betriebe nur 13 Prozent des gesamten Förderungsvolumen erhalten, währenddessen jenen zwei Prozent, die über
200 Hektar besitzen, zehn Prozent der Fördermittel ausbezahlt werden.“ Das Ungleichgewicht zeige sich auch in der Prämienhöhe pro Betriebe, die in der dritten Säule dargestellt ist. So bekommt ein Kleinbetrieb im Schnitt 3900 Euro, während an die Groß-
betriebe 71.600 Euro fließen.
„Man muss aber auch berücksichtigen, dass pro Hektar gerechnet, die Kleinbetriebe im Gegensatz zu den größeren Höfen auf relativ hohe Prämien kommen“, relativiert Groier. Das hänge damit zusammen, dass die Kleinbetriebe vor allem im Berggebiet liegen und über die Ausgleichszulage (AZ) große Summen erhalten. Außerdem nehmen Kleinbetriebe im ÖPUL häufig an ökologisch wertvolleren Maßnahmen teil, die höher prämiert sind. „So kommt man zu relativ guten Hektar-Prämien, obwohl die Betriebsprämie relativ gering ist“, erklärt der Experte.
Stolze Bauern, mit Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit
Auch bei den Befragungen, die Groier und seine Kollegen in vier Regionen mit hohen Kleinbetriebsanteil durchführten, wurde das GAP-Fördersystem und sein Flächenbezug kritisiert. Generell war dabei laut dem Wissenschaftler zu merken: „Die Kleinlandwirtschaft fühlt sich ein bisschen am Rande der Agrarpolitik. Sie hat das Gefühl, es geht mehr um die großen, wettbewerbsfähigeren Betriebe.“ Es verwundert daher auch nicht, dass die Motivation, Kleinbetriebe weiter zu bewirtschaften, nicht ökonomischer Natur ist. Viel öfter gehe es um die Liebe zur Natur, Selbstverwirklichung, Tradition aber auch um ein gutes Umfeld für die Kindererziehung bzw. eine sinnvolle Beschäftigung am Lebensabend. Trotz alledem und dem Umstand, dass viele ihre Betriebe im Nebenerwerb führen, sind die Kleinlandwirte stolze Bauern und sehen sich auch als solche.
Betriebliche und politische Lösungsansätze
Groier sieht aber auch die Klein-betriebe hinsichtlich ihrer künftigen Perspektiven in der Pflicht. „Eines ist klar, wenn Kleinbetriebe eine Zukunft haben wollen, müssen sie sich spezialisieren. Mit den klassischen konventionellen Massenprodukten wie Getreide, Milch oder Fleisch werden sie am Markt nicht überleben.“ Dennoch seien mehr Aufmerksamkeit
für die kleinstrukturierte Landwirtschaft und natürlich eine andere Verteilungswirkung bei den GAP-Mitteln wünschenswert.
„Man könnte zum Beispiel die Förderungsobergrenze pro Betrieb reduzieren, oder aber die Modulation nach dem Vorbild der Ausgleichszulage wirksamer gestalten. Auch eine stärkere Verlagerung der Mittel von der ersten in die zweite Säule würde kleinen Betrieben sehr helfen“, skizziert Groier einige Lösungsansätze. Auch die Einführung eines Sockelbetrags bei den Direktzahlungen sieht er als sinnvoll an.
In Teil 1 der Serie zur Zukunft der Kleinlandwirtschaft in Österreich lesen Sie warum die kleinen Familienbetriebe unverzichtbar sind.