Das Erntejahr 2020 war ein gutes für die Tiroler Erdäpfelbauern: Insgesamt wurden 15.000 Tonnen Erdäpfel geerntet, die Durschnittserträge waren um 10 Prozent höher als im Vorjahr, auch die Qualität war gut. In Osttirol, wo auf 50 bis 55 Hektar Erdäpfel angebaut werden, konnte man heuer die Rekordmenge von 2250 Tonnen ernten, erfährt man vonseiten der Osttiroler Kartoffelbauern (OSKAR).
Problematisch daran ist nur, dass die Gastronomie- und Tourismusbetriebe aufgrund der derzeitigen Situation keinen Bedarf an Erdäpfeln haben und die Tiroler Bauern somit auf etwa dreißig bis fünfzig Prozent ihrer Ernte sitzen bleiben könnten. In Osttirol warten derzeit 1500 Tonnen Erdäpfel in den Lagern auf ihren Verkauf. Vor allem größere Knollen waren in der Gastronomie gefragt und sind jetzt schwer absetzbar, weil sie nicht den Standards der Handelsketten entsprechen. „Derzeit suchen wir nach Verwertungsmöglichkeiten“, bestätigt der Landtagsabgeordnete Martin Mayerl, Bezirksbauernobmann von Lienz.
Erdäpfeln aus Tiroler Boden den Vorzug geben
Um den Konsumenten heimische Erdäpfel anzubieten, sollte der Handel einen Schritt auf die Bauern zugehen und auch jene, die aufgrund ihrer Größe nicht der Norm entsprechen, in sein Sortiment aufnehmen, meint Martin Mayerl. „Zwar stammt der Großteil der Erdäpfel im Supermarkt aus Österreich, jedoch nur ein geringer Teil aus Tirol. Andere Bundesländer wie Niederösterreich sind die Hauptlieferanten.“
Tiroler Erdäpfel im Frühjahr zu entsorgen oder zu unterirdischen Preisen zu verscherbeln, während der Handel Frühkartoffeln aus südlichen Ländern importiert, hält Martin Mayerl für einen Skandal. „Wir haben den Vorteil guter Lager, die unsere Erdäpfel bis ins Frühjahr hinein frisch halten. Doch auch das Lagern verursacht Kosten. Werden die heimischen Erdäpfel dann zugunsten weitgereister Ware übergangen, bleibt man zusätzlich zum Verlust des Erdäpfel-Umsatzes auf diesen Kosten sitzen.“
Derzeit sei der Markt ohnehin überfüllt, meint man auch vonseiten der Landwirtschaftskammer. Die Erdäpfelernte sei europaweit gut ausgefallen und fast überall kämpfe man aufgrund der fehlenden Gastronomie um die im Verhältnis kleine Nische des Lebensmittelhandels. Die Preislage sei derzeit angespannt.
Mayerl appelliert, Solidarität mit den Tiroler Erdäpfelbauern zu zeigen. Auch über Direktvermarkter könne man an die Erdäpfel kommen und einen Beitrag zur Sicherung der heimischen Landwirtschaft leisten.
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