Vogelgrippe zwingt Betriebe in Deutschland zur Stallpflicht

Experten mahnen auch in Österreich zur Vorsicht.

In Deutschland gilt in ersten Bundesländern eine Stallpflicht, in Österreich wird gewarnt.

Das H5N8-Virus entwickelt sich in Deutschland zunehmend zum Problem. Vor allem betroffen sind die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. In letzterem  wurden seit Ende Oktober rund 170 Fälle  bei Wildvögeln gemeldet, es gilt daher seit der Vorwoche eine Stallpflicht – Hühner, Gänse und Puten dürfen somit vorerst nicht mehr ins Freie. 

Risiko als hoch eingestuft

In Mecklenburg-Vorpommern ist die Vogelgrippe in mehreren Betrieben ausgebrochen. Im Landkreis Rostock müssen deshalb die 70.000 Legehennen eines Betriebes getötet werden, um der Tierseuche Herr zu werden.  In der Region wird eine Aufstallungspflicht angeordnet. Seitens der Politik wird von einem “äußerst aggressiven Virusgeschehen” gesprochen.

Auch das deutsche Friedrich-Löffler-Institut stellt in seiner aktuellen Risikoeinschätzung fest: “Das Risiko weiterer Einträge des Geflügelpest-Erregers nach Deutschland, der Ausbreitung in Wasservogel-Populationen und des Eintrags in Nutzgeflügelhaltungen und Vogelbestände in zoologischen Einrichtungen wird als hoch eingestuft”. Die Überwachung toter oder kranker Wildvögel sollte daher unverzüglich intensiviert sowie die Biosicherheit in Geflügelbetrieben überprüft und gegebenenfalls optimiert werden, rät das Institut. Zudem sollte unbedingt verhindert werden, dass Kontakte zwischen Geflügel und Wildvögeln entstehen.

Europa reagiert

In Europa sind, wie aiz.info berichtet, derzeit neben Deutschland auch Dänemark, Frankreich, die Niederlande und Irland von Ausbrüchen des Virus bei Wildvögeln betroffen. Ausbrüche in Hausgeflügelbeständen gäbe es bisher in den Niederlanden, in Deutschland und im Vereinigten Königreich. Im asiatischen Raum wurde in Japan in einem Geflügelbetrieb (330.000 Masthühner) der Vogelgrippe-Erreger H5N8 festgestellt.

Die Europäische Kommission hat bereits Ende September eine dringende Warnung für die Mitgliedstaaten ausgesprochen. Hintergrund war eine Reihe von Ausbrüchen der hochpathogenen Geflügelpest bei Haus- und Wildvögeln in Westrussland und Kasachstan. Diese Region ist eine bekannte Herbstmigrationsroute für Wasservögel auf dem Weg nach Europa. Die Erfahrungen der Seuchenwellen 2005 und 2016 hätten gezeigt, dass ausgehend von diesen Regionen im jeweils folgenden Herbst und Winter die Geflügelpest in Europa mit den Zugvögeln landet. Diese Warnung wurde an alle Landesregierungen und an die Stakeholder ausgeschickt, mit der Bitte um gesteigerte Aufmerksamkeit und Erhöhung der Biosicherheitsmaßnahmen in den Geflügelbetrieben.

Die EU-Kommission hat mittlerweile auch eine Durchführungsentscheidung mit Maßnahmen gegen die Geflügelpest in Deutschland verabschiedet. In deren Anhang sind Schutz- beziehungsweise Überwachungszonen definiert.

Warnung auch für Österreich

Das österreichische Gesundheitsministerium schließt sich der Warnung aus der EU an und ruft zu erhöhter Wachsamkeit auf.  Jüngst sind etwa im Rheindelta tote Wildvögel gefunden worden. Der Kadaver eines  frisch verendeten Tieres – die anderen waren zu alt – wurde zur Untersuchung nach Wien geschickt. Mitte der Woche soll laut dem Vorarlberger Landesveterinär Norbert Greber das Ergebnis vorliegen und damit feststehen, ob ein Zusammenhang mit der Geflügelpest besteht, das berichtete vorarlberg.orf.at.

Der Geflügelzüchter-Verband habe demnach seine Mitglieder bereits aufgefordert, nicht mehr im Freien zu füttern und zu tränken, um keine Wildvögel anzulocken, vor und nach Betreten der Gehege und Stallungen Schuhe sowie Hände zu desinfizieren und wenn möglich auch die Kleider zu wechseln.

Die Landwirtschaftskammer (LK) Österreich verweist in diesem Zusammenhang auf die LFI-Broschüre “Biosicherheit Geflügel”. Sie umfasst alle Maßnahmen, um die Gefahr der Einschleppung und Ausbreitung von Infektionserregern zu minimieren und damit die Tiere gesund zu erhalten

(V.S.)

- Bildquellen -

  • Hennenstall: agrarfoto.com
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