Christian Winter beschreitet seit zwei Jahren einen innovativen Weg der Schweinehaltung.
Christian Winter beschreitet seit zwei Jahren einen innovativen Weg der Schweinehaltung.

Für Landwirte gäbe es momentan nur drei Möglichkeiten, um bei den derzeitigen Erzeugerpreisen am Markt bestehen zu können: “Größer werden, Nischen bedienen oder aufhören”, ist Christian Winter überzeugt. Der 33-jährige Jungbauer aus Nussbach im Bezirk Kirchdorf (OÖ) hat sich für die Nischenproduktion entschieden. Mit Erfolg, wie sein Projekt “meinschweinderl.at” zeigt.

 

Hochwertiges Fleisch tierfreundlich erzeugen

Drei Generationen unter einem Dach ©privat
Drei Generationen unter einem Dach ©privat

Winter absolvierte nach der Matura an der Höheren Landwirtschaftlichen Bundeslehranstalt in St. Florian die Ausbildung zum Krankenpfleger. Obwohl für ihn klar war, dass er den elterlichen Betrieb später einmal übernehmen werde, ging er für sieben Jahre nach Wien, um dort zu arbeiten. In der Bundeshauptstadt lernte er nicht nur seine Frau Zsuzsanna kennen, sondern enwickelte gemeinsam mit ihr auch die Idee für das neue Betriebskonzept. 2012 übernahm er den Hof daheim, zwei Jahre später kehrte er nach Oberösterreich zurück: “Ich wollte die Landwirtschaft unbedingt weiter betreiben, jedoch nicht in der ursprünglichen Form eines geschlossenen Schweinebetriebes.” Seine Vison war der Aufbau einer eigenen Marke, unter der qualitativ hochwertiges Fleisch tierfreundlich erzeugt und zu einem dementsprechenden Preis vermarktet werden kann. Dazu wurde der alte Zuchtstall umgebaut. Dieser bietet jetzt ausreichend Platz für insgesamt 30 Mastschweine.
Der findige Landwirt bietet Konsumenten die Möglichkeit der Schweinelohnmast in drei Varianten an: Ein ganzes Schwein zum Preis von 670 Euro, ein halbes Schwein um 350 Euro oder ein viertel Schwein für 200 Euro. “Bei der Bestellung ist eine Anzahlung zu leisten. So ist das Ferkel finanziert. Der Rest ist bei der Abholung zu bezahlen”, erklärt er sein System. Sollte ein Schwein verenden, wird die Anzahlung rückerstattet.

Webcam im Stall bietet volle Transparenz

Webcam im Stall auf der Fensterbank ©BZ/Mursch-Edlmayr
Webcam im Stall auf der Fensterbank ©BZ/Mursch-Edlmayr

Die Tiere werden auf Stroh gehalten. Die Ferkel bezieht Winter mit knapp 30 Kilo von einem Biobauernhof aus der unmittelbaren Umgebung. Er selbst bewirtschaftet den Betrieb konventionell. Auf seinen Ackerflächen (21 Hektar) werden neben Winterweizen, Wintergerste und Erbsen für die Schweinefütterung auch Mais und Soja kultiviert. Die Mastdauer beträgt knapp ein halbes Jahr. Mit circa 150 Kilo Lebendgewicht werden die Tiere auf einem Schlachthof in der Region geschlachtet, das Fleisch zerlegt, portioniert und vakuumverpackt. Die Kunden werden zwei Wochen vor der Schlachtung informiert und haben dann vier Tage Zeit, das Fleisch am Hof abzuholen. Für ein ganzes Schwein bekommt man circa 65 Kilo Frischfleisch und zehn Kilo Speck, auf Wunsch auch Innereien. “Dadurch, dass meine Kunden alle Teile vom Schwein bekommen, entsteht wieder mehr Wertschätzung für das Tier”, erklärt Winter.Die Haltungsform werde immer wichtiger. In der Endmast stehen jedem Schwein drei Quadratmeter im Stall zur Verfügung. Für Winter ist es wichtig, dass die Kunden das Konzept nachvollziehen können. Deswegen entschied er sich auch, eine Webcam im Stall zu montieren. Über das Internet kann man auf seiner Homepage die Schweine 24 Stunden am Tag beobachten und ihnen beim Fressen und Schlafen zusehen: “Transparenz ist entscheidend. Bei den Konsumenten findet ein Umdenken statt. Sie wollen wissen, wo und wie die Produkte erzeugt werden”, erzählt er von seinen Erfahrungen. Natürlich müsse aber auch die Qualität passen. “Das Fleisch schmeckt anders als im Supermarkt. Den Tipp mit der längeren Mastdauer habe ich von meinem Fleischhauer, dadurch wird das Fleisch reifer.” Seine Kundenschichten seien sehr unterschiedlich: “Zu mir kommen sowohl junge Familien, aber auch ältere. Viele wollen es ausprobieren, und manche machen es aus Überzeugung, wegen des Tierwohls”, versucht Winter zu kategorisieren. Eines hätten aber alle gemeinsam: Sie sind mit der Qualität des Fleisches sehr zufrieden. Für einige seiner Kundschaften mästet er mittlerweile bereits das zweite bzw. dritte Schwein. Dies entspreche auch voll und ganz seinem durchdachten Konzept. “Ich will mir nicht immer neue Kunden suchen müssen, sondern bestehende überzeugen. Dafür muss die Qualität einfach passen.”

Eigene Marke samt Logo aufgebaut

Die Tiere werden auf Stroh gehalten. ©privat
Die Tiere werden auf Stroh gehalten. ©privat

Der tägliche Arbeitsaufwand fürs Ausmisten und Füttern betrage circa 40 Minuten. “Mir war es wichtig, dass ich mir Arbeit und Zeit selber einteilen und auch den Preis festlegen kann. Ich will gut davon leben können, aber keine Abzocke betreiben.” Ein Umstieg auf Bio ist für ihn derzeit kein Thema: “Der dazu nötige Stallumbau mit Auslauf ist eine Kostenfrage. Außerdem würde eine Preiserhöhung die Kunden abschrecken”, zeigt er sich sicher.
Derzeit hat Winter 22 Schweine eingestellt. Eine Aufstockung der Mastplätze auf 40 Stück könne er sich hingegen in Zukunft schon vorstellen: Dann müsste er nicht mehr Teilzeit arbeiten gehen. “Allerdings wären damit auch einige Auflagen im Zuge der Schweine-Hygieneverordnung zu erfüllen”, gibt er zu bedenken. Wenn die Nachfrage darüber hinaus weiter steige, könne er sich auch vorstellen, andere Landwirte in sein Projekt miteinsteigen zu lassen. “Nischen sind für kleine Betriebe überlebenswichtig. Für mich hätte es keine andere Option gegeben, ansonsten hätte ich verpachten müssen”, blickt er zurück.
Mit “meinschweinderl.at” hat Winter ein neues und bis dato einzigartiges Konzept geschaffen, das aufzugehen scheint. “Nischen sind jedoch auch nur begrenzt bedienbar. Der Konkurrenzdruck steigt. Man muss sich abheben, und deshalb habe ich mir eine eigene Marke mit Logo aufgebaut”, erklärt der Jungbauer sein Erfolgsrezept.

 

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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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