Die Liste der extremen Wetter-ereignisse in Zeiten des Klimawandels ist lang, und längst sind Naturkatastrophen keine vereinzelten Jahrhundertereignisse mehr. Waren es im Frühjahr 2016 verheerende Spätfröste, die binnen weniger Stunden vor allem im heimischen Wein- und Obstbau zu katastrophalen Schäden führten, so hatten die bäuerlichen Betriebe ein Jahr zuvor mit massiver Dürre und 2013 mit schweren Überschwemmungen zu kämpfen. In vielen Fällen ging das Schadensausmaß an die betriebliche Existenz.
Voller Schutz zur halben Prämie gewährleistet
Um das Risikomanagement für die Betriebe zu verbessern, hat das Parlament auf Initiative agrarpolitischer Entscheidungsträger zu Jahresmitte 2016 per Gesetz die staatliche Förderung von Versicherungsprämien erweitert und auf mehr Risiken als bisher ausgedehnt. Neben Hagel und Frost werden nun auch Versicherungen gegen die Folgen von Dürre, Sturm und starken oder anhaltenden Regenfällen mit je 25 Prozent der Prämie von Bund und Ländern bezuschusst – und das für alle landwirtschaftlichen Kulturen. Zugleich entfallen künftig Entschädigungen aus dem Katastrophenfonds für versicherbare Risiken. Der Vorteil für die Bäuerinnen und Bauern: Die Versicherungsprämie wird durch die staatliche Förderung für den einzelnen Betrieb leistbar, und es besteht ein Rechtsanspruch auf Entschädigung.Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, zeigt sich von diesem Modell der “Private-Public-Partnership”, bei dem sowohl die öffentliche Hand als auch der Landwirt einen finanziellen Beitrag leisten, überzeugt: “Eine staatliche Unterstützung bietet die Möglichkeit, Risiken abzusichern, die auf rein privatwirtschaftlicher Ebene für den einzelnen Landwirt nicht leistbar wären.” Auch international gehe man den Weg hin zu einem umfassenden Risikomanagement, sagt Weinberger: “Der Landwirt in China etwa bezahlt nur 20 Prozent der Ernteversicherungsprämie, und der Staat übernimmt 80 Prozent. In den USA bezahlt der Landwirt 35 Prozent der Prämie, der Staat übernimmt den Rest von 65 Prozent.”
Produktneuerungen für mehr Versicherungsschutz
Die Österreichische Hagelversicherung reagiert auf die Zunahme von Wetterextremen mit neuen Versicherungsprodukten:
- Neue Dürreindex-Versicherungen für Winterweizen und Zuckerrübe: Neben den bestehenden Dürreindex-Versicherungen für Grünland und Mais werden ab 2017 auch Dürreindex-Versicherungen bei den Kulturen Winterweizen und Zuckerrübe angeboten. Bei der Dürreindex-Versicherung wird der zehnjährige Niederschlagsdurchschnitt mit dem Niederschlag im aktuellen Jahr unter Berücksichtigung der Verteilung und von Hitzetagen verglichen. Entschädigungen werden ab bestimmten Abweichungen ausbezahlt.
- Ertragsverluste bei Überschwemmung: Bislang waren bei Überschwemmungsschäden ausschließlich die Wiederanbaukosten gedeckt. Künftig sind auch Ertragsverluste durch Überschwemmung versichert, die zu einem Totalschaden an der Pflanze führen oder wenn der Qualitätsverlust so groß ist, dass eine Vermarktung nicht möglich ist.
- Neue Frostversicherungen bei Obst: Im Jahr 2016 waren Äpfel, Birnen, Haselnüsse und Erdbeeren gegen Frost versicherbar. Nun sind auch Frostversicherungen bei Stein- und Beerenobstarten möglich. Das betrifft die Obstarten Kirschen, Weichseln, Pfirsiche, Nektarinen, Marillen, Zwetschken sowie Brombeeren, Himbeeren, Stachelbeeren, Johannisbeeren, Heidelbeeren und Aronia.
Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter freut sich, dass die Verbesserung der Risikoabsicherung für die Bauern gelungen ist: “Mit der Ausweitung der Prämienförderung wurde ein wichtiger Schritt für die Zukunft gesetzt.”
Christine Demuth
Versicherung: Was das geförderte System bringt
• Bei einer Versicherung besteht für bäuerliche Betriebe Rechtsanspruch auf Entschädigung.
• Neben Hagel und Frost werden künftig auch Dürre, Sturm und starke oder anhaltende Regenfälle mit je 25 Prozent von Bund und Ländern bezuschusst.
• Die Förderung trägt auch dazu bei, die heimische Lebensmittelversorgung und damit die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion sicherzustellen.