Im Rückwärtsgang zum Erfolg

Reinhard Födermayr (l.) und Georg Landerl holten sich unter 24 österreichweiten Einreichungen den Sieg. ©Privat
Reinhard Födermayr (l.) und Georg Landerl holten sich unter 24 österreichweiten Einreichungen den Sieg. ©Privat
Etwas ausprobieren, schauen ob es sich lohnt und dabei immer offen sein für Neues. Mit dieser Philosophie haben Reinhard Födermayr und Georg Landerl (beide 32)aus Hargelsberg (OÖ) Erfolg. Denn ihr Projekt “Mexen der Vaterlinien im Saatmais” hat sich binnen zwei Jahren zu einem eigenen Betriebszweig entwickelt. Seit 2014 wurden damit 210 Hektar Saatmais von insgesamt zwölf Landwirten bearbeitet und 4300 Kubikmeter “Vaterlinien-Mais” im Rückwärtsgang geerntet.

Mexen statt Mulchen

Der umgebaute Maismex ist reihenunabhängig und ist 1,53 Meter breit. ©Privat
Der umgebaute Maismex ist reihenunabhängig und ist 1,53 Meter breit. ©Privat
Aber zurück an den Anfang, denn so schnell ist das prämierte System nicht erklärt: Wie auch andere Saatmaisvermehrer standen die beiden Junglandwirte vor dem Problem, die Vaterlinien aus den Maisvermehrungen nicht effektiv nützen zu können. Diese müssen nämlich vor der Ernte der Mutterlinien entfernt oder umgeschnitten werden, um eine Saatgutverunreinigung zu verhindern. Durchgeführt wird das mit einem Stelzentraktor mit rotierenden Messern oder einem schmalen Traktor mit ebenso schmalem Mulcher. Damit verbleibt der Mais allerdings am Feld, womit bis auf den Düngerwert kein Nutzen erzielt werden kann. Ein Häckseln und Abtransportieren der Vaterlinien war bislang nicht möglich, weil diese nur 1,6 bis maximal 2,2 Meter breit angebaut werden. “Mit einem Standardmexer kann man hier nicht durchfahren”, erklärt Georg Landerl.

Genau da setzt die Idee der beiden Tüftler an. Sie bauten mit Hilfe des befreundeten Technikers Gregor Hofmann einen zweireihigen Maismex der Firma Pöttinger zu einem reihenunabhängigen Gerät mit einer Breite von 1,53 Metern um. Außerdem wurde der Anbaubock so verändert, dass der Häcksler direkt hinter dem Schmalspurtraktor montiert werden kann, ohne dass das Anbaugerät seitlich über den Traktor hinausragt. “Eine weitere Herausforderung bestand in der Logistik, um das Erntegut praktikabel abzutransportieren”, erzählt Reinhard Födermayr. Dies wurde mit einem umgebauten Anhänger mit zwei Kisten zu je 2,2 Kubikmeter Fassungsvermögen gelöst, der frontseitig an den Traktor angehängt wird. Geerntet wird schließlich im Rückwärtsgang (siehe Bild oben).

“Sind die Kisten voll, wird auf den zweiten Anhänger umgehängt”, so Födermayr, “im Normalfall schaffen wir mit einem Anhänger eine Feldlänge von 500 bis 700 Metern – je nach Ertrag.” Mit einem zweiten Traktor mit Frontlader und Kistendrehgerät werden die Kisten in einen Anhänger entleert und mit dem dritten Traktor erfolgt der Abtransport. Verwertet wird der Mais zum Großteil in einer nahegelegenen Biogasanlage, er findet aber auch als Viehfutter Verwendung. “Drei Personen und drei Traktoren sind im Einsatz”, erläutert Georg Landerl den nicht uner­heblichen Ressourceneinsatz. “Das Geld machst du erst über die Menge”, so Landerl.

Für die beiden Junglandwirte hat sich das Projekt jedenfalls doppelt ausgezahlt. Zum einen “ist es mittlerweile ein eigener Betriebszweig”, so Reinhard Föder­mayr. Zum anderen verschaffte ihnen ihr Konzept den ersten Platz beim Jungbauern Innovationspreis 2016 und damit den Preis von 6000 Euro in Lagerhausgutscheinen.

Zwei mit Wissen und Können

Reinhard Födermayr (l.) und Georg Landerl holten sich unter 24 österreichweiten Einreichungen den Sieg. ©JB
Reinhard Födermayr (l.) und Georg Landerl holten sich unter 24 österreichweiten Einreichungen den Sieg. ©JB
Die beiden Oberösterreicher, die schon gemeinsam den Kindergarten besucht haben, vereint aber auch sonst Innovationsgeist und Umsetzungsmut. So produziert Georg Landerl Brennholz in praktischen 14 Kilogramm-Schachteln auf Abobasis – für Personen, die keinen Lagerplatz haben. Hauptberuflich ist der Boku-Absolvent als Produkttrainer für Mähdrescher bei Case IH beschäftigt. Seine Leidenschaft für die Landwirtschaft hat er schon früh entwickelt – am “Krughof” seines Onkels Raimund Hiesmair mit Ackerbau und Forstwirtschaft. Dort hat er von klein auf mitgearbeitet und wird den Betrieb in den nächsten Jahren übernehmen. Seit 2010 wohnt er dort mit seiner Frau Elisabeth und mitt-lerweile zwei gemeinsamen Kindern.

Reinhard Födermayr ist seit einem Jahr Betriebsführer am “Kapphof”, den er von seinen Eltern übernommen hat. Alle Maschinen samt Traktoren werden in einer Gemeinschaft von drei Höfen genutzt. “Man kann sich viel ausreden”, ist Födermayr überzeugt. Dass es funktioniert “sieht man bei den Erträgen”. Bis 2010 wurden auf seinem Betrieb auch Sauen gemästet. Diesen Betriebszweig hat Födermayr aber aufgelassen, “weil die Überzeugung nicht da war und große Investitionen angestanden wären”. Denn für den WU-Absolventen muss “das Gesamtkonzept passen” – und das heißt: Leidenschaft für die Arbeit und Wirtschaftlichkeit in der Umsetzung. Wo früher der Saustall war, hat er sich mit seiner zukünftigen Frau Ulrike – die beiden heiraten am kommenden Samstag – eine Wohnung ausgebaut.

Für ihre landwirtschaftliche Zukunft setzen Georg Landerl und Reinhard Födermayr auf Diversifizierung und mehrere Standbeine. “Größer werden zahlt sich schon aufgrund der hohen Pachtpreise nicht aus”, sagt Landerl. Das Erfolgsrezept: Auf kleiner Fläche intensivieren und “damit die Wertschöpfung am Hektar erhöhen”. Übrigens: Das Preisgeld investieren die Junglandwirte in einen neuen Betriebszweig. Dafür stellen sie einen Teil ihrer Betriebe auf Bio um. Mehr wollen sie dazu allerdings noch nicht verraten. Fest steht nur: Es wird gemeinsam mit zwei weiteren Höfen in Angriff genommen.

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