Der Prophet gilt nichts im eigenen Land”, heißt es. Deshalb ist es manchmal gut, über die Grenzen zu blicken und mit Politikern “von außen” über die Situation im eigenen Land zu diskutieren. So geschehen bei der Kalenderkonferenz des Bauernbundes im Bezirk Rohrbach. Als Referent geladen war der Präsident des bayerischen Bauernverbandes Walter Heidl und der hatte einiges zu sagen.
“Österreich hat viel für seine Bauern erreicht”
Gleich zu Beginn betonte er die Errungenschaften bei der bäuerlichen Pensionsversicherung in Österreich. In Bayern etwa betrage die Bauernpension maximal 465 Euro, für Ehegatten 256 Euro. “Auf die Erfolge des Bauernbundes und eines Jakob Auer wird in Bayern sehr häufig hingewiesen”, so Walter Heidl. Als weiteres Beispiel nannte Heidl die Pauschalierung, deren Grenze in Österreich mehr als doppelt so hoch ist als in Bayern. So ist im Nachbarland die Pauschalierung nur bis 20 Hektar bzw. 50 Vieheinheiten möglich, während hierzulande die Grenze bei 60 Hektar, 120 Vieheinheiten bzw. 75.000 Euro Einheitswert liegt. Ausdrücklich wies Heidl darauf hin, wie wichtig eine funktionierende Marketing-Gesellschaft für die Landwirtschaft sei. Wie in Österreich die AMA-Marketing hatte es in Deutschland die CMA (Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft) gegeben. Weil aber die Beiträge zunehmend von den Bauern kritisiert wurden, entschied das Bundesverfassungsgericht letztendlich die Aufhebung der Pflichtmitgliedschaft und die CMA verlor ihre Existenzberechtigung. Mittlerweile wünsche man sich diese reumütig zurück.
“Geduldige Aufklärung”
Heidl plädierte auch für eine starke Interessenvertretung. Der bayerische Bauernverband habe 150.000 Mitglieder bei 109.000 Invekos-Betrieben. Viele bäuerliche Betriebe, die verpachtet wurden, seien weiterhin Mitglied im Verband, weil sie dort die Interessen der Grundbesitzer vertreten sehen. Der Mitgliedsbeitrag für einen 30-Hektar-Betrieb betrage pro Jahr 230 Euro. “Die Beiträge werden bei uns jährlich angehoben, weil ja auch die Ausgaben steigen. Nur so können wir uns erfolgreich für unsere Mitglieder einsetzen”, so Heidl.
Parallelen zog der Verbandspräsident in punkto “Konzentration des Lebensmitteleinzelhandels”. Ähnlich wie hierzulande beherrschen in Deutschland vier Konzerne 85 Prozent des Lebensmitteleinzelhandels. “Unser Ziel muss es sein,den immer höheren Anforderungen und Programmen zu Lasten der Bauern Einhalt zu gebieten”, sagt Heidl.
Als “hartnäckige Detailarbeit für das große Ganze” nannte Heidl die Interessenvertretung für die Landwirtschaft. Die Sicherung der bäuerlichen Tierhaltung sei dafür ein Beispiel Hierbei sei geduldige und kontinuierliche Aufklärungsarbeit gegenüber der Forderungen und Kampagnen von Tierschutzorganisationen notwendig. Man müsse noch viel mehr realistische Bilder sprechen lassen und mit der romantisierten Vorstellung von Oldtimertraktor bis Melkeimer aufräumen. Den Konsumenten müsse man sich dabei als Partner suchen und verstärkt neue Medien in der Kommunikation nutzen. Klar sprach sich Heidl für eine verstärkte Kooperation der Alpenländer im agrarischen Bereich aus. Erste Schritte zur Abstimmung mit Agrarlandesrat Max Hiegelsberger seien bereits unternommen.